4. bis 16. Februar 2025
Unser Guide zur alpinen
Ski-WM in Saalbach 2025
DOSSIER. Zwölf Jahre nach der spektakulären Ski-Weltmeisterschaft in Schladming kehrt die Elite des alpinen Skisports zurück nach Österreich. In Saalbach-Hinterglemm kämpfen Marco Odermatt, Mikaela Shiffrin und Co in elf Bewerben um Gold, Silber und Bronze. Neben einem einzigartigen Konzept gibt es bei der WM 2025 auch einige Neuheiten.
Von Matthias Janisch und Oliver Geyer
Zum zweiten Mal nach 1991 ist Saalbach-Hinterglemm im Salzburgerland Austragungsort der alpinen Ski-Weltmeisterschaft. Aus österreichischer Sicht hat man beste Erinnerungen an das Großevent vor 34 Jahren. Mit elf Medaillen, fünf davon in Gold und je drei in Silber und Bronze, zählt die WM in Saalbach-Hinterglemm zu den erfolgreichsten überhaupt. Nur Chamonix 1962 und Vail 1999 waren auf rot-weiß-roter Sicht noch erfolgreicher.
Für die zweite Weltmeisterschaft haben sich die Verantwortlichen in Salzburg ein einzigartiges Konzept überlegt. Alle elf Bewerbe finden auf dem Zwölferkogel statt, weshalb der Skibetrieb im Wintersportort nahezu ohne Änderungen weiterläuft – alle Lifte sind in Betrieb. Umso größer sind die Hoffnungen, dass zahlreiche Fans auch auf Skiern die Reise zu den Rennen antreten. Von Leogang oder Fieberbrunn aus kann man mit der Schischaukel schnell und unkompliziert nach Saalbach-Hinterglemm anreisen.
Direkt zu den Kapiteln des Dossiers
-> Die WM-Destination
-> Die Strecken im Detail
-> Rennkalender
-> Sportlerinnen & Sportler im Fokus
-> Medaillenspiegel
Neben den klassischen Bewerben Abfahrt, Super-G, Riesentorlauf und Slalom gibt es 2025 neben dem Parallel-Mannschaftsbewerb auch eine Team-Kombination bei Frauen und Männern. Dabei tritt ein Abfahrer mit einem Slalomspezialisten im Duo an. Die Zeiten der beiden Fahrten werden dann addiert. Für Spannung sollte gesorgt sein, für die optimale Übertragung auch. Der ORF überträgt insgesamt 70 Stunden live aus Saalbach-Hinterglemm – mit bis zu 56 Kameras.
Die WM-Destination
Saalbach-Hinterglemm zählt zu den bekanntesten Wintersportorten in Österreich und ist Jahr für Jahr Ziel Zehntausender Skisportler. In der knapp 3000 Einwohner großen Gemeinde im Salzburgerland gibt es im Skizirkus Saalbach-Hinterglemm/
Leogang/Fieberbrunn 29 Seilbahnen, 21 Sessellifte und 19 Schlepplifte. Insgesamt können 270 Kilometer Piste befahren werden.
Auf der Zieltribüne in Saalbach-Hinterglemm haben dann bis zu 15.000 Zuschauer pro Bewerb Platz, mehr als 150.000 Fans sollen von 4. bis 16. Februar zum Großevent pilgern, um die mehr als 600 Athletinnen und Athleten aus mehr als 70 Nationen anzufeuern. Medaillenentscheidungen gibt es in diesem Jahr in elf Disziplinen.
1 Berg – 11 Rennen – 1 Ziel: Unter diesem Motto stehen die Bewerbe auf dem Zwölferkogel in Saalbach-Hinterglemm. Alle Disziplinen werden auf einem Berg ausgetragen, der Zielraum bleibt immer derselbe. Während die Männer den Großteil der Bewerbe auf der „Schneekristallstrecke“ fahren, starten die Frauen im Slalom und den beiden Speed-Bewerben auf der „Ulli-Maier-Strecke“.
Aus österreichischer Sicht soll das Großevent ähnlich erfolgreich werden wie die erste Ausgabe in Saalbach-Hinterglemm vor 34 Jahren. Im ewigen Medaillenspiegel liegt die selbsternannte Ski-Nation Nummer eins auch klar an der Spitze. Insgesamt 309 Medaillen sammelte Österreich in der WM-Geschichte (101 in Gold, 107 in Silber, 101 in Bronze). Die Schweiz liegt mit 211 Medaillen auf Rang zwei.
Wann die Bewerbe stattfinden
Alle Rennen sind im österreichischen Fernsehen zu sehen: ORF 1 überträgt im TV sowie per Livestream und kommt auf insgesamt rund 70 Stunden Liveberichterstattung. Zusätzlich gibt es jeweils Rennanalysen, Siegerehrungen und Interviews mit den Sportlerinnen und Sportlern aus dem WM-Studio in Saalbach-Hinterglemm. Auch Eurosport, ARD, ZDF und SRF übertragen live. Bei der Kleinen Zeitung sind Sie im Liveticker mit dabei.
Die aktuellen Skistars machten 2024 beim Weltcupfinale bereits Bekanntschaft mit dem Zwölferkogel in Saalbach-Hinterglemm. Die Generalprobe für die Weltmeisterschaft verlief nahezu perfekt, nur die Abfahrt der Männer musste aufgrund des Schneemangels und hoher Temperaturen abgesagt werden. 2025 sollte das kein Problem werden. Saalbach-Hinterglemm präsentiert sich voll und ganz schneeweiß.
Sie stehen im Fokus
Mikeala Shiffrin – die Größte aller Zeiten
Es ist ein Privileg, der erfolgreichsten Skifahrerin aller Zeiten zuschauen zu dürfen. Umso schmerzhafter ist es für Fans des Ski-Weltcups deshalb, wenn die 29-Jährige eine Zwangspause einlegen muss. Seit ihrem Sturz Ende November in Killington fehlt Shiffrin verletzungsbedingt, kehrt zur Ski-WM aber rechtzeitig zurück.
Nicht der erste Rückschlag in den vergangenen Jahren. Nach dem Tod ihres Vaters 2020 legte sie eine längere Weltcup-Pause ein, avancierte zwei Jahre später bei den Olympischen Winterspielen in Peking zur tragischen Figur, als sie ohne Medaille die Heimreise antreten musste. Viele fragten sich damals, ob sich Shiffrin jemals davon erholen werde.
Die Antwort darauf lieferte der US-Ski-Star in eindrucksvoller Manier. In den folgenden Saisonen fuhr Shiffrin teilweise in einer ganz eigenen Liga, sammelte Weltcup-Siege wie am Fließband. Ausgerechnet auf dem Weg zum „100er“ stürzte sie in diesem Winter und verletzte sich schwer im Bauchbereich. Die magische Marke von 100-Weltcup-Siegen wird aber wohl dennoch zeitnah fallen.
Mit 14 Einzelmedaillen bei Weltmeisterschaften, sieben davon in Gold, hat sie beim Großevent ohnehin bereits alles gewonnen, was man gewinnen kann. Trotz Verletzung und wenigen Trainingskilometern in den Beinen ist Shiffrin in den technischen Bewerben der Frauen wohl abermals die ganz große Gejagte.
Zrinka Ljutic – die Herausforderin
In der vergangenen Saison noch ein aufstrebendes Nachwuchstalent, etablierte sich Zrinka Ljutic in diesem Winter zu einer fixen Größe im alpinen Ski-Weltcup der Frauen. Die 20-Jährige fuhr am Semmering und in Kransjka Gora ihre ersten Siege auf höchster Ski-Ebene ein – beide Male war sie im Slalom erfolgreich. Zwischenzeitlich führte Ljutic sogar im Gesamtweltcup und begeisterte mit ihrer ruhigen und abgebrühten Art.
Mit ihrer derzeitigen Form könnte sie im Slalom und Riesentorlauf dafür sorgen, dass erstmals seit Santa Caterina 2005 wieder die kroatische Hymne bei einer Ski-Weltmeisterschaft ertönt. Damals sicherte sich die legendäre Janica Kostelic drei Goldmedaillen für den Ski-Exoten Kroatien.
Für die Juniorenweltmeisterin von 2022 im Slalom spricht auch der Ausrichtungsort in den Salzburger Bergen. In Österreich fühlt sich Ljutic pudelwohl, stand mit ihrem Vater und jetzigen Trainer Amir erstmals auf Ski. Neben ihrem Premierensieg am Semmering feierte sie in Niederösterreich 2020 auch ihr Debüt im Weltcup.
In Saalbach-Hinterglemm kann Ljutic außerdem auf Unterstützung aus der Heimat hoffen. Schon am Semmering und im slowenischen Kranjska Gora feierten zahlreiche kroatische Fans mit ihr nach Platz eins. Gut möglich also, dass der Fanclub auch die Reise zur Weltmeisterschaft auf sich nimmt.
Conny Hütter – die rot-weiß-rote Hoffnungsträgerin
Der Start in die Saison verlief für Österreichs Speed-Ass Conny Hütter nahezu perfekt. Mit zwei Siegen in den ersten zwei Speed-Rennen des Winters schürte die Kumbergerin bereits früh Hoffnungen für die Ski-Weltmeisterschaft. Obwohl es für die 32-Jährige seither nicht mehr auf das Podest ging, ist sie wohl die heißeste Medaillen-Aktie beim Großevent in der Heimat.
Denn Hütter wirkt gefestigter als je zuvor und hat in dieser Saison einen enormen Grundspeed. Gelingt ihr ein fehlerfreier Lauf, gibt es nur ganz wenige Läuferinnen, die es mit der Steirerin in der Abfahrt und im Super-G aufnehmen können. Außerdem hat die Bronzemedaillengewinnerin von Courchevel im Super-G beste Erinnerungen an den diesjährigen WM-Ort.
Vor knapp einem Jahr fuhr sie beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm den wohl größten Erfolg ihrer Karriere ein. In einem dramatischen Herzschlagfinale sicherte sich Hütter mit einem wahren Traumlauf vor Tausenden rot-weiß-roten Fans die kleine Kristallkugel für den Gewinn des Abfahrts-Weltcups. Mit ihrem Sieg fing sie die damals in Führung liegende Lara Gut-Behrami noch ab.
Beste Voraussetzung für eine Fortführung der steirischen Erfolgsstory. Passt bei Hütter alles zusammen, ist mit ihr auf jeden Fall zu rechnen. Mit ihrem Grundspeed ist sie außerdem auch in der Team-Kombination eine Anwärterin auf eine österreichische Medaille.
Lindsey Vonn – vergoldetes Traum-Comeback?
„Warum nicht?“, ist Lindsey Vonns kurze und prägnante Antwort auf die Frage, warum sie mit 40 Jahren und einer Teilprothese im Knie ein Comeback im alpinen Ski-Zirkus feiert. „Warum nicht“, war schon immer das Motto der US-Amerikanerin, die bereits in ihrer „ersten Karriere“ die Grenzen des Möglichen ausloten wollte. Jahrelang wollte sie sich mit den schnellsten Männern des Weltcups vergleichen, zunächst in Lake Louise, danach in Kitzbühel. Der Traum von der Streif ging für sie im Vorjahr zumindest teilweise in Erfüllung, als sie in einem spektakulären PR-Stunt Hausbergkante und Co bei Nacht bezwang.
Mit dem einfachsten und sichersten Weg gab sich Vonn, die am 18. November 2000 als Lindsey Kildow ihr Debüt im Weltcup feierte, nie zufrieden – egal ob zu aktiven Zeiten oder während ihres jetzigen Comebacks. Trotz enormer Schmerzen fuhr sie in den letzten Jahren vor dem Rücktritt im Februar 2019 weiterhin an der Spitze, arbeitete dafür umso härter.
Die harte Arbeit zahlte sich aus. Auf Platz 14 beim Comeback in St. Moritz folgte ein beeindruckendes Wochenende in St. Anton. In der Abfahrt wurde die 40-Jährige prompt Sechste, im folgenden Super-G verpasste sie als Vierte das Stockerl nur um 0,32 Sekunden. In den folgenden Speed-Rennen schaute dann nicht mehr als ein 14. Platz heraus, zweimal sah Vonn dabei nicht einmal das Ziel.
Beunruhigen sollte das die Fans der US-Amerikanerin aber keinesfalls. Nicht erst in dieser Saison zeigte sie unvergleichliche Nehmerqualitäten und kam auf die wohl beeindruckendste Art und Weise in den Ski-Weltcup zurück. Mit einer Medaille bei der Ski-Weltmeisterschaft könnte sie ihr Traum-Comeback krönen, im Idealfall sogar vergolden.
Marco Odermatt – der Ski-König aus der Schweiz
Es stellt sich nicht die Frage, in welcher Disziplin Marco Odermatt eine Medaille holen könnte. Vielmehr interessiert es wohl, in welchem Bewerb der Schweizer nicht zu den absoluten Favoriten zählt. Die Goldmedaille im Riesentorlauf scheint fix eingeplant, nach zwei „Nullern“ zum Saisonstart gewann er die folgenden drei Riesentorläufe souverän. Wenn er fit im Starthaus steht, führt wohl kein Weg an ihm vorbei.
Auch im Super-G zählt der 25-Jährige zu den heißesten Medaillenkandidaten, was sein Sieg in Kitzbühel eindrucksvoll unter Beweis stellte. Trotz einiger Probleme zum Saisonstart fand „Odi“ zuletzt wieder in die Erfolgsspur, führt neben dem Gesamtweltcup auch die Disziplinenwertungen in der Abfahrt, im Super-G und im Riesentorlauf an.
Bei diesem Talent verwundert es durchaus, dass die Medaillensammlung bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften bisher noch überschaubar ist. Dem sechsfachen Juniorenweltmeister gelang zwar 2021 der große Durchbruch, für ganz vorne reichte es in Cortina aber noch nicht. Dieser Umstand änderte sich in Courchevel/Meribel – mit zwei Goldenen vor zwei Jahren.
Nach dem Sieg im Gesamtweltcup in den vergangenen drei Saisonen sieht auch heuer wieder alles danach aus, dass auch in dieser Saison nichts am Schweizer vorbeiführt. Mit einem Medaillengewinn bei der Weltmeisterschaft in Frankreich könnte er den ohnehin schon fast perfekten Winter perfekt machen.
Lucas Pinheiro Braathen – Samba auf dem Schnee
Kaum ein Comeback in der jüngeren Geschichte war bunter als jenes von Lucas Pinheiro Braathen. Zwar war der 24-Jährige nach Streitigkeiten mit dem norwegischen Verband nur ein Jahr weg vom Fenster, seine Anwesenheit wurde aber bitter vermisst. Vor allem für junge Fans des Ski-Weltcups ist Braathen eine Ikone, auch aufgrund seines Auftretens und der angesprochenen Themen, die ohne ihn oftmals zu kurz kommen.
Seit dieser Saison fährt der Sohn eines Norwegers für das Heimatland seiner Mutter: Brasilien. Kein Wunder, dass die bisherigen drei Stockerlplätze in diesem Winter die ersten für das südamerikanische Land im Ski-Weltcup sind. Braathen ist stolz, für den Ski-Exoten im Starthaus zu stehen und fühlt sich sichtlich wohl als „Ski-Exot“.
In den technischen Disziplinen ist der Slalom-Weltcupsieger der Saison 2022/23 nach wie vor eine fixe Größe und fährt einen der schnellsten Schwünge im Ski-Zirkus. Die wiedergefundene Leichtigkeit ist brandgefährlich für die Konkurrenz. Gut möglich also, dass Braathen seinen ersten Sieg für Brasilien ausgerechnet bei der Ski-Weltmeisterschaft feiern könnte.
Die Party danach wäre dann wohl genauso legendär wie die Erfolgsfahrt an sich. Braathen ist jung, dynamisch und nicht der klassische Athlet im alpinen Ski-Zirkus. Für die Veranstalter ist sein Comeback bereits jetzt ein Gewinn.
Vincent Kriechmayr – der erfahrene Österreicher
Anders als Odermatt und Braathen zählt Österreichs Speed-Ass Vincent Kriechmayr bereits zu den Routiniers im Weltcup. Als Doppelweltmeister 2021 reiste der Oberösterreicher nach Courchevel/Meribel, konnte in Frankreich aber nicht an vorangegangene Erfolge anschließen. Ein elfter und zwölfter Platz in der Abfahrt und Super-G war nicht die erwünschte Ausbeute.
Der 33-Jährige hat aber die Erfahrung, sein Meisterstück von vor vier Jahren in der österreichischen Heimat zu wiederholen. Der ganz große Favorit ist Kriechmayr nach einer durchwachsenen Saison nicht. Abschreiben darf man den 18-fachen Weltcup-Sieger aber nie, das weiß bestimmt auch die Konkurrenz aus der Schweiz, die im Speed-Bereich im aktuellen Winter dominiert.
In einem von Verletzungen geplagten ÖSV-Team ist Kriechmayr eine Führungsfigur, ein Antreiber für den rot-weiß-roten Nachwuchs. Deshalb ist sein Start auch wichtig für das gesamte Team. Mit welchem Fitnesszustand das Speed-Ass zur Weltmeisterschaft reist, ist noch offen. In Wengen stürzte der Super-G-Weltcupsieger der Saison 2020/21 schwer und verletzte sich am Knie.
Dabei hatte Kriechmayr aber wohl Glück im Unglück. Bereits vor Kitzbühel stand er wieder auf Ski, ein Start auf der Streif kam damals aber noch zu früh. Bleibt zu hoffen, dass der Routinier im rot-weiß-roten Speed-Team pünktlich zum Großevent bei 100 Prozent ist.
Sie stehen im Fokus
Mikeala Shiffrin – die Größte aller Zeiten
Es ist ein Privileg, der erfolgreichsten Skifahrerin aller Zeiten zuschauen zu dürfen. Umso schmerzhafter ist es für Fans des Ski-Weltcups deshalb, wenn die 29-Jährige eine Zwangspause einlegen muss. Seit ihrem Sturz Ende November in Killington fehlt Shiffrin verletzungsbedingt, kehrt zur Ski-WM aber rechtzeitig zurück.
Nicht der erste Rückschlag in den vergangenen Jahren. Nach dem Tod ihres Vaters 2020 legte sie eine längere Weltcup-Pause ein, avancierte zwei Jahre später bei den Olympischen Winterspielen in Peking zur tragischen Figur, als sie ohne Medaille die Heimreise antreten musste. Viele fragten sich damals, ob sich Shiffrin jemals davon erholen werde.
Die Antwort darauf lieferte der US-Ski-Star in eindrucksvoller Manier. In den folgenden Saisonen fuhr Shiffrin teilweise in einer ganz eigenen Liga, sammelte Weltcup-Siege wie am Fließband. Ausgerechnet auf dem Weg zum „100er“ stürzte sie in diesem Winter und verletzte sich schwer im Bauchbereich. Die magische Marke von 100-Weltcup-Siegen wird aber wohl dennoch zeitnah fallen.
Mit 14 Einzelmedaillen bei Weltmeisterschaften, sieben davon in Gold, hat sie beim Großevent ohnehin bereits alles gewonnen, was man gewinnen kann. Trotz Verletzung und wenig Trainingskilometern in den Beinen ist Shiffrin in den technischen Bewerben der Frauen wohl abermals die ganz große Gejagte.
Zrinka Ljutic – die Herausforderin
In der vergangenen Saison noch ein aufstrebendes Nachwuchstalent, etablierte sich Zrinka Ljutic in diesem Winter zu einer fixen Größe im alpinen Ski-Weltcup der Frauen. Die 20-Jährige fuhr am Semmering und ihn Kransjka Gora ihre ersten Siege auf höchster Ski-Ebene ein – beide Male war sie im Slalom erfolgreich. Zwischenzeitlich führte Ljutic sogar im Gesamtweltcup und begeisterte mit ihrer ruhigen und abgebrühten Art.
Mit ihrer derzeitigen Form könnte sie im Slalom und Riesentorlauf dafür sorgen, dass erstmals seit Santa Caterina 2005 wieder die kroatische Hymne bei einer Ski-Weltmeisterschaft ertönt. Damals sicherte sich die legendäre Janica Kostelic drei Goldmedaillen für den Ski-Exoten Kroatien.
Für die Juniorenweltmeisterin von 2022 im Slalom spricht auch der Ausrichtungsort in den Salzburger Bergen. In Österreich fühlt sich Ljutic pudelwohl, stand mit ihrem Vater und jetzigen Trainer Amir erstmals auf Ski. Neben ihrem Premierensieg am Semmering feierte sie in Niederösterreich 2020 auch ihr Debüt im Weltcup.
In Saalbach-Hinterglemm kann Ljutic außerdem auf Unterstützung aus der Heimat hoffen. Schon am Semmering und im slowenischen Kranjska Gora feierten zahlreiche kroatische Fans mit ihr nach Platz eins. Gut möglich also, dass der Fanclub auch die Reise zur Weltmeisterschaft auf sich nimmt.
Conny Hütter – die rot-weiß-rote Hoffnungsträgerin
Der Start in die Saison verlief für Österreichs Speed-Ass Conny Hütter nahezu perfekt. Mit zwei Siegen in den ersten zwei Speed-Rennen des Winters schürte die Kumbergerin bereits früh Hoffnungen für die Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm. Obwohl es für die 32-Jährige seither nicht mehr auf das Podest ging, ist sie wohl die heißeste Medaillen-Aktie beim Großevent in der Heimat.
Denn Hütter wirkt gefestigter als je zuvor und hat in dieser Saison einen enormen Grundspeed. Gelingt ihr ein fehlerfreier Lauf, gibt es nur ganz wenige Läuferinnen, die es mit der Steirerin in der Abfahrt und im Super-G aufnehmen können. Außerdem hat die Bronzemedaillengewinnerin von Courchevel im Super-G beste Erinnerungen an den diesjährigen WM-Ort.
Vor knapp einem Jahr fuhr sie beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm den wohl größten Erfolg ihrer Karriere ein. In einem dramatischen Herzschlagfinale sicherte sich Hütter mit einem wahren Traumlauf vor Tausenden rot-weiß-roten Fans die kleine Kristallkugel für den Gewinn des Abfahrts-Weltcups. Mit ihrem Sieg fing sie die damals in Führung liegende Lara Gut-Behrami noch ab.
Beste Voraussetzung für eine Fortführung der steirischen Erfolgsstory. Passt bei Hütter alles zusammen, ist mit ihr auf jeden Fall zu rechnen. Mit ihrem Grundspeed ist sie außerdem auch in der Team-Kombination eine Anwärterin auf eine österreichische Medaille.
Lindsey Vonn – vergoldetes Traum-Comeback?
Es ist ein Privileg, der erfolgreichsten Skifahrerin aller Zeiten zuschauen zu dürfen. Umso schmerzhafter ist es für Fans des Ski-Weltcups deshalb, wenn die 29-Jährige eine Zwangspause einlegen muss. Seit ihrem Sturz Ende November in Killington fehlt Shiffrin verletzungsbedingt, kehrt zur Ski-WM aber rechtzeitig zurück.
„Warum nicht?“, ist Lindsey Vonns kurze und prägnante Antwort auf die Frage, warum sie mit 40 Jahren und einer Teilprothese im Knie ein Comeback im alpinen Ski-Zirkus feiert. „Warum nicht“, war schon immer das Motto der US-Amerikanerin, die bereits in ihrer „ersten Karriere“ die Grenzen des Möglichen ausloten wollte. Jahrelang wollte sie sich mit den schnellsten Männern des Weltcups vergleichen, zunächst in Lake Louise, danach in Kitzbühel. Der Traum von der Streif ging für sie im Vorjahr zumindest teilweise in Erfüllung, als sie in einem spektakulären PR-Stunt Hausbergkante und Co bei Nacht bezwang.
Mit dem einfachsten und sichersten Weg gab sich Vonn, die am 18. November 2000 als Lindsey Kildow ihr Debüt im Weltcup feierte, nie zufrieden – egal ob zu aktiven Zeiten oder während ihres jetzigen Comebacks. Trotz enormer Schmerzen fuhr sie in den letzten Jahren vor dem Rücktritt im Februar 2019 weiterhin an der Spitze, arbeitete dafür umso härter.
Die harte Arbeit zahlte sich aus. Auf Platz 14 beim Comeback in St. Moritz folgte ein beeindruckendes Wochenende in St. Anton. In der Abfahrt wurde die 40-Jährige prompt Sechste, im folgenden Super-G verpasste sie als Vierte das Stockerl nur um 0,32 Sekunden. In den folgenden Speed-Rennen schaute dann nicht mehr als ein 14. Platz heraus, zweimal sah Vonn dabei nicht einmal das Ziel.
Beunruhigen sollte das die Fans der US-Amerikanerin aber keinesfalls. Nicht erst in dieser Saison zeigte sie unvergleichliche Nehmerqualitäten und kam auf die wohl beeindruckendste Art und Weise in den Ski-Weltcup zurück. Mit einer Medaille bei der Ski-Weltmeisterschaft könnte sie ihr Traum-Comeback krönen, im Idealfall sogar vergolden.
Marco Odermatt – der Ski-König aus der Schweiz
Es stellt sich nicht die Frage, in welcher Disziplin Marco Odermatt eine Medaille holen könnte. Vielmehr interessiert es wohl, in welchem Bewerb der Schweizer nicht zu den absoluten Favoriten zählt. Die Goldmedaille im Riesentorlauf scheint fix eingeplant, nach zwei „Nullern“ zum Saisonstart gewann er die folgenden drei Riesentorläufe souverän. Wenn er fit im Starthaus steht, führt wohl kein Weg an ihm vorbei.
Auch im Super-G zählt der 25-Jährige zu den heißesten Medaillenkandidaten, was sein Sieg in Kitzbühel eindrucksvoll unter Beweis stellte. Trotz einiger Probleme zum Saisonstart fand „Odi“ zuletzt wieder in die Erfolgsspur, führt neben dem Gesamtweltcup auch die Disziplinenwertungen in der Abfahrt, im Super-G und im Riesentorlauf an.
Bei diesem Talent verwundert es durchaus, dass die Medaillensammlung bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften bisher noch überschaubar ist. Dem sechsfachen Juniorenweltmeister gelang zwar 2021 der große Durchbruch, für ganz vorne reichte es in Cortina aber noch nicht. Dieser Umstand änderte sich in Courchevel/Meribel – mit zwei Goldenen vor zwei Jahren.
Nach dem Sieg im Gesamtweltcup in den vergangenen drei Saisonen sieht auch heuer wieder alles danach aus, dass auch in dieser Saison nichts am Schweizer vorbeiführt. Mit einem Medaillengewinn bei der Weltmeisterschaft in Frankreich könnte er den ohnehin schon fast perfekten Winter perfekt machen.
Lucas Pinheiro Braathen – Samba auf dem Schnee
Kaum ein Comeback in der jüngeren Geschichte war bunter als jenes von Lucas Pinheiro Braathen. Zwar war der 24-Jährige nach Streitigkeiten mit dem norwegischen Verband nur ein Jahr weg vom Fenster, seine Anwesenheit wurde aber bitter vermisst. Vor allem für junge Fans des Ski-Weltcups ist Braathen eine Ikone, auch aufgrund seines Auftretens und der angesprochenen Themen, die ohne ihn oftmals zu kurz kommen.
Seit dieser Saison fährt der Sohn eines Norwegers für das Heimatland seiner Mutter: Brasilien. Kein Wunder, dass die bisherigen drei Stockerlplätze in diesem Winter die ersten für das südamerikanische Land im Ski-Weltcup sind. Braathen ist stolz, für den Ski-Exoten im Starthaus zu stehen und fühlt sich sichtlich wohl als „Ski-Exot“.
In den technischen Disziplinen ist der Slalom-Weltcupsieger der Saison 2022/23 nach wie vor eine fixe Größe und fährt einen der schnellsten Schwünge im Ski-Zirkus. Die wiedergefundene Leichtigkeit ist brandgefährlich für die Konkurrenz. Gut möglich also, dass Braathen seinen ersten Sieg für Brasilien ausgerechnet bei der Ski-Weltmeisterschaft feiern könnte.
Die Party danach wäre dann wohl genauso legendär wie die Erfolgsfahrt an sich. Braathen ist jung, dynamisch und nicht der klassische Athlet im alpinen Ski-Zirkus. Für die Veranstalter ist sein Comeback bereits jetzt ein Gewinn.
Vincent Kriechmayr – der erfahrene Österreicher
Anders als Odermatt und Braathen zählt Österreichs Speed-Ass Vincent Kriechmayr bereits zu den Routiniers im Weltcup. Als Doppelweltmeister 2021 reiste der Oberösterreicher nach Courchevel/Meribel, konnte in Frankreich aber nicht an vorangegangene Erfolge anschließen. Ein elfter und zwölfter Platz in der Abfahrt und Super-G war nicht die erwünschte Ausbeute.
Der 33-Jährige hat aber die Erfahrung, sein Meisterstück von vor vier Jahren in der österreichischen Heimat zu wiederholen. Der ganz große Favorit ist Kriechmayr nach einer durchwachsenen Saison nicht. Abschreiben darf man den 18-fachen Weltcup-Sieger aber nie, das weiß bestimmt auch die Konkurrenz aus der Schweiz, die im Speed-Bereich im aktuellen Winter dominiert.
In einem von Verletzungen geplagten ÖSV-Team ist Kriechmayr eine Führungsfigur, ein Antreiber für den rot-weiß-roten Nachwuchs. Deshalb ist sein Start auch wichtig für das gesamte Team. Mit welchem Fitnesszustand das Speed-Ass zur Weltmeisterschaft reist, ist noch offen. In Wengen stürzte der Super-G-Weltcupsieger der Saison 2020/21 schwer und verletzte sich am Knie.
Dabei hatte Kriechmayr aber wohl Glück im Unglück. Bereits vor Kitzbühel stand er wieder auf Ski, ein Start auf der Streif kam damals aber noch zu früh. Bleibt zu hoffen, dass der Routinier im rot-weiß-roten Speed-Team pünktlich zum Großevent bei 100 Prozent ist.
Der Medaillenspiegel
Wie viele Medaillen die einzelnen Nationen 2025 bereits holen konnten.
Fotos: Österreichischer Skiverband & Saalbach Hinterglemm,
Andreas Putz (4), Erich Spiess (2), GEPA (4), EXPA (3), Adobe Stock (5)
Grafiken/Illustrationen: Fatima Al Masodi, APA/Saalbach 2025 (Pisten)