Vulkane der Welt

Alles über die Heißläufer unserer Erde

Weltweit gibt es etwa 1300 bis 1900 aktive Vulkane, 40 bis 50 Eruptionen finden gleichzeitig statt. 800 Millionen Menschen leben in Vulkanregionen und damit mit der Gefahr. Lesen Sie, wo man besonders viele Vulkane findet, wie sie eingeteilt werden und was geschieht, wenn sie ausbrechen.

Von Silke Ulrich und Jonas Binder

Sie können das Wetter beeinflussen, den Flugverkehr stören, treiben regelmäßig Menschen in die Flucht, lassen sich nicht immer voraussagen und schon gar nicht verhindern: Vulkanausbrüche. Etwa 40 bis 50 Eruptionen gibt es in der Regel gleichzeitig auf der Erde, die bei Weitem nicht alle drastische Folge haben.

Für Schlagzeilen sorgten zuletzt hingegen nach einer Erdbebenserie Lavaspalten in Island rund um den Jahreswechsel 2023/24. Im Jänner 2022 verursachte der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai in Tonga die größte Explosion auf der Erde seit 1883, im Herbst 2021 verschluckte ein Vulkan auf der spanischen Ferieninsel La Palma ganze Ortschaften.

Satellitenbilder vom Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai.

Satellitenbilder vom Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai.

Als Vulkan bezeichnet man Schlote oder Spalten in der Erdkruste (oder der Oberfläche anderer Planeten), durch die geschmolzenes Gestein (Magma) an die Oberfläche gedrückt wird, wo es dann als Lava bezeichnet wird. Man findet Vulkane auf allen Kontinenten und auch in den Meeren, wobei zahlreiche Unterseevulkane noch unbekannt sind. Es gibt verschiedenste Vulkanarten – aber dazu später mehr.

Neben dem geschmolzenen Gestein werden bei einem Vulkanausbruch auch feste Brocken sowie Asche freigesetzt. Zu den Gefahren von Vulkanen gehören aber auch der Austritt verschiedener Gase (Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff, Halogenwasserstoffe), Schutt- und Schlammlawinen (Lahars) sowie pyroklastische Ströme. Letztere, also tödliche, sich rasant ausbreitende Gemische aus Gasen und Gestein bzw. Asche waren es vermutlich auch, die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. die Bewohner der römischen Stadt Pompeji töteten.

1300–1900

aktive Vulkane gibt es, je nach Zählweise, weltweit. Aktiv bedeutet, dass sie während des Holozäns, also grob während der vergangenen 10.000 Jahre, zumindest einmal ausgebrochen sind. Auf diese Vulkane wird bei Zahlenangaben usw. in diesem Artikel eingegangen. Aus der Zeitepoche des Pleistozäns sind ebenso viele Vulkane bekannt (vermutete Aktivität zwischen 2,5 Millionen und 10.000 Jahren in der Vergangenheit).

Etwa 70 Prozent der Vulkane auf der Welt befinden sich entlang des pazifischen Feuerrings, des sogenannten „Ring of Fire“. Zwei Drittel der Vulkanausbrüche des Holozäns erfolgten in diesem Gebiet entlang der Plattengrenzen des Pazifiks.

Dass die meisten Vulkane entlang der Grenzen tektonischer Platten gelegen sind, ist kein Zufall. Die Platten der Erdkruste sind nämlich nicht fix verbunden, sondern bewegen sich, können auseinanderdriften oder kollidieren. An diesen Konfliktzonen kann Magma nach oben quillen. Die Plattentektonik ist also nicht nur Ursache für Erdbeben, sondern auch für Vulkanismus.

Wie läuft eine Eruption ab?

Explosiver Ausbruch eines Schicht- bzw. Stratovulkans. Schematische Darstellung.

Die wichtigsten Vulkanarten

Vulkane lassen sich in verschiedene Typen einteilen. Nicht immer ist die Zuordnung eindeutig, oft kann ein Vulkan auch mehreren Arten zugeteilt werden. Allen gemein ist jedoch ihre Verbindung mit einer Magmakammer unter der Erdoberfläche. Vulkane mit Magmakammern von gigantischem Ausmaß, deren (mögliche) Explosion riesige Krater hinterlassen kann, nennt man Supervulkane.

Folgt man der Kategorisierung der renommierten Smithsonian Institution, so würde der Schicht- bzw. Stratovulkan am häufigsten vorkommen und fast die Hälfte der in ihrer Datenbank verzeichneten 1300 Holozän-Vulkane ausmachen. Jedoch sind dort viele einzelne, kleine Schlackenkegel als Teile eines Vulkanfeldes erfasst. Würde man jeden Kegel gesondert zählen, käme der Schlackenkegel weltweit am häufigsten vor. Lesen Sie im Folgenden einen kurzen Überblick über die gängigsten Vulkanarten.

Der Strato- oder Schichtvulkan entsteht durch Schichten vorheriger Ausbrüche. Er hat meist einen steilen, kegelförmigen und imposanten Gipfel.

Pyroklastische Kegel brechen meist nur einmal aus und sind selten höher als 150 Meter. Sie können als Teil anderer Vulkane vorkommen und sind der häufigste Vulkantyp. Besonders oft kommen sie in Form von Schlackekegeln vor.

Schildvulkane bestehen fast ausschließlich aus ehemals dünnflüssiger Lava, die sich in alle Richtungen weit ausbreitete. Die erkaltete Lava bildet eine sanft abfallende Kuppel.

Anstatt aus einem zentralen, röhrenförmigen Schlot bricht die Lava bei Spaltenvulkanen aus einer oft kilometerlangen Spalte hervor.

Wenn sich eine Magmakammer entleert und der Boden darüber – oft großräumig – einsackt, entsteht eine Caldera.

Maar oder Tuffring: Durch eine heftige Explosion eines Vulkans entsteht eine Mulde, die entweder mit Wasser gefüllt sein kann (Maarsee) oder nicht.

Bedeutende Vulkane und von Vulkanismus geprägte Länder

IslandQuer durch Island führt eine tektonische Grenze – dargestellt durch die weiße Linie. Dementsprechend viele Vulkanausbrüche gibt es auf dem Inselstaat. Insgesamt zählt Island laut Smithsonian Institution 35 Vulkane, die im Holozän ausgebrochen sind.

Rund um den Jahreswechsel 2023/2024 war beispielsweise beim Küstenort Grindavík auf der Reykjanes-Halbinsel nach einer Erdbebenserie Lava aus Erdspalten ausgetreten.

Bekanntheit erlangte auch das unter dem Gletscher Eyjafjallajökull liegende gleichnamige Vulkanmassiv, dessen letzter Ausbruch im Jahr 2010 riesige Aschemengen in die Atmosphäre schleuderte und den Flugverkehr in Nord- und Mitteleuropa zum Erliegen brachte.

ItalienAuch in Italien gibt es einige sehr bekannte Vulkane. Eine Million Menschen wohnt beispielsweise in der Caldera der Phlegräischen Felder, die auch einen Teil Neapels umfasst. Europas Supervulkan wird genau überwacht.

Der Vesuv zählt bereits mehrere sehr heftige Eruptionen, etwa jene im Jahr 79 n. Chr., die die Stadt Pompeji zerstörte. Der letzte Ausbruch erfolgte 1944.

Die schwankende Aktivität des Stromboli begann 1934. Sie hält bis heute durchgehend an, daher kommt wohl auch der Spitzname des Vulkans: Leuchtturm des Mittelmeeres.

Der auf Sizilien gelegene Ätna ist mit seinen 3357 Metern der höchste aktive Vulkan Europas.

ÄthiopienDas ostafrikanische Äthiopien, gelegen auf einem Grabenbruch, ist das Land mit den sechstmeisten Vulkanen der Welt (50). Dort findet sich auch der Erta Ale mit einem Lavasee in der Caldera. Er ist seit zumindest 1967, eventuell auch seit 1906, durchgehend aktiv.

Ol Doinyo LengaiDer 2962 Meter hohe markante Stratovulkan in Tansania ist den Massai als „Der Berg Gottes“ bekannt. Er ist aktiv und bringt als einziger Vulkan weltweit eine besondere, stark karbonathaltige Lava hervor.

NyiragongoDie dünnflüssige, bis zu 100 km/h schnell fließende Lava des Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo macht den Vulkan zu einem der gefährlichsten der Welt. Bei einem Ausbruch 2002 starben 100 Menschen. Derzeit aktiv.

IndonesienDer bevölkerungsreichste Inselstaat Indonesien liegt am pazifischen Feuerring und ist daher sehr stark vulkanisch geprägt. Die Smithsonian Institution listet 117 Vulkane – Platz 2 weltweit.

Bei einem Ausbruch des nach wie vor aktiven Krakatau im Jahr 2018 starben zumindest 420 Menschen (ohne Vermisste). Doch noch verheerender war der Ausbruch 1883, der mehr als 36.000 (!) Todesopfer forderte.

Der Ausbruch des nach wie aktiven Merapi im Jahr 2010 gehört ebenfalls zu den tödlichsten der letzten Jahrzehnte. 350 Menschen starben.

TaupoIm Jahr 260 n. Chr. brach der Taupo in Neuseeland zuletzt aus. Der Supervulkan ist heute nicht mehr als Berg erkennbar, in seinem Krater, der infolge eines gewaltigen Ausbruchs vor etwa 26.500 Jahren entstand, findet sich heute ein 600 Quadratkilometer großer See. Dennoch gilt der Vulkan als gefährlich und wird ständig überwacht.

PinatuboDer Vulkan auf der philippinischen Insel Luzon galt eigentlich als erloschen. Aber 1991 brach er plötzlich aus. Diese Eruption zählt zu den heftigsten des 20. Jahrhunderts und hatte schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. 20 Millionen Tonnen Schwefeldioxid wurden in die Stratosphäre freigesetzt, was dazu führte, dass die globalen Temperaturen um 0,5 Grad Celsius sanken. Der Ausbruch forderte 800 Todesopfer. Letzte Eruption: 1993.

JapanAuch Japan, das 107 Vulkane hat, liegt am „Ring of Fire“. Bei Touristen besonders beliebt ist der Fuji (auch Fujisan). 250.000 Besucher wagen jährlich im Sommer den Aufstieg auf den höchsten Berg Japans (3776 m), der auch Unesco Welterbestätte ist. Der letzte bekannte Ausbruch ereignete sich im Jahr 1708.

RusslandWie auch Indonesien verfügt Russland über 117 Holozän-Vulkane. Sie verteilen sich hauptsächlich auf die ostrussische Halbinsel Kamtschatka (Unesco Weltnaturerbe) und die Inselkette Kurilen. Auf Teile der Kurilen erheben sowohl Russland als auch Japan Anspruch, die Vulkane sind hier zu Russland gezählt. Höchster Vulkan von Kamtschatka und zugleich ganz Eurasiens ist der derzeit aktive Kljutschewskaja (4754 Meter).

USAZu den Vereinigten Staaten werden 165 Vulkane gezählt. Die Hälfte davon entfällt auf Alaska, wo – wie auch entlang der nordamerikanischen Westküste – der pazifische Feuerring verläuft.

Bekannt ist die verheerende Eruption des St. Helens im Jahr 1980, bei der ein Teil des Gipfels weggeschleudert wurde. Der Vulkan im Bundesstaat Washington ist seither um 400 Meter niedriger. Die Aschewolke des Ausbruchs reichte etwa 25 Kilometer hoch. Zuletzt brach der Mount St. Helens 2008 aus.

Der Yellowstone im Bundesstaat Wyoming gehört eigentlich nicht zu den Holozän-Vulkanen, sein letzter Ausbruch liegt 640.000 Jahre zurück. Er ist aber der wohl bekannteste Supervulkan und deshalb auch Teil dieser Übersicht. Er liegt unter dem bekannten, gleichnamigen Nationalpark.

ChileDer „Ring of Fire“ verläuft von Nordamerika weiter entlang der Pazifikküste Mittel- und Südamerikas. So auch entlang Chiles, wo sich 91 Vulkane befinden. Darunter ist der Nevado Ojos del Salado an der chilenisch-argentinischen Grenze, der mit 6879 Metern höchste Vulkan weltweit (am Festland). Er brach zuletzt vor etwa 1000 bis 1500 Jahren aus.

Mauna KeaDie Inselkette Hawaii, zugleich 50. US-Bundesstaat, ist vulkanischen Ursprungs. Ihr höchster Berg ist der Mauna Kea, der 4205 Meter aus dem Berg ragt. Würde man seine Höhe vom Meeresboden messen, wäre er mit rund 10.000 Metern sogar der höchste Berg der Welt.

Hunga Tonga-Hunga Ha'apaiIm Jänner 2022 brach der Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im Inselstaat Tonga aus und ließ eine Aschewolke hoch in die Stratosphäre steigen. Eine Druckwelle umkreiste die Erde. Obwohl die Stärke der Eruption durchaus mit jener des Krakatau 1883 verglichen wird, gab es auf Tonga lediglich vier Todesopfer.

US-Geologe Edward Wolfe bei Messungen am Kīlauea auf Hawaii, 1984.

US-Geologe Edward Wolfe bei Messungen am Kīlauea auf Hawaii, 1984.

Überwachung von Vulkanen

Gerade weil von Vulkanen eine große Gefahr ausgehen kann, werden sie vielfach genau überwacht. Bei dieser Überwachung und Gefahrenvorhersage können Satelliten, Kameras, Sensoren für Bodenbewegungen, Temperaturen oder Gasaustritt, mathematische Modelle, Vergleich mit historischen Daten usw. zum Einsatz kommen. Dadurch können Vulkanologen versuchen, jene Menschen, die im Umfeld der „feuerspeienden Heißläufer“ leben – weltweit immerhin 800 Millionen Personen –, möglichst früh vor einem vielleicht bevorstehenden Ausbruch zu warnen.

So eben auch in Island, wo der Ort Grindavík angesichts der bevorstehenden Eruptionsgefahr (und dem schließlich auch eingetretenen Ausbruch) evakuiert worden war.

Überwachung von Vulkanen

Gerade weil von Vulkanen eine große Gefahr ausgehen kann, werden sie vielfach genau überwacht. Bei dieser Überwachung und Gefahrenvorhersage können Satelliten, Kameras, Sensoren für Bodenbewegungen, Temperaturen oder Gasaustritt, mathematische Modelle, Vergleich mit historischen Daten usw. zum Einsatz kommen. Dadurch können Vulkanologen versuchen, jene Menschen, die im Umfeld der „feuerspeienden Heißläufer“ leben – weltweit immerhin 800 Millionen Personen –, möglichst früh vor einem vielleicht bevorstehenden Ausbruch zu warnen.

US-Geologe Edward Wolfe bei Messungen am Kīlauea auf Hawaii, 1984.

US-Geologe Edward Wolfe bei Messungen am Kīlauea auf Hawaii, 1984.

So eben auch in Island, wo der Ort Grindavík angesichts der bevorstehenden Eruptionsgefahr (und dem schließlich auch eingetretenen Ausbruch) evakuiert worden war.

Illustrationen: Silke Ulrich

Kartengrundlage: Flourish/Kiln

Geodaten: Smithsonian Institution/Global Volcanism Program (Vulkane), United States Geological Survey (Plattengrenzen)

Quellen: Smithsonian Institution, National Geographic, Earth System Kowledge Platform, Ravensburger/Wieso? Weshalb? Warum? ProfiWissen Vulkane, DK/Superchecker! Vulkane, APA

Intro-Video: AFP/Johan Ordonez

Fotos: Wikimedia Commons/NOAA, Getty/Gado/Smith Collection/USGS, Imago

Eruption eines Spaltenvulkans in Island, Jänner 2024.

Eruption eines Spaltenvulkans in Island, Jänner 2024.