6. bis 19. Februar 2023

Unser Guide zur alpinen Ski-WM in Frankreich

DOSSIER. 13 Weltmeistertitel, 39 Medaillen und 600 Athletinnen und Athleten, die um einen Platz auf dem Stockerl kämpfen: Das verspricht die alpine Ski-WM, die von 6. bis 19. Februar 2023 in Frankreich über die Bühne geht. Hier erfahren Sie das Wichtigste rund um die Bewerbe, die WM-Destination, die Pisten und die Favoritinnen und Favoriten.

Von Jonas Binder, Matthias Janisch und Christoph Kainz

Zum vierten Mal in der Geschichte finden von 6. bis 19. Februar 2023 alpine Ski-Weltmeisterschaften in Frankreich statt. 1937 und 1962 waren die WM-Bewerbe jeweils in Chamonix an der Grenze zur Schweiz, 2009 in Val d'Isere nahe Italien ausgetragen worden. Diesmal sind die beiden Ortschaften Courchevel und Meribel Austragungsort. Alle vier Ortschaften liegen inmitten der französischen Alpen in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Bei seiner Bewerbung als Austragungsort setzte sich das französische Bewerberdoppel 2017 übrigens gegen den österreichischen Kandidaten Saalbach-Hinterglemm durch – dort findet dafür 2025 die nächste WM statt.

Das Budget für das sportliche Großereignis liegt bei 43 Millionen Euro. 600 Skirennläuferinnen und -rennläufer aus 75 Nationen werden die sechs alpinen Bewerbe Abfahrt, Super-G, Riesenslalom, Slalom, Kombination und Parallelslalom sowie den Teambewerb bestreiten. An den zwölf WM-Tagen werden in Summe 150.000 Zusehende vor Ort erwartet, bis zu 500 Millionen Fans werden das Spektakel im TV verfolgen.

Direkt zu den Kapiteln des Dossiers

-> Die WM-Destination
-> Herren: Piste L'Eclipse im Detail
-> Damen: Piste Le Roc de Fer im Detail
-> Sportlerinnen und Sportler im Fokus
-> Rennkalender
-> Großes WM-Quiz

Die WM-Destination

Die alpine Ski-WM findet in Courchevel und Meribel statt. Courchevel ist sowohl Skigebiet als auch politische Gemeinde, bestehend aus mehreren Dörfern, und hat gut 2300 Einwohner. Das Skigebiet Meribel ist Teil der 1800-Seelen-Kommune Les Allues. Beide Orte grenzen an Brides-les-Bains, wo unter anderem viele Fans, Freiwillige und Medienschaffende untergebracht sind. Von dort gelangt man direkt per Gondelbahn nach Meribel.

Herren: L'Eclipse

Auf der Piste "L'Eclipse" (Die Finsternis) in Courchevel werden die Rennen der Männer gefahren. Im März 2022 war die 3,2 Kilometer lange Strecke erstmals im Rahmen des Weltcups Austragungsort eines offiziellen Bewerbs. Das durchschnittliche Gefälle beträgt 30 Prozent. "L'Eclipse" zeichnet sich durch weite Sprünge und wechselnde Lichtverhältnisse aus.

Damen: Le Roc de Fer

Auf der 2,4 Kilometer langen Strecke "Le Roc de Fer" (Der Eisenfels) in Meribel messen sich die Damen. Hier stürzten sich bereits 1992 bei den Olympischen Spielen von Albertville die alpinen Skirennläuferinnen den Hang hinab. Das durchschnittliche Gefälle liegt bei 27 Prozent. Im unteren Bereich finden die Parallelslaloms – auch jener der Männer – statt.

Die WM-Destination

Die alpine Ski-WM findet in Courchevel und Meribel statt. Courchevel ist eine eigene Gemeinde, bestehend aus mehreren Dörfern, und hat gut 2300 Einwohner. Meribel ist Teil der 1800-Seelen-Kommune Allues. Von Brides-les-Bains, wo unter anderem viele Fans, Freiwillige, Medienschaffende untergebracht sind, gelangt man direkt per Gondelbahn nach Meribel.

Herren: L'Éclipse

Auf der Piste "L'Eclipse" (Die Finsternis) in Courchevel werden die Rennen der Männer gefahren. Im März 2022 war die 3,2 Kilometer lange Strecke erstmals im Rahmen des Weltcups Austragungsort eines offiziellen Bewerbs. Das durchschnittliche Gefälle beträgt 30 Prozent. "L'Eclipse" zeichnet sich durch weite Sprünge und wechselnde Lichtverhältnisse aus.

Damen: Le Roc de Fer

Auf der 2,4 Kilometer langen Strecke "Le Roc de Fer" (Der Eisenfels) in Meribel messen sich die Damen. Hier stürzten sich bereits 1992 bei den Olympischen Spielen von Albertville die alpinen Skirennläuferinnen den Hang hinab. Das durchschnittliche Gefälle liegt bei 27 Prozent. Im unteren Bereich finden die Parallelslaloms – auch jener der Männer – statt.

Scrollen Sie weiter, um Details zu den Pisten zu erfahren!

Die Austragungsorte Courchevel und Meribel sind Teil der Trois Vallees (drei Täler) in Savoyen und zählen damit zum mit 600 Pistenkilometern größten zusammenhängenden Skigebiet der Welt.

Das Motto der Titelkämpfe in Frankreich lautet "Hearts Racing Together".

Courchevel und Meribel liegen nur knapp fünf Kilometer Luftlinie auseinander, auf dem Landweg ist man allerdings im zügigsten Fall 20 Minuten mit dem Auto unterwegs.

Zwischen den Wettkampfstätten werden bei der WM Gratis-Shuttles verkehren. Von Städten wie Lyon, Grenoble, Chambery, Annecy oder Albertville aus wird es preisgünstige Busverbindungen geben.

Corona-Maßnahmen wie Zuschauerbeschränkungen, behördliche Testvorgaben und Reisebeschränkungen gehören bei dieser WM übrigens der Vergangenheit an. Es soll wieder eine unbeschwerte Stimmung wie vor der Pandemie herrschen.

Die Medaillenfeiern der WM-Bewerbe werden in Meribel stattfinden.

Das offizielle WM-Maskottchen stellte eine Gams dar und heißt "Toya", was im savoyardischen Dialekt "Sieg" bedeutet.

Im österreichischen Fernsehen kann man bei allen Rennen live dabei sein – ORF 1 überträgt im TV sowie per Stream. Auch Eurosport, ARD, ZDF und SRF übertragen live.

L'Eclipse im Detail

Der Start der Abfahrt liegt nahe an der neuen Fahrrad-Passstraße Col de la Loze am Kamm zwischen Courchevel und Meribel auf 2.235 Metern Höhe.

Nach vier Toren kommen die Abfahrer zu einer Kuppe. Nach dieser Stelle hat man einen herrlichen Blick auf den Mont Blanc in der Ferne.

Es folgt der charakteristische Abschnitt der Strecke mit bis zu 200 Meter langen Kurven, die an Schikanen des F1-Grand-Prix von Monaco erinnern sollen.

Der Jockey ist der spektakulärste Sprung der Strecke – hier fliegen die Sportler bis zu 50 Meter weit. Unterhalb geht es in den dichten, schattigen Wald.

Im "Schwarzen Loch" taucht man – wenig überraschend – in den Schatten ein.

Anschließend warten drei Tore mit einer 300 Meter langen S-Schikane. Das maximale Gefälle beträgt hier 58 Prozent.

Auch hier erwartet die Skirennläufer ein Sprung.

Zum Schluss folgt das steilste Teilstück, auf dem auch der Slalom gefahren wird. Das durchschnittliche Gefälle liegt bei 36 Prozent. Ein Sprung beendet schließlich die Abfahrt.

Der Zielbereich der Abfahrt liegt im Herzen des Dorfs Courchevel Le Praz, das sich durch hölzerne Chalets und enge Gässchen auszeichnet.

Vom Zielgelände der "L'Eclipse" aus sieht man die Olympia-Schanzenanlage und den 2020 neu eröffneten "Alpinium"-Komplex, die zentrale Eventstätte der Männerbewerbe. Sehen Sie hier eine Vorstellung der Strecke im Video.

Aus österreichischer Sicht verbindet man besonders schöne Momente mit der Strecke: ÖSV-Star Vincent Kriechmayr gewann beim Weltcup-Finale 2022 auf der "L'Eclipse" die Abfahrt und den Super-G.

Le Roc de Fer im Detail

Die Wettkampfgeschichte der "Le Roc de Fer" begann bereits 1992, als die Strecke Austragungsort der alpinen Damenbewerbe der Olympischen Winterspielen von Albertville war. Gut 20 Jahre später kehrte der Skizirkus 2013 für ein Abfahrtsrennen nach Meribel zurück. 2015 und 2022 folgten Wettkampf-Finalbewerbe.

Die 2,4 Kilometer lange Damen-Abfahrtsstrecke startet auf 2150 Metern. Zunächst wartet ein eher flaches Gleitstück auf die Abfahrerinnen.

Es folgt ein Teilstück mit mehreren Unebenheiten und einem 20-Meter-Sprung, genannt "Buckel der Engländer".

Anschließend kommt eine scharfe Kurve, gefolgt von einem weiteren 20-Meter-Sprung.

Die Rennläuferinnen tauchen anschließend im Bereich zwischen dem Riesentorlauf- und dem Slalomstart ...

... in einen engen und schattigen Streckenabschnitt ein, wo sie sich auf wechselnde Lichtverhältnisse einstellen müssen.

Im letzten Streckenabschnitt werden der Damen-Slalom und die Parallelbewerbe (Männer und Frauen) gefahren. Mit einem durchschnittlichen Gefälle von 39 Prozent ist das auch der steilste Abschnitt.

Um für die Parallelbewerbe faire Bedingungen und zwei möglichst identische Kurse zu schaffen, wurde die Piste im letzten Abschnitt über die gesamte Breite eingeebnet.

Auf der Frauen- und Salom-WM-Strecke "Roc de Fer" wurden in der Vergangenheit bereits Weltcup- und Olympiasiege gefeiert. Sehen Sie hier eine Vorstellung der Piste im Video.

Die aktuellen Skistars machten 2022 beim Weltcupfinale nur in den technischen Disziplinen bereits mit der "Roc de Fer" Bekanntschaft. Die finale Präparierung für beide WM-Strecken startete am 20. Jänner, wobei die "Roc de Fer" anders als die "L'Eclipse" noch partiell für den Publikumslauf offen bleiben soll.

Je zwölf Athletinnen und zwölf Athleten hat der ÖSV für Frankreich nominiert. Damit schöpft der Österreichische Skiverband wie erwartet das volle Kontingent aus.

Sie stehen im Fokus

Mikeala Shiffrin die Größte aller Zeiten

Es ist ein Privileg, der erfolgreichsten Skifahrerin aller Zeiten zuschauen zu dürfen. Mikaela Shiffrin legt derzeit ihre beste Saison im alpinen Ski-Zirkus hin, stellte mit 85 Weltcupsiegen auch einen neuen Rekord bei den Frauen auf. Wann die magische Bestmarke von Ingemar Stenmark mit 86 Erfolgen pulverisiert wird, dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. 

Dabei hatte die US-Amerikanerin in den vergangenen Jahren immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. Nach dem Tod ihres Vaters 2020 legte sie eine längere Weltcup-Pause ein, avancierte zwei Jahre später bei den Olympischen Winterspielen in Peking zur tragischen Figur, als sie ohne Medaille die Heimreise antreten musste. Viele fragten sich damals, ob sich der Shiffrin jemals davon erholen werde. 

Die Antwort darauf lieferte der US-Ski-Star in eindrucksvoller Manier. In dieser Saison fährt sie in einer eigenen Liga, hat im Gesamtweltcup bereits mehr als 600 Punkte Vorsprung auf ihre erste Verfolgerin Lara Gut-Behrami. In dieser Form ist sie in Riesentorlauf, Slalom und der Kombination die große Favoritin auf Gold und auch die Speed-Asse müssen Shiffrin aktuell mehr denn je auf der Rechnung haben.

Mit zwölf Medaillen bei Weltmeisterschaft, sechs davon in Gold, hat sie bereits alles gewonnen, was man bei Weltmeisterschaften gewinnen kann. Aber auch bei dem Großereignis in Courchevel und Meribel wird die US-Amerikanerin wahrscheinlich wieder zum Medaillenhamster.

Sofia Goggia die Speed-Queen aus Italien

Wenn jemand eine offene Rechnung mit alpinen Ski-Weltmeisterschaften hat, dann ist es Sofia Goggia. Die Italienerin galt vor zwei Jahren bei der Heim-WM in Cortina als große Favoritin, verpasste die Großveranstaltung aber verletzungsbedingt. In Frankreich soll nun nach Bronze im Riesentorlauf 2017 und Silber im Super-G 2019 die Speed-Queen den Weg zur ersten WM-Abfahrtsmedaille finden. 

Die Vorzeichen dafür könnten besser nicht sein. In den fünf Saison-Abfahrten, in denen die 31-Jährige ins Ziel kam, gelangen ihr vier Siege und ein zweiter Platz. Conclusio: Kommt Goggia bei der WM ins Ziel, dürfte eine Medaille so gut wie fix sein – nicht nur in der Abfahrt. 

Neben ihrem enormen Tempo auf der Piste ist ihr einzigartiges Durchhaltevermögen wohl die größte Stärke der Italienerin. So zu sehen bei ihrem Sieg in der zweiten Abfahrt von St. Moritz, wo sie trotz mehrerer Schrauben in ihrer tags zuvor gebrochenen Hand den Sieg einfuhr.

Den Kampfgeist der Italienerin sieht man nicht erst seit St. Moritz. Schon vor den olympischen Spielen im letzten Jahr setzte sie ein Kreuzbandeinriss lahm. Es sah danach aus, dass die größte Medaillenhoffnung Italiens nicht an den Spielen teilnehmen könne. Sie schaffte es doch und holte Silber in der Abfahrt.

Katharina Liensberger Doppelweltmeisterin mit Fragezeichen

Was ist nur mit Katharina Liensberger los? Diese Frage stellen sich derzeit nicht nur österreichische Ski-Fans. Vor zwei Jahren fuhr die Österreicherin bei der WM in Cortina zu Gold im Slalom und Parallelbewerb – die bisher größten Erfolge ihrer Karriere. Beide Titel in diesem Jahr zu verteidigen, scheint ein aussichtsloses Unterfangen für die Vorarlbergerin zu sein. 

Nicht nur, dass im Slalom Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova die letzten Jahre nach Belieben dominierten. Liensberger fährt ihrer Bestform aktuell hinterher, verpasste in der aktuellen Saison mehrmals die Qualifikation für den zweiten Durchgang. Die Umstellungen in der Vorbereitung brachten Unruhe ins Team und sorgten so auch für Unsicherheiten bei Liensberger. So fand etwa die Zusammenarbeit mit Star-Trainer Livio Magoni nach wenigen Monaten ein frühes und vorzeitiges Ende.

Nach der Entlassung des Trainers ließen gute Resultate aber weiterhin auf sich warten und auch Liensberger selbst versteht die Welt gerade nicht wirklich. Sie gibt alles, kommt aber bei Weitem nicht an die Spitzenläuferinnen heran. 

Das Talent der 25-Jährigen ist unbestritten, was die Trainer auch immer wieder bezeugen. Im Training scheint sie weiterhin zu den Schnellsten der alpinen Ski-Welt zu gehören. Nun wird es Zeit, diese Leistungen auch im Rennen zu zeigen. Und welche Bühne würde sich dafür besser anbieten als die größte im alpinen Ski-Zirkus?

Der Alleskönner Marco Odermatt 

Es stellt sich nicht die Frage, in welcher Disziplin Marco Odermatt eine Medaille holen könnte. Vielmehr interessiert es wohl, in welchem Bewerb der Schweizer nicht zu den absoluten Favoriten zählt. Die Goldmedaille im Riesentorlauf scheint fix eingeplant, vier der bisherigen sechs Saisonrennen gewann Odermatt – wenn er fit im Starthaus steht, führt wohl kein Weg an ihm vorbei.

Auch im Super-G zählt der 25-Jährige zu den heißesten Medaillenkandidaten, wie auch in der Abfahrt, wo er ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft seinen ersten Sieg in der "Königsdisziplin" feiern könnte. Und auch, wenn der Spezialslalom die große Schwäche des Allrounders ist, dürfte eine Medaille in der Kombination, wenn der Schweizer sie in Angriff nimmt, nicht unmöglich sein.

Bei diesem Talent verwundert es durchaus, dass die Medaillensammlung bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften bisher noch leer ist. Dem sechsfachen Juniorenweltmeister gelang zwar 2021 der große Durchbruch, für ganz vorne reichte es in Cortina aber noch nicht. Dieser Umstand dürfte sich in Courchevel/Meribel ändern. 

Nach dem Sieg im Gesamtweltcup im letzten Ski-Winter sieht auch heuer wieder alles danach aus, dass auch in dieser Saison nichts am Schweizer vorbeiführt. Mit einem Medaillengewinn bei der Weltmeisterschaft in Frankreich könnte er den ohnehin schon fast perfekten Winter perfekt machen.

Der Speed-Star Aleksander Aamodt Kilde

Regelmäßig lässt Aleksander Aamodt Kilde seine Konkurrenz in der Abfahrt verzweifeln. Zu abgebrüht, zu verwegen, zu schnell ist der Norweger in seiner Lieblingsdisziplin. Die Klassiker in Kitzbühel, Wengen, Bormio – Kilde hat sie in seiner Karriere alle schon gewonnen. Was fehlt? Eine WM-Medaille. 

Denn wie sein junger Herausforderer Odermatt gelang dem 30-Jährigen bei Weltmeisterschaften noch nicht der große Wurf. In dieser Saison sind die Vorzeichen aber andere. Der norwegische Superstar wirkt lockerer, fokussierter und konstanter als in den Jahren zuvor, was auch die sieben Weltcupsiege in der bisherigen Saison beweisen. 

Die Medaille bei Olympischen Spielen hat er bereits. Und das in Bronze und Silber. Aber nicht in seiner Paradedisziplin, der Abfahrt, sondern im Super-G und in der Kombination. Dieses Jahr bei der WM in Frankreich führt aber in beiden Speed-Bewerben, sollte nichts Unvorhersehbares passieren, an dem Norweger kein Weg vorbei.

Außerdem ist Kilde der große Herausforderer von Marco Odermatt im Kampf um die große Kristallkugel. Diese konnte er sich 2019/20 schon einmal sichern, der Fokus dürfte also voll und ganz auf der Weltmeisterschaft liegen. Gemeinsam mit Lebensgefährtin Mikaela Shiffrin könnten sich das Traumpaar des alpinen Ski-Sports in die Geschichtsbücher eintragen.

Der Herausforderer Vincent Kriechmayr

Als Doppelweltmeister 2021 reist Vincent Kriechmayr nach Courchevel/Meribel und ist in diesem Jahr dennoch “nur” der große Herausforderer. Die Favoriten in den Speed-Disziplinen sind Kilde und Odermatt, was für den Österreicher ein großer Vorteil sein könnte. 

Der 31-Jährige hat die Erfahrung, um sein Meisterstück von vor zwei Jahren auch in Frankreich zu wiederholen. Durch seine WM-Erfolge in der Vergangenheit liegt der Druck aber mit Sicherheit bei seinen Konkurrenten. Gut vorstellbar also, dass ein befreiter Kriechmayr in diesem Jahr zu seiner nächsten Medaille fährt – es wäre die fünfte bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften. 

Was dafür spricht, ist die derzeitige Form des Oberösterreichers. Nur Kilde (vier) und Kriechmayr (drei) teilten sich in dieser Saison die Abfahrtssiege. Außerdem gibt ihm sein erster Kitzbühel-Sieg kurz vor der Weltmeisterschaft mit Sicherheit noch mehr Auftrieb.

Neben Kitzbühel gewann er diese Saison bereits die Abfahrt von Bormio und Gröden und hat somit auch alle großen Abfahrten gewonnen, die es als Abfahrer zu gewinnen gibt. Der Routinier ist somit die größte Medaillenhoffnung der Skination Österreich.

Sie stehen im Fokus

Mikeala Shiffrin die Größte aller Zeiten

Es ist ein Privileg, der erfolgreichsten Skifahrerin aller Zeiten zuschauen zu dürfen. Mikaela Shiffrin legt derzeit ihre beste Saison im alpinen Ski-Zirkus hin, stellte mit 85 Weltcupsiegen auch einen neuen Rekord bei den Frauen auf. Wann die magische Bestmarke von Ingemar Stenmark mit 86 Erfolgen pulverisiert wird, dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. 

Dabei hatte die US-Amerikanerin in den vergangenen Jahren immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. Nach dem Tod ihres Vaters 2020 legte sie eine längere Weltcup-Pause ein, avancierte zwei Jahre später bei den Olympischen Winterspielen in Peking zur tragischen Figur, als sie ohne Medaille die Heimreise antreten musste. Viele fragten sich damals, ob sich der Shiffrin jemals davon erholen werde. 

Die Antwort darauf lieferte der US-Ski-Star in eindrucksvoller Manier. In dieser Saison fährt sie in einer eigenen Liga, hat im Gesamtweltcup bereits mehr als 600 Punkte Vorsprung auf ihre erste Verfolgerin Lara Gut-Behrami. In dieser Form ist sie in Riesentorlauf, Slalom und der Kombination die große Favoritin auf Gold und auch die Speed-Asse müssen Shiffrin aktuell mehr denn je auf der Rechnung haben.

Mit zwölf Medaillen bei Weltmeisterschaft, sechs davon in Gold, hat sie bereits alles gewonnen, was man bei Weltmeisterschaften gewinnen kann. Aber auch bei dem Großereignis in Courchevel und Meribel wird die US-Amerikanerin wahrscheinlich wieder zum Medaillenhamster.

Sofia Goggia die Speed-Queen aus Italien

Wenn jemand eine offene Rechnung mit alpinen Ski-Weltmeisterschaften hat, dann ist es Sofia Goggia. Die Italienerin galt vor zwei Jahren bei der Heim-WM in Cortina als große Favoritin, verpasste die Großveranstaltung aber verletzungsbedingt. In Frankreich soll nun nach Bronze im Riesentorlauf 2017 und Silber im Super-G 2019 soll nun die Speed-Queen den Weg zur ersten WM-Abfahrtsmedaille finden. 

Die Vorzeichen dafür könnten besser nicht sein. In den fünf Saison-Abfahrten, in denen die 31-Jährige ins Ziel kam, gelangen ihr vier Siege und ein zweiter Platz. Conclusio: Kommt Goggia bei der WM ins Ziel, dürfte eine Medaille so gut wie fix sein – nicht nur in der Abfahrt. 

Neben ihrem enormen Tempo auf der Piste ist ihr einzigartiges Durchhaltevermögen wohl die größte Stärke der Italienerin. So zu sehen bei ihrem Sieg in der zweiten Abfahrt von St. Moritz, wo sie trotz mehrerer Schrauben in ihrer tags zuvor gebrochenen Hand den Sieg einfuhr.

Den Kampfgeist der Italienerin sieht man nicht erst seit St. Moritz. Schon vor den olympischen Spielen im letzten Jahr setzte sie ein Kreuzbandeinriss lahm. Es sah danach aus, dass die größte Medaillenhoffnung Italiens nicht an den Spielen teilnehmen könne. Sie schaffte es doch und holte Silber in der Abfahrt.

Katharina Liensberger Doppelweltmeisterin mit Fragezeichen

Was ist nur mit Katharina Liensberger los? Diese Frage stellen sich derzeit nicht nur österreichische Ski-Fans. Vor zwei Jahren fuhr die Österreicherin bei der WM in Cortina zu Gold im Slalom und Parallelbewerb – die bisher größten Erfolge ihrer Karriere. Beide Titel in diesem Jahr zu verteidigen, scheint ein aussichtsloses Unterfangen für die Vorarlbergerin zu sein. 

Nicht nur, dass im Slalom Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova die letzten Jahre nach Belieben dominierten. Liensberger fährt ihrer Bestform aktuell hinterher, verpasste in der aktuellen Saison mehrmals die Qualifikation für den zweiten Durchgang. Die Umstellungen in der Vorbereitung brachten Unruhe ins Team und sorgten so auch für Unsicherheiten bei Liensberger. So fand etwa die Zusammenarbeit mit Star-Trainer Livio Magoni nach wenigen Monaten ein frühes und vorzeitiges Ende.

Nach der Entlassung des Trainers ließen gute Resultate aber weiterhin auf sich warten und auch Liensberger selbst versteht die Welt gerade nicht wirklich. Sie gibt alles, kommt aber bei Weitem nicht an die Spitzenläuferinnen heran. 

Das Talent der 25-Jährigen ist unbestritten, was die Trainer auch immer wieder bezeugen. Im Training scheint sie weiterhin zu den Schnellsten der alpinen Ski-Welt zu gehören. Nun wird es Zeit, diese Leistungen auch im Rennen zu zeigen. Und welche Bühne würde sich dafür besser anbieten als die größte im alpinen Ski-Zirkus?

Marco Odermatt Der Alleskönner

Es stellt sich nicht die Frage, in welcher Disziplin Marco Odermatt eine Medaille holen könnte. Vielmehr interessiert es wohl, in welchem Bewerb der Schweizer nicht zu den absoluten Favoriten zählt. Die Goldmedaille im Riesentorlauf scheint fix eingeplant, vier der bisherigen sechs Saisonrennen gewann Odermatt – wenn er fit im Starthaus steht, führt wohl kein Weg an ihm vorbei.

Auch im Super-G zählt der 25-Jährige zu den heißesten Medaillenkandidaten, wie auch in der Abfahrt, wo er ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft seinen ersten Sieg in der "Königsdisziplin" feiern könnte. Und auch, wenn der Spezialslalom die große Schwäche des Allrounders ist, dürfte eine Medaille in der Kombination, wenn der Schweizer sie in Angriff nimmt, nicht unmöglich sein.

Bei diesem Talent verwundert es durchaus, dass die Medaillensammlung bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften bisher noch leer ist. Dem sechsfachen Juniorenweltmeister gelang zwar 2021 der große Durchbruch, für ganz vorne reichte es in Cortina aber noch nicht. Dieser Umstand dürfte sich in Courchevel/Meribel ändern. 

Nach dem Sieg im Gesamtweltcup im letzten Ski-Winter sieht auch heuer wieder alles danach aus, dass auch in dieser Saison nichts am Schweizer vorbeiführt. Mit einem Medaillengewinn bei der Weltmeisterschaft in Frankreich könnte er den ohnehin schon fast perfekten Winter perfekt machen.

Aleksander Aamodt Kilde der Speed-Star

Regelmäßig lässt Aleksander Aamodt Kilde seine Konkurrenz in der Abfahrt verzweifeln. Zu abgebrüht, zu verwegen, zu schnell ist der Norweger in seiner Lieblingsdisziplin. Die Klassiker in Kitzbühel, Wengen, Bormio – Kilde hat sie in seiner Karriere alle schon gewonnen. Was fehlt? Eine WM-Medaille. 

Denn wie sein junger Herausforderer Odermatt gelang dem 30-Jährigen bei Weltmeisterschaften noch nicht der große Wurf. In dieser Saison sind die Vorzeichen aber andere. Der norwegische Superstar wirkt lockerer, fokussierter und konstanter als in den Jahren zuvor, was auch die sieben Weltcupsiege in der bisherigen Saison beweisen. 

Die Medaille bei Olympischen Spielen hat er bereits. Und das in Bronze und Silber. Aber nicht in seiner Paradedisziplin, der Abfahrt, sondern im Super-G und in der Kombination. Dieses Jahr bei der WM in Frankreich führt aber in beiden Speed-Bewerben, sollte nichts Unvorhersehbares passieren, an dem Norweger kein Weg vorbei.

Außerdem ist Kilde der große Herausforderer von Marco Odermatt im Kampf um die große Kristallkugel. Diese konnte er sich 2019/20 schon einmal sichern, der Fokus dürfte also voll und ganz auf der Weltmeisterschaft liegen. Gemeinsam mit Lebensgefährtin Mikaela Shiffrin könnten sich das Traumpaar des alpinen Ski-Sports in die Geschichtsbücher eintragen.

Vincent Kriechmayr der Herausforderer

Als Doppelweltmeister 2021 reist Vincent Kriechmayr nach Courchevel/Meribel und ist in diesem Jahr dennoch “nur” der große Herausforderer. Die Favoriten in den Speed-Disziplinen sind Kilde und Odermatt, was für den Österreicher ein großer Vorteil sein könnte. 

Der 31-Jährige hat die Erfahrung, um sein Meisterstück von vor zwei Jahren auch in Frankreich zu wiederholen. Durch seine WM-Erfolge in der Vergangenheit liegt der Druck aber mit Sicherheit bei seinen Konkurrenten. Gut vorstellbar also, dass ein befreiter Kriechmayr in diesem Jahr zu seiner nächsten Medaille fährt – es wäre die fünfte bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften. 

Was dafür spricht, ist die derzeitige Form des Oberösterreichers. Nur Kilde (vier) und Kriechmayr (drei) teilten sich in dieser Saison die Abfahrtssiege. Außerdem gibt ihm sein erster Kitzbühel-Sieg kurz vor der Weltmeisterschaft mit Sicherheit noch mehr Auftrieb.

Neben Kitzbühel gewann er diese Saison bereits die Abfahrt von Bormio und Gröden und hat somit auch alle großen Abfahrten gewonnen, die es als Abfahrer zu gewinnen gibt. Der Routinier ist somit die größte Medaillenhoffnung der Skination Österreich.

Rennkalender

Alle Rennen sind im österreichischen Fernsehen zu sehen: ORF 1 überträgt im TV sowie per Livestream und kommt auf insgesamt rund 70 Stunden Liveberichterstattung. Zusätzlich gibt es jeweils ab 18 Uhr Rennanalysen, Siegerehrungen (18.25 Uhr) und Interviews mit den Sportlerinnen und Sportlern aus dem WM-Studio in Meribel. Auch Eurosport, ARD, ZDF und SRF übertragen live.

Montag, 6. Februar
10.15 Uhr: Kombination der Damen (Super-G)
14 Uhr: Kombination der Damen (Slalom)

Dienstag, 7. Februar
10.15 Uhr: Kombination der Herren (Super-G)
14 Uhr: Kombination der Herren (Slalom)

Mittwoch, 8. Februar
10.45 Uhr Super-G der Damen

Donnerstag, 9. Februar
10.45 Uhr: Super-G der Herren

Samstag, 11. Februar
10.20 Uhr: Abfahrt der Damen

Sonntag, 12. Februar
10.15 Uhr: Abfahrt der Herren

Dienstag, 14. Februar
11.45 Uhr: Team-Event

Mittwoch, 15. Februar
11.30 Uhr: Damen und Herren Parallel-Bewerb

Donnerstag, 16. Februar
9.30 Uhr: Riesenslalom der Damen (1. Durchgang)
13.25 Uhr: Riesenslalom der Damen (2. Durchgang)

Freitag, 17. Februar
9.30 Uhr: Riesenslalom der Herren (1. Durchgang)
13 Uhr: Riesenslalom der Herren (2. Durchgang)

Samstag, 18. Februar
9.30 Uhr: Slalom der Damen (1. Durchgang)
13.05 Uhr: Slalom der Damen (2. Durchgang)

Sonntag, 19. Februar
9.30 Uhr: Slalom der Herren (1. Durchgang)
13.05 Uhr: Slalom der Herren (2. Durchgang)

WM-Kalender und Medaillenspiegel

"Vier bis sechs Medaillen" nennt ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober als österreichisches Ziel für die WM. "Über jede weitere freuen wir uns sehr", so Stadlober. Insgesamt stehen 13 Medaillenentscheidungen an. Hier finden Sie alle aktuellen Infos zu den Bewerben, inklusive Kalender und Medaillenspiegel.

Fotos: Courchevel Meribel 2023, GEPA (2), APA (2), AFP (2)

Videos: Courchevel Meribel 2023

Grafiken/Illustrationen: APA/Courchevel Meribel 2023 (Pisten), Adobe Stock (Flaggen)

Das große WM-Quiz

Sind Sie fit für das Großereignis und verfügen über das nötige Hintergrundwissen? Testen Sie ihr WM-Know-how! Tipp: Einige der Fakten haben Sie bereits beim Lesen des Dossiers erfahren.

Fotos: Courchevel Meribel 2023, GEPA (2), APA (2), AFP (2)

Videos: Courchevel Meribel 2023

Grafiken/Illustrationen: APA/Courchevel Meribel 2023 (Pisten), Adobe Stock (Flaggen)