Zeugnistag für die steirische Landespolitik
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Die steirische Landesregierung holt sich vor der Wahl im Herbst noch einmal das verbale Zeugnis für das letzte volle Schuljahr ab. Durchgefallen ist keiner der acht Landesregierer von ÖVP und SPÖ, aufgezeigt haben vor allem die beiden Neuen. Im Vordergrund stand wie in den Jahren zuvor das Abwenden bzw. Abfedern von Krisen, etwa im Wohnbausektor. In den Bereichen Gesundheit, Pflege und Elementarpädagogik brodelt es weiterhin, aber es wird auch an Lösungen gearbeitet. Keine Bremse gibt es nach wie vor bei den Landesschulden.
KARLHEINZ KORNHÄUSL | ÖVP
Der Doktor auf der Suche nach der richtigen Therapie
Der Neue und Arzt in der Landesregierung konnte den Unmut in den Spitälern nach zahllosen Gesprächen (manche sagen Monologen) lindern. Das große Kages Gehaltspaket, Erbe seiner Vorgängerin, war hilfreich. Beim Leitspital Liezen unbeirrt auf Kurs. In der Pflege konnte er als „Geburtshelfer“ das neue Gesetz auf den Weg bringen, beseitigen wird es die Probleme nicht. Karlheinz Kornhäusl war auch als Sportreferent nicht müde („Bewegungsrevolution“). Der GAK-Fan hält sich in der Grazer Stadionfrage sehr zurück.
URSULA LACKNER | SPÖ
Pragmatikerin ohne Hang zur Revolution
Von einigen schon mehrfach abgeschrieben, sitzt die Umweltlandesrätin wohl bis zum Ende der Regierungsperiode fest im Sattel. Sie lässt konsequent Ausbauprogramme für Windenergie und Photovoltaik erarbeiten und setzte sich gegen Widerstände, auch innerhalb der Regierung, durch. Mutige Vorstöße lässt sie allerdings vermissen: Sie stimmte gegen das Renaturierungsgesetz und verweist in unbequemen Klima-Angelegenheiten gerne auf den Bund.
SIMONE SCHMIEDTBAUER | ÖVP
Ambitioniert in großen Fußstapfen
Als Seitingers Nachfolgerin trat sie ein schweres Erbe an, doch in Agrarangelegenheiten macht der Ex-EU Parlamentarierin kaum wer etwas vor. Das freut ihre Klientel, vor allem die Schweinebauern. Ambitioniert im Kampf gegen Wolf und Schweinepest. Komplizierter gestaltet die Materie im Wohnbau, wo ihr Ressort aber das Hilfspaket des Bundes rasch mit dem eigenen harmonisieren konnte.
ANTON LANG | SPÖ
Faires Spiel des Schuldenmannes
Wenn Anton Lang, wie er sagt, am Jahresende „als Landeshauptmann angelobt werden will“, hat er dafür auf Soli oder Fouls verzichtet: Er schätzt Fairplay, vor allem Christopher Drexler gegenüber. Fortschritte bei der Koralmbahn? Rufe nach dem A9-Ausbau? Alles im Duett. Als Finanzreferent hat Lang ein Budget mit Rekordausgaben und steigenden Schulden vorgelegt, wovon aber Gesundheit/Pflege, Kinderbildung, Soziales oder Wohnbau profitieren. Als Verkehrsreferent konnte er den Preis fürs Klimaticket unter 500 Euro halten. Da mochte die Grazer KPÖ rotieren. Wie schon bei der Neuaufteilung der Sozialhilfekosten, die den Grazern teurer kommt, gibt der SPÖ-Chef bei den Kommunisten selten nach.
CHRISTOPHER DREXLER | ÖVP
Dauerläufer mit Profil-Unschärfen
Seine Laufleistung war enorm: Von Außenministern über Künstlern bis zu Unwettergeschädigten, der Landeshauptmann war einer, der „zuhört und hilft, wo er kann“. Sein Profil bleibt dennoch vage: Vom selbst angekündigten „Anwalt der Steirer“ über den Hardliner (schärfere Regeln bei Einbürgerungen und Strafmündigkeit), Kritiker des grünen Regierungspartners (Stichwort A 9) bis zum Verbinder (in gedeihlicher Zusammenarbeit mit der SPÖ) ist alles dabei. Die beste Entscheidung traf er vermutlich als Parteichef. Als Landesrat Hans Seitinger krankheitsbedingt zurücktreten musste, bewies der 53-Jährige mit dem Doppeltausch Simone Schmiedtbauer und Karlheinz Kornhäusl ein gutes Händchen. Freilich fehlten die obligaten Pakete nicht, die Wohnraumoffensive wird ihre Wirkung erst entfalten. Ob man das je von den „Steirer-Ambulanzen“ und der Nationalstadion-Initiative wird sagen können?
BARBARA EIBINGER-MIEDL | ÖVP
Machtlos gegen die Konjunkturflaute
Die hartnäckige Krise in der Industrie trifft vor allem den Automobilsektor. Von der Steiermark aus lässt sich zwar keine Trendwende einleiten. Um gegenzusteuern, hat die Wirtschaftslandesrätin aber rund um Forschungsinitiativen, Neujustierungen und Schwerpunktsetzungen im Mobilitätscluster sowie im Innovations- und Exportbereich an einigen standortpolitischen Stellschrauben gedreht. Im Tourismus läuft es dank guter Nächtigungszahlen nach wie vor rund.
DORIS KAMPUS | SPÖ
Das soziale
Gewissen
Auch dank üppiger Bundesmittel musste die Soziallandesrätin mit Beihilfen und Zuschüssen gegen die Teuerung nicht geizen. Das Pflege- und Betreuungsgesetz brachte sie mit der ÖVP über die Ziellinie, die Anstellung pflegender Angehöriger darf sie als „ihr“ Projekt in Graz erproben. Auf die Serie von Gewalttaten an Frauen reagierte sie mit dem Ausbau der Gewaltambulanz und neuer Krisenhotline.
WERNER AMON | ÖVP
Der Ruhepol am ewigen Krisenherd
Der Bildungslandesrat hat das zweite Jahr ohne Selbstfaller „durchgespielt“. Die Reform in der Elementarpädagogik verlief rund, das neue Kinderportal verheißt leichteres Anmelden. Das 2. Büro in der Bildungsdirektion? Schuf Nähe zur Behörde, die mit Vorfällen wie Gratwein gefordert war. Beim Personal konnte er den Bundesabschluss (9,15 Prozent) mitnehmen und die Elementarpädagoginnen besserstellen.
Zeugnistag für die steirische Landespolitik
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Die steirische Landesregierung holt sich vor der Wahl im Herbst noch einmal das verbale Zeugnis für das letzte volle Schuljahr ab. Durchgefallen ist keiner der acht Landesregierer von ÖVP und SPÖ, aufgezeigt haben vor allem die beiden Neuen. Im Vordergrund stand wie in den Jahren zuvor das Abwenden bzw. Abfedern von Krisen, etwa im Wohnbausektor. In den Bereichen Gesundheit, Pflege und Elementarpädagogik brodelt es weiterhin, aber es wird auch an Lösungen gearbeitet. Keine Bremse gibt es nach wie vor bei den Landesschulden.
KARLHEINZ KORNHÄUSL | ÖVP
Der Doktor auf der Suche nach der richtigen Therapie
Der Neue und Arzt in der Landesregierung konnte den Unmut in den Spitälern nach zahllosen Gesprächen (manche sagen Monologen) lindern. Das große Kages Gehaltspaket, Erbe seiner Vorgängerin, war hilfreich. Beim Leitspital Liezen unbeirrt auf Kurs. In der Pflege konnte er als „Geburtshelfer“ das neue Gesetz auf den Weg bringen, beseitigen wird es die Probleme nicht. Karlheinz Kornhäusl war auch als Sportreferent nicht müde („Bewegungsrevolution“). Der GAK-Fan hält sich in der Grazer Stadionfrage sehr zurück.
URSULA LACKNER | SPÖ
Pragmatikerin ohne Hang zur Revolution
Von einigen schon mehrfach abgeschrieben, sitzt die Umweltlandesrätin wohl bis zum Ende der Regierungsperiode fest im Sattel. Sie lässt konsequent Ausbauprogramme für Windenergie und Photovoltaik erarbeiten und setzte sich gegen Widerstände, auch innerhalb der Regierung, durch. Mutige Vorstöße lässt sie allerdings vermissen: Sie stimmte gegen das Renaturierungsgesetz und verweist in unbequemen Klima-Angelegenheiten gerne auf den Bund.
SIMONE SCHMIEDTBAUER | ÖVP
Ambitioniert in großen Fußstapfen
Als Seitingers Nachfolgerin trat sie ein schweres Erbe an, doch in Agrarangelegenheiten macht der Ex-EU Parlamentarierin kaum wer etwas vor. Das freut ihre Klientel, vor allem die Schweinebauern. Ambitioniert im Kampf gegen Wolf und Schweinepest. Komplizierter gestaltet die Materie im Wohnbau, wo ihr Ressort aber das Hilfspaket des Bundes rasch mit dem eigenen harmonisieren konnte.
ANTON LANG | SPÖ
Faires Spiel des Schuldenmannes
Wenn Anton Lang, wie er sagt, am Jahresende „als Landeshauptmann angelobt werden will“, hat er dafür auf Soli oder Fouls verzichtet: Er schätzt Fairplay, vor allem Christopher Drexler gegenüber. Fortschritte bei der Koralmbahn? Rufe nach dem A9-Ausbau? Alles im Duett. Als Finanzreferent hat Lang ein Budget mit Rekordausgaben und steigenden Schulden vorgelegt, wovon aber Gesundheit/Pflege, Kinderbildung, Soziales oder Wohnbau profitieren. Als Verkehrsreferent konnte er den Preis fürs Klimaticket unter 500 Euro halten. Da mochte die Grazer KPÖ rotieren. Wie schon bei der Neuaufteilung der Sozialhilfekosten, die den Grazern teurer kommt, gibt der SPÖ-Chef bei den Kommunisten selten nach.
CHRISTOPHER DREXLER | ÖVP
Dauerläufer mit Profil-Unschärfen
Seine Laufleistung war enorm: Von Außenministern über Künstlern bis zu Unwettergeschädigten, der Landeshauptmann war einer, der „zuhört und hilft, wo er kann“. Sein Profil bleibt dennoch vage: Vom selbst angekündigten „Anwalt der Steirer“ über den Hardliner (schärfere Regeln bei Einbürgerungen und Strafmündigkeit), Kritiker des grünen Regierungspartners (Stichwort A 9) bis zum Verbinder (in gedeihlicher Zusammenarbeit mit der SPÖ) ist alles dabei. Die beste Entscheidung traf er vermutlich als Parteichef. Als Landesrat Hans Seitinger krankheitsbedingt zurücktreten musste, bewies der 53-Jährige mit dem Doppeltausch Simone Schmiedtbauer und Karlheinz Kornhäusl ein gutes Händchen. Freilich fehlten die obligaten Pakete nicht, die Wohnraumoffensive wird ihre Wirkung erst entfalten. Ob man das je von den „Steirer-Ambulanzen“ und der Nationalstadion-Initiative wird sagen können?
BARBARA EIBINGER-MIEDL | ÖVP
Machtlos gegen die Konjunkturflaute
Die hartnäckige Krise in der Industrie trifft vor allem den Automobilsektor. Von der Steiermark aus lässt sich zwar keine Trendwende einleiten. Um gegenzusteuern, hat die Wirtschaftslandesrätin aber rund um Forschungsinitiativen, Neujustierungen und Schwerpunktsetzungen im Mobilitätscluster sowie im Innovations- und Exportbereich an einigen standortpolitischen Stellschrauben gedreht. Im Tourismus läuft es dank guter Nächtigungszahlen nach wie vor rund.
DORIS KAMPUS | SPÖ
Das soziale
Gewissen
Auch dank üppiger Bundesmittel musste die Soziallandesrätin mit Beihilfen und Zuschüssen gegen die Teuerung nicht geizen. Das Pflege- und Betreuungsgesetz brachte sie mit der ÖVP über die Ziellinie, die Anstellung pflegender Angehöriger darf sie als „ihr“ Projekt in Graz erproben. Auf die Serie von Gewalttaten an Frauen reagierte sie mit dem Ausbau der Gewaltambulanz und neuer Krisenhotline.
WERNER AMON | ÖVP
Der Ruhepol am ewigen Krisenherd
Der Bildungslandesrat hat das zweite Jahr ohne Selbstfaller „durchgespielt“. Die Reform in der Elementarpädagogik verlief rund, das neue Kinderportal verheißt leichteres Anmelden. Das 2. Büro in der Bildungsdirektion? Schuf Nähe zur Behörde, die mit Vorfällen wie Gratwein gefordert war. Beim Personal konnte er den Bundesabschluss (9,15 Prozent) mitnehmen und die Elementarpädagoginnen besserstellen.
Die Noten für die Opposition
MARIO KUNASEK | FPÖ
Im Ton sanft, in der Sache hart
Am aktivsten waren erneut die Blauen, aber Mario Kunasek und Landes-FP wurden zugleich noch tiefer in den Finanzskandal der Grazer FP hineingezogen: Die Immunität von Klubchef und 3. Präsidenten hob der Landtag auf. In der Tonalität blieb Kunasek zurückhaltend.
MARIO KUNASEK | FPÖ
Im Ton sanft, in der Sache hart
Am aktivsten waren erneut die Blauen, aber Mario Kunasek und Landes-FP wurden zugleich noch tiefer in den Finanzskandal der Grazer FP hineingezogen: Die Immunität von Klubchef und 3. Präsidenten hob der Landtag auf. In der Tonalität blieb Kunasek zurückhaltend.
SANDRA KRAUTWASCHL | Grüne
Beharrlich
und loyal
Sandra Krautwaschl demonstrierte Beharrlichkeit bei ihren Themen wie Bodenverbrauch, Renaturierung und Kampf gegen weiteren Straßenausbau. Ihre unerschütterliche Treue zu Lena Schilling hätten sich andere Abgeordnete in deren Fall gewünscht.
CLAUDIA KLIMT-WEITHALER | KPÖ
Druckmacher in der Sozialpolitik
Die Kommunisten haben von der Rückkehr von Claudia Klimt-Weithaler profitiert, bei Sozialthemen konnte der Druck wieder gesteigert werden. Nur bei geo- und europapolitischen Fragen (Ukrainekrieg, Verteidigung) tanzte die KPÖ immer wieder gewaltig aus der Reihe.
CLAUDIA KLIMT-WEITHALER | KPÖ
Druckmacher in der Sozialpolitik
Die Kommunisten haben von der Rückkehr von Claudia Klimt-Weithaler profitiert, bei Sozialthemen konnte der Druck wieder gesteigert werden. Nur bei geo- und europapolitischen Fragen (Ukrainekrieg, Verteidigung) tanzte die KPÖ immer wieder gewaltig aus der Reihe.
NIKO SWATEK | Neos
Reiter auf zwei
Themen
Niko Swatek und Neos konnten nicht mehr so stark bei Kinderbildung punkten, aber Verbesserungen in diesem Bereich für sich reklamieren. Manchmal treibt es Swatek mit seinem Transparenz-Mantra auf die Spitze. Als Kleinpartei übermäßig eifrig am Werk.
Texte: Thomas Rossacher, Wilfried Rombold, Günter Pilch, Manfred Neuper
Foto Landesregierung: Land Steiermark/Scheriau
Fotos Opposition: KLZ/Thomas Klier, Grüne/Puhek, KPÖ/Gostentschnigg, Neos