Belastung oder Hysterie?
Immer mehr Betroffene klagen über Brummtöne – das steckt dahinter
DOSSIER. Es brummt. Tiefe Töne strapazieren die Nerven jener Steirerinnen und Steirer, die sie hören können. Diese Infraschalltöne lösen bei den Betroffenen Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen bis hin zu Muskelzucken aus. Was dahinterstecken kann, wie sich ein Brummton anhört und was das Land nun tut.
Von Barbara Kahr
Nicht sichtbar, nicht greifbar und doch hörbar: Brummtöne. Jene, die sie hören, klagen etwa über Schlafstörungen, Herzrasen oder Kopfschmerzen. Dabei handelt es sich um tiefe Töne, sogenannte Infraschalltöne, die nur ein geringer Prozentteil der Bevölkerung wahrnimmt. Falls Sie sich fragen: Beim Intro war tatsächlich nur die tonlose Visualisierung einer Schallwelle zu sehen. Ein Audio-Beispiel für einen Brummton finden Sie hier.
Im Sommer 2022 gab es erste Meldungen von Brummtönen im Raum Deutschlandsberg. Seither werden immer mehr Stimmen von Betroffenen laut. Nicht nur in der Weststeiermark. Laut Marc Ortner, Grünen- und Bürgerlisten-Stadtrat, meldeten sich bei ihm auch Betroffene aus Oberwart (Burgenland), Judenburg, Ennstal, Weiz, Leibnitz. Des Weiteren erreichten die Redaktion zahlreiche Anrufe von Betroffenen aus den oben genannten Regionen sowie aus Graz bis hin zu Bruck an der Leitha und Krems an der Donau (Niederösterreich). Das Problem ist nicht neu. „Der Spiegel“ berichtete bereits 2001 darüber, die „Süddeutsche Zeitung“ 2015 und 2020 griff der „Standard“ das Brummen auf. Auf Facebook gibt es bereits mehrere Gruppierungen, die sich zu dem Thema austauschen. In Deutschlandsberg fand am 21. Jänner 2023 ein erstes Vernetzungstreffen für Brummton-Betroffene statt.
ZEITLEISTE
Die Kleine Zeitung berichtet über die Brummton-Problematik
Juli 2022
Er ist kaum hörbar, strapaziert jedoch die Nerven derer, die ihn in Deutschlandsberg wahrnehmen: ein kurioser Brummton. Auch das Unternehmen TDK Electronics GmbH & Co OG beschäftigt das Geräusch.
September 2022
Deutschlandsberg und die TDK Electronics GmbH & Co OG haben die Quelle des kuriosen Brummtones gefunden. Allerdings sind noch weitere Brummtöne aufgetaucht.
Oktober 2022
Die Suche nach den Brummtönen im Bezirk Deutschlandsberg geht weiter. Bereits mehr als 30 Betroffene haben sich bei Grünen und Bürgerlisten-Gemeinderat Marc Ortner gemeldet.
Oktober 2022
Auch in der Stadt Weiz wird – von Bewohnern der Hans-Gruber-Gasse – ein tiefer Brummton wahrgenommen, der einem Weizer den Schlaf raubt.
Jänner 2023
In Deutschlandsberg laden Stadtrat Marc Ortner (Grüne und Bürgerliste) sowie eine betroffene Familie zum ersten Vernetzungstreffen für Brummton-Betroffene ein.
März 2023
Brummton-Betroffene erhöhen mit einem Offenen Brief den Druck gegenüber den Ortschefs von Deutschlandsberg und Frauental.
März 2023
Nach zahlreichen Beschwerden reagiert das Land. Gerhard Semmelrock, Leiter der Abteilung 15 (Energie, Wohnbau und Technik), erklärt, was er vorhat.
Mai 2023
Das Land hat eine eigene Projektgruppe eingerichtet und beginnt, anhand der Hinweise und Beschwerden eine kartografische Übersicht zu erstellen.
Juli 2023
Brummton-Betroffene starten eine Online-Petition und schalten die Volksanwaltschaft ein.
Februar 2024
Schlafstörungen und andere Belastungen beklagen Anrainer, die neben dem Fernwärmewerk in Neumarkt (Bezirk Murau) leben. Nach einem bürokratischem Kampf gibt es nun einen Hoffnungsschimmer.
März 2024
Woher kommen nun die Brummtöne? Die Projektgruppe des Landes hat steiermarkweit gemessen und legt die Ergebnisse offen.
BRUMMTON BESTÄTIGT
Die schwierige Suche nach der Quelle
Die Weststeirerin Manuela Karoline Lenz ist eine der Brummton-Betroffenen. „Es ist bedrückend. Die Ohren fangen an zu singen, es ist ein extremer Druck am Kopf, als hätte man eine Klammer auf dem Kopf. Ich wache oft schweißgebadet auf“, beschreibt sie ihre Wahrnehmungen. Wellenartig kommen die Töne. Lenz kämpft mit Herzrhythmusstörungen, Muskelzucken, Druck am Kopf und Schlafstörungen.
Messungen bestätigten die Brummtöne bei Lenz. Sie konfrontierte das Land, Firmen und die Stadtgemeinde Deutschlandsberg damit. Man nehme sich dem Problem teilweise zwar an, große Veränderungen seien bis dato allerdings ausgeblieben.
Es gibt anscheinend immer mehr empfindliche Leute, die solche Töne hören. Diese sind allerdings schwierig zu messen und noch schwieriger ist es, ihre Quelle zu finden.
Umweltanwältin Ute Pöllinger bezeichnet im Gespräch mit der Kleinen Zeitung die Herausforderung als unwahrscheinlich schwierig. „Es gibt anscheinend immer mehr empfindliche Leute, die solche Töne hören. Diese sind allerdings schwierig zu messen und noch schwieriger ist es, ihre Quelle zu finden“, sagt sie. In einem Fall im Ennstal sei ihrer Meinung nach der Verdacht, dass der Brummton von den Stromspannungsleitungen komme, nicht von der Hand zu weisen. Fix sei in der Causa allerdings nichts.
Positiv gingen Vorfälle etwa in Weiz aus. Bürgermeister Erwin Eggenreich berichtete in einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung im Oktober 2022 von großer Kooperationsbereitschaft, etwa in Preding. Die Unternehmen Magna und Andritz haben dort reagiert und Veränderungen vorgenommen.
LÄRMMESSUNGEN
Land Steiermark ist dem Brummen auf der Spur
Nach mehreren Aktionen der Plattform für Brummton-Betroffene rund um Sprecherin Manuela Lenz hat das Land reagiert. Eine Projektgruppe wurde ins Leben gerufen und neue Messgeräte angeschafft. Durch die Meldungen von Betroffenen steckte man sogenannte Cluster fest. Das sind Gebiete, in denen sich die Beschwerden häufen, wie Projektleiter Dietmar Sauer erklärt. In der Steiermark gebe es zwei davon: Deutschlandsberg und Raaba.
Wir haben steiermarkweit zahlreiche Messungen durchgeführt. Mit dabei war auch immer ein Umweltmediziner.
„Wir haben steiermarkweit zahlreiche Messungen durchgeführt. Mit dabei war auch immer ein Umweltmediziner“, berichtet der Projektleiter. Einer von ihnen ist etwa Amtsarzt Thomas Amegah, stellvertretender Leiter des Referats Sanitätsdirektion – Gesundheitswesen. Er prüft, ob die Messergebnisse gewisse Grenzwerte überschreiten. „Wir untersuchen hier keine Personen, das ist nicht unsere Aufgabe. Wir schauen uns die Messwerte an“, stellt er klar.
Brummende Tunnellüftung
Fündig wurde das Projektteam etwa beim Koralmtunnel. Die Lüftung des Tunnels brummt. „Im Umkreis von zehn Metern sind hier starke, tieffrequente Bewegungen gemessen worden. Mit der Distanz flaut es aber stark ab. 100 Meter entfernt ist nichts mehr da“, gibt Sauer Entwarnung.
Größtenteils sind die Messungen bereits abgeschlossen. „Aktuell sind wir dabei, die Messungen auszuwerten“, erklärt Edgar Chum, Leiter der Abteilung 15 Energie, Wohnbau, Technik. Die Ergebnisse werden laut Sauer in ein eigenes Rechenprogramm eingespeist. Berücksichtigt werden unter anderem die Lage, Wetter, Boden oder Gelände.
Das Land legt Messergebnisse offen
Ein großflächiges Brummen konnte in den vorher abgesteckten Schwerpunktregionen Deutschlandsberg und Obersteiermark nicht festgestellt werden. In Einzelfällen wurde laut Projektleiter Sauer aber sehr wohl der Infraschall gemessen. So etwa in Ardning und in der Stadt Leibnitz. „In Leibnitz war eine Anlage auf dem Dach eines Betriebs defekt. Es wurde repariert, das Brummen hat laut den Betroffenen aufgehört“, erzählt Sauer eine Erfolgsgeschichte. Auch in Raaba-Grambach, Graz-Umgebung, konnte das Brummen gemessen und die Quelle, ein Industriebetrieb, ausgemacht werden.
In Leibnitz war eine Anlage auf dem Dach eines Betriebs defekt. Es wurde repariert, das Brummen hat laut den Betroffenen aufgehört.
Zwei Kriterien, die bei den Untersuchungen unter die Lupe genommen werden, sind die Bauart des Hauses und ob ein Industriegebiet in der Nähe ist. Doch nicht immer wird etwas gefunden. Die Projektgruppe ging auch den Beschwerden aus Deutschlandsberg nach. Die Messgeräte verzeichneten jedoch bei der betroffenen Familie keine Auffälligkeiten. Abgeschlossen ist ihre Messung aber nicht.
Einige Fälle sind laut Sauer noch offen und die gewonnenen Erkenntnisse fließen laufend in die Messprozesse ein. „Wir messen weiter und haben auch schon Messprozesse optimiert. Vom Eingang der Beschwerde bis zum Anlegen der Akten benötigen wir einen Monat“, zeigt der Projektleiter auf. Die Messinformationen werden ferner Fachgremien zur Verfügung gestellt. Unter anderem beschäftigt sich ein Komitee von Austrian Standards International (früher Österreichisches Normungsinstitut) mit den tieffrequenten Tönen.
Hinweise an das Land
Wer Hinweise auf tieffrequente Töne hat, kann diese der Abteilung 15 per Mail unter abteilung15@stmk.gv.at oder telefonisch unter +43 316 877 29 31 melden.
WAS STECKT DAHINTER?
Experte: „Wenn man einen Brummton hat, kann die Quelle bis zu fünf Kilometer entfernt sein“
Harald Emil Graf-Müller, Sie sind Physiker und selbstständiger Akustiker. Wann sind Sie das erste Mal mit Brummtönen in Berührung gekommen?
HARALD EMIL GRAF-MÜLLER: Ich habe während meiner Diplomarbeit angefangen, einen Steyr-Traktor akustisch zu optimieren. Da bin ich das erste Mal mit tiefen Tönen in Kontakt gekommen. Früher hatten diese Traktoren eine hohe Lautstärke im Innenbereich und die Töne waren tieftonig. Da habe ich ein Konzept für Steyr entwickelt, wo diese tiefen Töne nicht aufgetreten sind.
Seit wann wenden sich Brummton-Betroffene an Sie?
Vor 15 Jahren haben die ersten Leute bei mir angerufen und gesagt „Ich halte es nicht mehr aus in meinem Haus. Ich bin komplett fertig, ich habe seit einem halben Jahr nicht mehr geschlafen.“ Am Anfang war das herausfordernd. Wir geben unser Bestes, aber wir finden die Quelle nicht mit 100-prozentiger Sicherheit. Mittlerweile melden sich bei mir am Tag ein bis zwei Leute zu diesem Thema.
Was kann man tun?
Meiner Ansicht nach, und die beruht nur auf Erfahrungen, weil es dazu eigentlich keine Literatur gibt, besteht nur die Möglichkeit, die Ursache zu finden. Das ist allerdings oft schwierig, weil sich tiefe Töne sehr weit ausbreiten.
Das heißt?
Wenn man zum Beispiel am Meer ist und in der Ferne das Schiffshorn eines Dampfers blasen hört, dann hört man den tiefen Ton deshalb, weil sich tiefe Töne ultraweit ausbreiten können. Wenn man einen Brummton hat, kann die Quelle bis zu fünf Kilometer entfernt sein. Das ist viel, weil innerhalb von fünf Kilometern kann es viele Schallquellen geben. Wenn die Frequenz mit dem Haus oder den Wänden in der Wohnung korreliert, beginnt es zu schwingen. Das ist ähnlich wie bei einer Gitarre. Wenn neben Ihnen eine Gitarre steht und Sie klatschen in die Hände, fangen die Seiten – ohne dass Sie sie berührt haben – an mitzuschwingen.
Wie misst man Brummtöne?
Ich habe ein spezielles Messgerät mit einem Mikrofon. Damit man dann gewisse Töne detailliert untersuchen kann, wird die Messung in einem Spektrogramm aufgeschlüsselt.
Was sind typische mögliche Brummton-Quellen?
Wärmepumpen, alte Drehstromzähler, Firmen wie Trocknungsanlagen, Heizkraftwerke, Ventilatoren in Schweine- oder Hühnerställen, Lüftungsanlagen auf einem Kaufhaus, Windkraftwerke, die Kühlanlagen auf Mobilfunkmasten. Was wir zum Beispiel als Quelle sofort finden, ist in einem Mehrparteienhaus das Aquarium des Nachbarn. Wir hatten auch schon einmal eine Chinchilla-Zucht, die natürlich auch Ventilatoren braucht.
Wie kann es trotz Einhaltung der Grenzwerte zu solchen Belastungen kommen?
Wenn ich eine Grenzwertbetrachtung in Österreich mache und der Grenzwert nicht überschritten ist, gibt es – einfach gesagt – eine Freigabe. Die Gesamtbewertung zielt aber auf die mittleren Frequenzen ab, weil das menschliche Ohr mittlere Frequenzen besser hört. Das heißt, es könnte trotzdem ein tiefer Ton dabei sein, der vielleicht sogar über der menschlichen Hörschwelle liegt. Je tiefer der Ton ist, desto höher ist die menschliche Hörschwelle. Bei Menschen, die Brummtöne hören, liegt die Hörschwelle tiefer als bei anderen.
Wie kann das sein?
Das Problem ist, dass die Grenzwertbetrachtung aus einer Zeit kommt, in der die meisten Messgeräte für diese Frequenzen nicht ausgelegt waren.
Glauben Sie, dass Brummtöne in Zukunft zunehmen werden?
Ja.
Zur Person
Harald Emil Graf-Müller ist technischer Physiker (Experimentalphysik und Theoretische Physik) sowie Doktor der technischen Wissenschaften.
Zudem fungiert er als beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Technische Physik, Schalltechnik, Schwingungstechnik und Akustik.
Zu seinen Spezialgebieten gehören neben Brummtönen und Lärm etwa auch Raumakustik und Akustikdesign. Zu seinen Beratungsregionen zählen Österreich, Deutschland, Italien, Schweiz, Liechtenstein und Russland.
Mehr erfahren Sie auf seiner Homepage, außerdem hat er auch zum Thema Brummtöne eine eigene Homepage eingerichtet.
WAS STECKT DAHINTER?
Experte: „Wenn man einen Brummton hat, kann die Quelle bis zu fünf Kilometer entfernt sein“
Harald Emil Graf-Müller, Sie sind Physiker und selbstständiger Akustiker. Wann sind Sie das erste Mal mit Brummtönen in Berührung gekommen?
HARALD EMIL GRAF-MÜLLER: Ich habe während meiner Diplomarbeit angefangen, einen Steyr-Traktor akustisch zu optimieren. Da bin ich das erste Mal mit tiefen Tönen in Kontakt gekommen. Früher hatten diese Traktoren eine hohe Lautstärke im Innenbereich und die Töne waren tieftonig. Da habe ich ein Konzept für Steyr entwickelt, wo diese tiefen Töne nicht aufgetreten sind.
Seit wann wenden sich Brummton-Betroffene an Sie?
Vor 15 Jahren haben die ersten Leute bei mir angerufen und gesagt „Ich halte es nicht mehr aus in meinem Haus. Ich bin komplett fertig, ich habe seit einem halben Jahr nicht mehr geschlafen.“ Am Anfang war das herausfordernd. Wir geben unser bestes, aber wir finden die Quelle nicht mit 100-prozentiger Sicherheit. Mittlerweile melden sich bei mir am Tag ein bis zwei Leute zu diesem Thema.
Was kann man tun?
Meiner Ansicht nach, und die beruht nur auf Erfahrungen, weil es dazu eigentlich keine Literatur gibt, besteht nur die Möglichkeit, die Ursache zu finden. Das ist allerdings oft schwierig, weil sich tiefe Töne sehr weit ausbreiten.
Das heißt?
Wenn man zum Beispiel am Meer ist und in der Ferne das Schiffshorn eines Dampfers blasen hört, dann hört man den tiefen Ton deshalb, weil sich tiefe Töne ultraweit ausbreiten können. Wenn man einen Brummton hat, kann die Quelle bis zu fünf Kilometer entfernt sein. Das ist viel, weil innerhalb von fünf Kilometern kann es viele Schallquellen geben. Wenn die Frequenz mit dem Haus oder den Wänden in der Wohnung korreliert, beginnt es zu schwingen. Das ist ähnlich wie bei einer Gitarre. Wenn neben Ihnen eine Gitarre steht und Sie klatschen in die Hände, fangen die Seiten – ohne dass Sie sie berührt haben – an mitzuschwingen.
Wie misst man Brummtöne?
Ich habe ein spezielles Messgerät mit einem Mikrofon. Damit man dann gewisse Töne detailliert untersuchen kann, wird die Messung in einem Spektrogramm aufgeschlüsselt.
Was sind typische mögliche Brummton-Quellen?
Wärmepumpen, alte Drehstromzähler, Firmen wie Trocknungsanlagen, Heizkraftwerke, Ventilatoren in Schweine- oder Hühnerställen, Lüftungsanlagen auf einem Kaufhaus, Windkraftwerke, die Kühlanlagen auf Mobilfunkmasten. Was wir zum Beispiel als Quelle sofort finden, ist in einem Mehrparteienhaus das Aquarium des Nachbarn. Wir hatten auch schon einmal eine Chinchilla-Zucht, die natürlich auch Ventilatoren braucht.
Wie kann es trotz Einhaltung der Grenzwerte zu solchen Belastungen kommen?
Wenn ich eine Grenzwertbetrachtung in Österreich mache und der Grenzwert nicht überschritten ist, gibt es – einfach gesagt – eine Freigabe. Die Gesamtbewertung zielt aber auf die mittleren Frequenzen ab, weil das menschliche Ohr mittlere Frequenzen besser hört. Das heißt, es könnte trotzdem ein tiefer Ton dabei sein, der vielleicht sogar über der menschlichen Hörschwelle liegt. Je tiefer der Ton ist, desto höher ist die menschliche Hörschwelle. Bei Menschen, die Brummtöne hören, liegt die Hörschwelle tiefer als bei anderen.
Wie kann das sein?
Das Problem ist, dass die Grenzwertbetrachtung aus einer Zeit kommt, in der die meisten Messgeräte für diese Frequenzen nicht ausgelegt waren.
Glauben Sie, dass Brummtöne in Zukunft zunehmen werden?
Ja.
Zur Person
Harald Emil Graf-Müller ist technischer Physiker (Experimentalphysik und Theoretische Physik) sowie Doktor der technischen Wissenschaften.
Zudem fungiert er als beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Technische Physik, Schalltechnik, Schwingungstechnik und Akustik.
Zu seinen Spezialgebieten gehört neben Brummtönen und Lärm etwa auch Raumakustik und Akustikdesign. Zu seinen Beratungsregionen zählen Österreich, Deutschland, Italien, Schweiz, Liechtenstein und Russland.
Mehr erfahren Sie auf seiner Homepage, außerdem hat er auch zum Thema Brummtöne eine eigene Homepage eingerichtet.
Digitale Aufbereitung: Jonas Binder
Fotos: KLZ/Raimund Heigl (2), KLZ/Robert Lenhard, KK, Privat, KLZ/Barbara Kahr (2), Land Steiermark, Screenshot/Openpetition, Fotolia
Video: KLZ/Barbara Kahr