INFOGRAFIK
Von tierischen Schlafmützen und Vielfliegern
INFOGRAFIK. Mit unterschiedlichsten Strategien überstehen Tiere den Winter. Vom Winterschlaf oder Winterruhe bis hin zum Umzug. Unser tierisches Winterwetterpanorama.
Von Günter Pichler und Susanne Rakowitz
Tiere haben die unterschiedlichsten Strategien, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Für rund sechs Monate im Jahr ziehen sich Teile der Tierwelt für den Winterschlaf zurück, begeben sich in Winterruhe oder fallen in eine Winterstarre. Je nach Art und Region ab Mitte November bis in den April hinein.
Bei unseren Vogelarten wiederum herrscht Aufbruchsstimmung. Zwei Drittel der 230 Brutvogelarten in Österreich sind Zugvögel, welche im Herbst wegen Futtermangels in wärmere Gebiete ziehen und im Frühjahr wieder zurückkehren.
Und dann gibt es noch die kälteresistenten Arten (zum Teil mit dickem Fell), die ganzjährig aktiv bleiben und dem Winter bei uns trotzen.
Eine Auswahl verschiedener Tierarten und ihre Strategien für die kalte Jahreszeit finden Sie in diesem Dossier.
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Die verschiedenen Überwinterungsarten
Winterschlaf in Zahlen
Die Reduktion aller lebenswichtigen Körperfunktionen der Tiere bewirkt massive Veränderungen im Körper der Winterschläfer. Bewegungslos und in einem Starrezustand überstehen sie die kalte Jahreszeit. Zum Beispiel:
7 bis 9 °C beträgt die Körpertemperatur
bei Murmeltieren während des Winterschlafes. Die normale Körpertemperatur liegt bei rund 39 °C.
2 bis 3 Mal pro Minute schlägt ein Murmeltierherz
während der Winterschlafphase, im Sommer sind es bis 100 Herzschläge pro Minute. Die Atempausen während des Winterschlafes können minutenlang anhalten.
1 bis 2 Mal atmen Igel
während des Winterschlafes, im wachen Zustand atmen Igel 40 bis 50 Mal pro Minute.
5 Mal schlägt das Igelherz
während der Schlafphase pro Minute – gegenüber rund 200 Herzschlägen pro Minute im Sommer. Die Körpertemperatur sinkt von 36 °C auf 1 bis 8 °C.
60 bis 90 Minuten lang
können Atempausen bei Fledermäusen im Winterschlaf sein. Ihr Herzschlag verringert sich von 280 bis 450 auf 18 bis 80 Herzschläge pro Minute.
Winterschlaf
Stoffwechsel, Herzschlag und Atmung werden auf ein Minimum reduziert. Gelebt wird von den Fettreserven. Tage- bis wochenlang schlafen die Tiere, aber es gibt kurze Wachphasen. Auslöser: die innere Uhr.
Zum Beispiel:
Hamster (Bild im Hintergrund), Siebenschläfer, Murmeltier und Fledermaus
Winterruhe
Anders als bei den Winterschläfern sinkt die Körpertemperatur bei diesen Tieren nicht ab. Die Tiere schlafen zwar, aber sie haben immer wieder Wachphasen, in denen sie unter anderem auch fressen.
Zum Beispiel:
Dachs (Bild im Hintergrund), Eichhörnchen und auch der Waschbär.
Winterstarre
Bei bestimmten Amphibien, Reptilien, Fischen und Insekten tritt die durch Kälte ausgelöste, Monate dauernde Winterstarre ein. Der Stoffwechsel wird auf ein absolutes Minimum reduziert, die Tiere sind bewegungsunfähig.
Zum Beispiel:
Teichmolch (Bild im Hintergrund), Eidechse und die Ringelnatter.
Zugvögel
Vogelarten, welche zweimal im Jahr zwischen ihren Sommer- und Winterquartieren wandern, werden als Zugvögel bezeichnet. Durch den Klimawandel kehren die Vögel immer früher aus ihren Winterquartieren zurück oder bleiben ganzjährig hier.
Zugvogelarten
Langstreckenzieher:
Das sind Vogelarten, deren Brutgebiete mehr als 4000 km von ihren Winterquartieren entfernt liegen.
Zum Beispiel: Storch, Schwalbe.
Kurzstreckenzieher:
Bei diesen Arten liegen ihre Brutgebiete von den Winterquartieren in rund 2000 km Entfernung.
Zum Beispiel: Kranich, Kiebitz.
Teilzieher:
Hier nimmt nur ein Teil der Vogelpopulation am Vogelzug teil. Der Rest bleibt im Brutgebiet.
Zum Beispiel: Buchfink, Star
Strichvögel:
Ziehen im Winter in klimatisch günstigere Landstriche, bleiben aber in ihrer Brutregion.
Zum Beispiel: Goldammer, Grünfink
Standvögel
So nennt man all jene Vögel, die das ganze Jahr über in ihrem angestammten Lebensraum bleiben, da sie gut an die saisonal vorherrschenden Lebensbedingungen angepasst sind.
Zum Beispiel:
Blaumeise (Bild im Hintergrund), Rotkehlchen, Amsel und der Haussperling
Unser tierisches Winterpanorama
Eine Auswahl verschiedener Tierarten und ihre Strategien für die kalte Jahreszeit (schematische Darstellungen).
Braunbär
Winterschlaf in nördlichen Gebieten oder Winterruhe in einer Höhle, Unterbrechungen bei milden Temperaturen.
Igel
Fällt mit hoffentlich ganz viel Winterspeck in den bis zu sechs Monate dauernden Winterschlaf. Kurze Unterbrechungen sind jedoch möglich.
Murmeltier
Bis zu sieben Monate schlafen Murmeltier Phil und seine Freunde dank Winterspeck. Am 2. Februar sagt er in Punxsutawney (USA) die Ankunft des Frühlings voraus.
Kreuzotter
Unterirdische Hohlräume oder Erdlöcher sind für sie ideale Winterquartiere, die meist von mehreren gemeinsam genutzt werden. Ihre Kältestarre kann – je nach Klimazone – bis zu acht Monate dauern.
Ameisen
Sie gehen mit einer Winterstarre in die Winterpause. Ihr Nest liegt einige Meter unter der Erde, zur Außenwelt hin wird alles dicht gemacht.
Fliegen
Spalten und Ritzen in Gebäuden sind für Stubenfliegen zur Überwinterung ausreichend. Ab einer Temperatur von +10 °C erwachen sie aus ihrer Winterstarre.
Marienkäfer
Verkriechen sich im Winter auf Dachböden oder in Baumrinden. Sie selbst bilden eine Art glycerinhaltiges Frostschutzmittel für ihre Körperflüssigkeit. Sie fallen in eine Winterstarre
Bienen
„Alles für die Königin“ lautet die Devise. Die Tiere bilden rund um sie eine Traube, durch das Zittern der Flugmuskulatur entsteht Wärme. Eingelagerter Honig dient als Energiereserve.
Regenbogenforelle
Zieht sich in tiefere oder ruhigere Gewässerabschnitte zurück und reduziert ihren Stoffwechsel. Ausgeprägte Lärmempfindlichkeit.
Eichhörnchen
Unterbrechen immer wieder ihre Winterruhe, um jene Nüsse zu suchen, die sie bereits fleißig im Herbst eingegraben haben.
Rotfuchs
Winterfell schützt ihn vor der Kälte. Auf Maussuche kann er mit einem Sprung und der Schnauze eine dicke Schneedecke durchbrechen.
Wildschwein
In den Wollhaaren ihres Winterfells sind Luftkammern eingelagert, die die Körperwärme schützen und wie eine Multifunktionsjacke wärmen.
Reh- und Rotwild
bleiben dank ihres Winterfells aktiv, die Tiere reduzieren ihren Stoffwechsel. Freuen sich auch über die eine oder andere Zufütterung.
Stockente
Schwimmen im Winter? Kein Problem, die Stockente ist eine ausgeprägte Wasserratte und neigt nicht zum Zugvogeldasein.
Buntspecht
Bucht kein Ticket in den Süden, klopft sich tapfer durch den Winter und frisst statt Insekten vermehrt Nüsse, Beeren und Samen.
Grünfink
Zusammen ist man weniger allein, dieses Credo beherzigt der Grünfink im Winter und bildet Schwärme.
Star
Zählt zu den Teilziehern. Er kann aber, je nach Lebensort, in Europa auch Standvogel oder Kurzstreckenzieher sein.
Storch
Auf seiner Reise in sein afrikanisches Winterquartier umfliegt er das Mittelmeer über Gibraltar oder den Bosporus.
Kranich
Er ist mehrheitlich ein Kurzstreckenzieher. Er bevorzugt zum Überwintern den Mittelmeerraum und Nordafrika.
Text:
Günter Pichler und Susanne Rakowitz
Digitale Aufbereitung/Infografik:
Günter Pichler
Quellen:
Birdlife, NABU, Wiener Umweltanwaltschaft, Kleine Zeitung
Fotos:
AdobeStock