Fürstenfelder Schnellstraße

S 7 bald befahrbar: Von der ersten Vision bis zum letzten Kilometer

Seit Jahrzehnten im Gespräch, teils heftig kritisiert und schließlich für rund 860 Millionen Euro umgesetzt: Die Fürstenfelder Schnellstraße S 7 wird sich von der A 2 Südautobahn über die Steiermark und das Burgenland bis nach Ungarn erstrecken. Ein detaillierter Überblick über die turbulente Geschichte der Entlastungsstraße, die teils schon Anfang 2024 eröffnet werden soll.

Von Livia Steiner, Eva Wabscheg und Jonas Binder

Die knallorange Warnweste baumelt von den Schultern. Tick, tick, tick: Monoton macht sich das Klicken der Warnblinkanlage im Auto bemerkbar. Wie durch Watte gefiltert dringt der Baustellenlärm gedämpft ins Wageninnere. Yvonne Monsberger öffnete die Tür. Das Dröhnen der Bagger und Lkw ist mit einem Schlag laut; das Klicken des Blinkers rückt langsam aus dem Fokus. "Es ist für uns wirklich super, den Fortschritt zu sehen", sagt die Projektleiterin und blickt auf "ihren" Tunnel.

Yvonne Monsberger, Asfinag, Projektleiterin S 7 Abschnitt West

Yvonne Monsberger, Asfinag, Projektleiterin S 7 Abschnitt West

Fertig schaut er aus, eigentlich wie ein ganz gewöhnlicher Tunnel. Nur ein Detail lässt erahnen, dass es noch eine Weile dauert, bis hier täglich Tausende Autos und Lastwagen durch die beiden Röhren brausen, um von der Autobahn A 2 ins Burgenland bis nach Ungarn zu kommen – oder in die Gegenrichtung. Es gibt noch keine Beleuchtung. Das fehlende Licht, es ist für den Laien das einzige Indiz für das Unfertige. Sind doch sogar bereits die Notausgangschilder angebracht. Während sich Monsberger den Baufortschritt ansieht, ziehen zahlreiche Arbeiter meterlange Kabel durch den Tunnel, alles mit einem Ziel: Anfang 2024 soll der Tunnelbau in Rudersdorf abgeschlossen sein und der Westteil der neuen Fürstenfelder Schnellstraße (S 7) eröffnet werden.

860

Millionen Euro soll das Gesamtprojekt S 7 schlussendlich in etwa kosten. Rund um den Spatenstich 2015 ging man noch von circa 600 bis 630 Millionen Euro aus.

Die S 7 verbindet auf einer Länge von 28,4 Kilometern die A 2 Südautobahn nahe der Abfahrt Ilz mit der ungarischen Schnellstraße M 80. Der Grenzübergang erfolgt in der burgenländischen Gemeinde Heiligenkreuz im Lafnitztal. Baustart des rund 860 Millionen Euro teuren Projekts war bereits 2018, die gesamte Strecke soll ab dem Sommer 2025 befahrbar sein.

Im Westteil – von der A 2 bis nach dem Tunnel Rudersdorf – besteht die Schnellstraße aus zwei Spuren je Richtung, im weiteren Verlauf bis zur Grenze wird sie dann in beide Fahrtrichtungen jeweils einspurig geführt. Teils ist man künftig mit bis zu 130 km/h, teils mit bis zu 100 km/h unterwegs. Für die gesamte Strecke benötigt man damit unter 18 Minuten. Über die Bundesstraße zwischen der Autobahnabfahrt Ilz und dem Grenzübergang Heiligenkreuz fährt man derzeit gut 30 Minuten.

Das Projekt S 7
im Detail

Die 28,4 Kilometer lange Schnellstraße S 7 führt durch das Feistritz- und das Lafnitztal. Sie verbindet künftig die  A 2 Südautobahn  mit der ungarischen  Schnellstraße M 80.  An der M 80 wurde bis 2021 gebaut. Sie führt von der österreichisch-ungarischen Grenze weiter nach Körmend.
Die S 7 besteht aus zwei Teilstücken. Von der A 2 führt bei Riegersdorf zweispurig der sogenannte  Abschnitt West  weg. Er verläuft nördlich der Stadt Fürstenfeld. Mit Stand Sommer 2023 ist das 14,8 Kilometer lange Teilstück praktisch fertig gebaut. Was fehlt, ist die Elektronik, außerdem müssen noch Lärmschutzwände, Leitschienen und Betonleitwände errichtet werden. Stichwort Elektronik: Bezogen auf die gesamte Schnellstraße werden insgesamt 1300 Kilometer Kabel verlegt.
Im Jänner 2024 soll der  Abschnitt West  nach einem Probebetrieb ab November 2023 schließlich für den Verkehr freigegeben werden. Dazu ist die Schnellstraße zwischen Rudersdorf und Dobersdorf  provisorisch an die B 65 angebunden. 
Im einspurigen  Abschnitt Ost,  für den erst 2020 der Spatenstich erfolgt war, wird praktisch überall noch gebaggert oder betoniert. Das knapp 14 Kilometer lange Teilstück zwischen Dobersdorf und der Grenze soll schließlich im Sommer 2025 für den Verkehr freigegeben werden. Hier wird man mit höchstens 100 km/h unterwegs sein.
Neben dem Knoten mit der A 2 (Foto) wird die S 7 über vier Anschlussstellen verfügen – drei davon im Burgenland. Nördlich von  Fürstenfeld,   Rudersdorf  sowie bei  Königsdorf  und  Heiligenkreuz im Lafnitztal  kann man künftig auf die Schnellstraße auf- bzw. von ihr abfahren.
Der etwa ein Kilometer lange  Tunnel Speltenbach  (auch Unterflurtrasse Speltenbach genannt) führt nördlich an der gleichnamigen Ortschaft entlang und dient auch als Lärmschutz. Der Tunnel wurde in offener Bauweise errichtet. Dabei wird eine Baugrube ausgehoben und werden die Wände sowie die Tunneldecke betoniert; anschließend wird die Baugrube wieder überdeckt.
Rund 2,9 Kilometer lang ist der  Tunnel Rudersdorf.  Er wird auch als "Herzstück" des Schnellstraßenprojekts bezeichnet. Er ist der erste Straßentunnel des Burgenlandes. Etwa 1,1 Kilometer des Tunnels wurden in offener Bauweise errichtet, der Rest bergmännisch in den Hang getrieben. Etwa ein Fünftel der Kosten des Gesamtprojekts entfallen auf diesen Bauabschnitt.
Nördlich der Anschlussstelle Königsdorf entsteht zwischen Eltendorf und Königsdorf ein weiterer Tunnel: die  Unterflurtrasse Königsdorf.  Sie wird etwa 630 Meter lang werden und ebenso in offener Bauweise errichtet. Derzeit laufen die Arbeiten.
Eine Besonderheit der S 7 sind die beiden  Klappbrücken  über die Lafnitz und den Lahnbach. Dazu werden je Brücke vier Betonfertigteil-Träger ausgeklappt (siehe Video) und anschließend vor Ort mit weiterem Beton verfüllt. Die innovative und naturschonende sowie platz- und kostensparende Brückenbauweise wurde von Professor Johann Kollegger an der TU Wien entwickelt.
Im Abschnitt Ost sind die  drei Großbrücken  bei Dobersdorf bereits fertiggestellt. Insgesamt werden im Zuge des Schnellstraßenprojekts übrigens ganze 59 Brücken errichtet. In dieser Zahl sind sowohl Brücken, auf denen die Schnellstraße verläuft, als auch jene von Straßen, die über die Schnellstraße führen, enthalten.

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Das Projekt S 7
im Detail

Die 28,4 Kilometer lange Schnellstraße S 7 führt durch das Feistritz- und das Lafnitztal. Sie verbindet künftig die  A 2 Südautobahn  mit der ungarischen Schnellstraße M 80.
Die S 7 besteht aus zwei Teilstücken. Von der A 2 führt bei Riegersdorf zweispurig der sogenannte  Abschnitt West  weg. Mit Stand Sommer 2023 ist dieses 14,8 Kilometer lange Teilstück praktisch fertig gebaut. Was fehlt, ist die Elektronik, außerdem müssen noch Lärmschutzwände, Leitschienen und Betonleitwände errichtet werden. Stichwort Elektronik: Bezogen auf die gesamte Schnellstraße werden insgesamt 1300 Kilometer Kabel verlegt.
Die Schnellstraße läuft im Norden an Großwilfersdorf vorbei und taucht bei Speltenbach unter die Oberfläche in den gleichnamigen  Tunnel Speltenbach  ab. Der etwa ein Kilometer lange Tunnel (auch als Unterflurtrasse bezeichnet) wurde in offener Bauweise errichtet. Dabei wird eine Baugrube ausgehoben und werden die Wände sowie die Tunneldecke betoniert; anschließend wird die Baugrube wieder überdeckt.
Eine Besonderheit der S 7 sind die beiden  Klappbrücken  über die Lafnitz und den Lahnbach. Dazu werden je Brücke vier Betonfertigteil-Träger ausgeklappt (siehe Video) und anschließend vor Ort mit weiterem Beton verfüllt. Die innovative und naturschonende sowie platz- und kostensparende Brückenbauweise wurde von Professor Johann Kollegger an der TU Wien entwickelt.
Die  Anschlussstelle Fürstenfeld  (Foto) ist einer von fünf Knotenpunkten der S 7. Neben dem Knoten mit der A 2 sind die weiteren die Anschlussstellen  Rudersdorf ,  Königsdorf  und  Heiligenkreuz  (alle drei im Burgenland).
Der  Abschnitt West  soll nach einem Probebetrieb ab November 2023 im Jänner 2024 schließlich für den Verkehr freigegeben werden. Dazu ist die Schnellstraße zwischen Rudersdorf und Dobersdorf  provisorisch an die B 65 angebunden. 
Rund 2,9 Kilometer lang ist der  Tunnel Rudersdorf.  Er wird auch als "Herzstück" des Schnellstraßenprojekts bezeichnet. Er ist der erste Straßentunnel des Burgenlandes. Etwa 1,1 Kilometer des Tunnels wurden in offener Bauweise errichtet, der Rest bergmännisch in den Hang getrieben. Etwa ein Fünftel der Kosten des Gesamtprojekts entfallen auf diesen Bauabschnitt.
Knapp nach dem Tunnel Rudersdorf schließt der  Abschnitt Ost  an. Der Spatenstich für dieses Teilstück erfolgte erst 2020, praktisch überall wird noch gebaggert oder betoniert. Der knapp 14 Kilometer lange Abschnitt zwischen Dobersdorf und der Grenze soll schließlich im Sommer 2025 für den Verkehr freigegeben werden. Hier wird man mit höchstens 100 km/h unterwegs sein.
Bereits fertig sind im Abschnitt Ost die  drei Großbrücken  bei Dobersdorf. Insgesamt werden im Zuge des Schnellstraßenprojekts übrigens ganze 59 Brücken errichtet. In dieser Zahl sind sowohl Brücken, auf denen die Schnellstraße verläuft, als auch jene von Straßen, die über die Schnellstraße führen, enthalten.
Nördlich der Anschlussstelle Königsdorf entsteht zwischen Eltendorf und Königsdorf ein weiterer Tunnel: die  Unterflurtrasse Königsdorf.  Sie wird etwa 630 Meter lang werden und ebenso in offener Bauweise errichtet. Derzeit laufen die Arbeiten.
Bei Heiligenkreuz schließt die S 7 an die ungarische  Schnellstraße M 80  an. An der M 80 wurde bis 2021 gebaut. Sie führt von der österreichisch-ungarischen Grenze weiter nach Körmend.

Die Notwendigkeit des Schnellstraßenprojekts wird mit einer Erhöhung der Verkehrssicherheit durch Entlastung der Ortsdurchfahrten sowie damit einhergehend auch mit einer Erhöhung der Lebensqualität der Anrainer argumentiert. Außerdem soll dadurch ein Impuls zur weiteren Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes Oststeiermark bzw. des Südburgenlands gesetzt werden.

Laut Asfinag-Prognose würden im Jahr 2025 ohne Schnellstraße rund 25.000 Fahrzeuge pro Tag durch Großwilfersdorf fahren. Künftig sollen, so nimmt man an, die meisten auf die S 7 ausweichen und nur noch 6000 durch das Ortsgebiet tingeln. Doch mit wie viel Verkehrsaufkommen rechnet man nun auf den beiden Schnellstraßen-Teilstücken? Das sei schwierig zu prognostizieren, heißt es von der Asfinag, im einspurigen Ostabschnitt erwarte man "jedenfalls deutlich weniger als 10.000 Fahrzeuge", im zweispurigen Weststück hingegen "mehr als 10.000" pro Tag.

Zum Vergleich: Die bereits bestehenden steirischen und burgenländischen Schnellstraßen (S 6, S 31, S 35 und S 36) wurden 2019 (also vor Corona) im Schnitt über alle Zählstellen hinweg täglich von 17.500 bis 23.600 Fahrzeugen frequentiert.

Das jahrelange Ringen um die Schnellstraße

Ideen für eine Schnellstraße durch das Lafnitztal reichen weit ins vorige Jahrtausend zurück. Grund: das hohe Verkehrsaufkommen in den Ortskernen der oststeirischen und südburgenländischen Gemeinden in Richtung Ungarn. 1998 war jedoch von einer Schnellstraße noch keine Rede: "Die Trasse ließe sich in Zeiten wie diesen niemals durchsetzen, wir hätten sofort die Naturschützer am Hals!", sagte damals der burgenländische Straßenbau-Landesrat Josef Tauber (SPÖ).

Und doch begann die Politik, die damals bereits zwei Jahrzehnte begrabenen (!) Projektpläne wieder aus der Schublade zu holen. 1999 kam es zu einem Gipfeltreffen der Landeshauptleute Waltraud Klasnic (Steiermark, ÖVP) und Karl Stix (Burgenland, SPÖ) in der Therme Blumau. Thema: eine Entlastungstrasse für die Verkehrsverbindung zwischen der A 2-Abfahrt Ilz und dem Grenzübergang Heiligenkreuz.

Die Umsetzung einer Schnellstraße wurde nun immer wahrscheinlicher, woraufhin sich – wie von Tauber vorhergesagt – zahlreiche Kritiker bemerkbar machten. Die Bürgerinitiative "Allianz gegen S 7" wurde unter Sprecher Johann Raunikar gegründet, die sich vor allem aufgrund der großflächigen Bodenversiegelung an der Errichtung der Schnellstraße störten.

2002

Die Erstellung des Vorprojektes (Trassenfindung) für die Schnellstraße und Umwelt-Verträglichkeitsprüfungen (UVP) etc. werden 2002 beauftragt.

2003

Mehrere Monate später, im Jänner 2003, startet die Trassenfindung für die Entlastungsverbindung zwischen A 2 und Grenze.

2006

Im Jahr 2006 laufen schließlich die Detailplanungen für die Bauwerke sowie die Tunnelanlagen des Schnellstraßenprojekts an.

2008

Im Abschnitt West werden 2008 Bodenerkundungen durchgeführt – aus damaliger Sicht sollte der Bau eigentlich 2010 starten.

2009

Wie schon 2005 beim Grenzübergang Heiligenkreuz, protestieren die Projektgegner auch 2009 – nun beim Kreisverkehr in Rudersdorf. Mit weißen Bannern, auf denen etwa "Thermenland oder Transitland?" zu lesen ist, blockieren sie die Straße.

2011/12

Das UVP-Verfahren für den Westabschnitt wird positiv abgeschlossen, der Bau soll nun im Frühjahr 2012 starten. Doch der Verwaltungsgerichtshof hebt den UVP-Bescheid 2012 nach einer Beschwerde von Projektgegnern aus formalen Gründen auf.

2015

Es gibt erneut grünes Licht. Kurz vor den Landtagswahlen im Jahr 2015 wollen die Landeshauptleute Franz Voves und Hans Niessl (beide SPÖ) Handlungsfähigkeit beweisen und laden im Mai zum Spatenstich. Danach herrscht wieder Stillstand.

Bis zum Baustart 2018 sollten es noch zahlreiche weitere Beschwerden und Einwände werden, die die Errichtung auch maßgeblich verzögerten. Erst 2017 waren die Verfahren, laut Asfinag, endgültig abgewickelt, dann konnten die Ausschreibungen und Vorbereitungen gestartet werden. Nach dem Baustart kam es zwar immer noch zu juristischen Auseinandersetzungen zwischen den Bauherren und Gegnern, diese sorgten allerdings kaum noch für Verzögerungen.

2018

Acht Jahre später, als ursprünglich geplant, erfolgt nun im Sommer 2018 der Baustart. Los geht es mit dem Knoten A 2/S 7.

2019

Auch beim größten und aufwändigsten Baulos, dem Tunnel Rudersdorf, starten Anfang 2019 die Bauarbeiten.

2020

Die im Jahr davor begonnene Errichtung der Klappbrücken über Lafnitz und Lahnbach läuft auf Hochtouren.

2021

In der Nord- sowie der Südröhre des Tunnels Rudersdorf (Foto) wird der Durchbruch gefeiert, zudem läuft die Errichtung der Unterflurtrasse Speltenbach.

2022

2022 beginnen die Arbeiten an der Unterflurtrasse Königsdorf, nachdem schon 2020 der Spatenstich für den gesamten Abschnitt Ost erfolgt war.

2023

Der Westabschnitt der S 7 ist aus baulicher Sicht abgeschlossen. Lediglich Verkehrszeichen, Leitsysteme und Elektronik fehlen Stand Sommer 2023 noch.

Anfang 2020 hatte die Corona-Pandemie den Arbeiten einen Dämpfer versetzt. Ein kurzzeitiger Baustopp war die Folge, wodurch sich vor allem die Errichtung der Klappbrücken über die Lafnitz und den Lahnbach deutlich verzögerte. Bereits wenige Monate später konnten jedoch die Bauarbeiten zuerst teilweise und anschließend wieder vollständig aufgenommen werden. Übrigens: In der Hochphase der Arbeiten waren bis zu 1000 Personen gleichzeitig direkt am Bau beteiligt.

570.000

Kubikmeter Beton werden für die Schnellstraße in etwa verbaut. Damit könnte der Stubenbergsee zu gut einem Drittel aufgefüllt werden.

Die jahrelangen Verzögerungen sorgten in Kombination mit der Teuerung und den Anpassungen an den Stand der Technik über die vergangenen Jahre auch für den Anstieg der Gesamtkosten, wie die Asfinag bestätigt. Gegenüber dem Zahlenwerk aus der Zeit rund um den Spatenstich 2015 sind sie von rund 600 bis 630 Millionen um mehr als ein Viertel auf etwa 860 Millionen Euro gestiegen.

Ein neuer Raum für Tiere und Pflanzen

Um der Kritik an der Bodenversiegelung entgegenzuwirken, präsentierten die Bauträger bereits in der Anfangsphase die Pläne für sogenannte Ausgleichsflächen. In Summe werden durch den Bau knapp 100 Hektar (ein Quadratkilometer) an Boden versiegelt. Als Ausgleich wurden jedoch rund um die Fürstenfelder Schnellstraße neue Flächen an Wäldern, Wiesen und Sümpfen geschaffen (insgesamt 470 Hektar).

Der Großteil der Fläche ist Wald, da für die Errichtung der S 7 zahlreiche Bäume gefällt werden mussten. Teilweise wurden jedoch auch Wiesenflächen als Ganzes abgetragen und an anderer Stelle "neu verpflanzt", was die Eingewöhnung für die heimischen Tierarten erleichtern sollte. Die Umsiedelung der Tiere, darunter allein rund 15 verschiedene Amphibienarten, begann bereits vor den Bauarbeiten und dauert seither an. Heute gelten die Ausgleichsflächen entlang der S 7 als ein Paradies für seltene Vögel, darunter Kiebitz und Flussseeschwalbe, aber auch der Seeadler. Mittlerweile haben sich bereits 129 verschiedene Vogelarten angesiedelt. "Die Flächen werden in Absprache mit Ökologen gepflegt und gemäht, damit die Vögel nicht gestört werden", erklärt Asfinag-Pressesprecher Walter Mocnik.

Item 1 of 3

Neben den Ausgleichsflächen wurden auch Sicherheitsvorkehrungen für die Überquerung der Tiere getroffen. So wird im Ostabschnitt eine Wildbrücke über die Schnellstraße führen. Zudem erstrecken sich auf Höhe Speltenbach auch sogenannte Fledermausschutzwände. "Wir werden das wahrscheinlich sogar extra beschriften, damit sich die Menschen nicht wundern, warum mitten auf der Strecke nur vereinzelt Lärmschutzwände hochgezogen wurden", erklärt Yvonne Monsberger, Projektleiterin. Diese signalisieren den Tieren, statt über die Straße darunter durch – durch die Fledermaustunnel – zu fliegen. Zudem wurde ein sogenanntes "Amphibienleitsystem" entlang der Strecke errichtet, wodurch Frösche und Co. nur schwer auf die Schnellstraße gelangen können.

Die ersten Tunnelfeuerwehren des Burgenlandes

Durch die Errichtung der drei Tunnel entlang der Fürstenfelder Schnellstraße wurden auch Sicherheitsvorkehrungen notwendig, die bisher weder im Burgenland noch im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld von Bedeutung waren. Für den Ernstfall mussten die örtlichen Einsatzkräfte eine sogenannte "Grundausbildung Tunnel" absolvieren und erhielten auch spezielle Fahrzeuge (RLF-T).

Für den Tunnel in Rudersdorf und die Unterflurtrasse in Königsdorf wurden vier neue "Tunnelportalfeuerwehren" ernannt. Inzwischen sind die Einsatzkräfte der Feuerwehren Rudersdorf-Ost, Deutsch Kaltenbrunn-Ort, Rudersdorf-Berg, Eltendorf und die Stadtfeuerwehr Jennersdorf auf Einsätze "unter Tag" vorbereitet. Für den steirischen Teil und damit für die Unterflurtrasse Speltenbach ist die Freiwillige Feuerwehr Fürstenfeld verantwortlich.

Gewerbepark an der Anschlussstelle Fürstenfeld

Das "neue Einfahrtstor nach Fürstenfeld", wie Bürgermeister Franz Jost (ÖVP) die Anschlussstelle der S 7 bezeichnete, nutzte die Stadtgemeinde, um den "Wirtschaftsstandort Fürstenfeld" zu festigen. Neben einem Park&Ride mit 40 Pkw-Stellplätzen und einer Bushaltestelle wurde beim Spatenstich 2022 auch die Errichtung eines Gewerbeparks angekündigt. Seither laufen die Arbeiten vor Ort auf Hochtouren. Im Juli 2023 wurde der Parkplatz für Pendler inklusive Busverbindung in die Thermenhauptstadt bereits eröffnet.

Auch der Gewerbepark nimmt Gestalt an: Fix ist, dass eine McDonald's-Filiale bereits im Herbst 2023 eröffnen wird. Zeitgleich soll eine Shell-Tankstelle fertiggestellt sein. Mit Jahresende wird der Gewerbepark um noch eine Tankstelle (Jet) erweitert.

Auch zwei Tankstellen werden an der Fürstenfelder Anschlussstelle errichtet

Auch zwei Tankstellen werden an der Fürstenfelder Anschlussstelle errichtet

Laut dem Ortschef sind zahlreiche weitere Unternehmen an dem neuen Standort interessiert und es laufen Verhandlungen. Die Namen der Firmen sind unter Verschluss, im Gespräch war allerdings bereits ein Schauraum des oststeirischen Obst- und Gemüseherstellers Frutura. Das erklärte Ziel des Bürgermeisters ist es, rund 1000 Mitarbeiter vor Ort zu beschäftigen und damit das Auspendeln nach Wien und Graz zu minimieren.

Seitdem der Fürstenfelder Gewerbepark spruchreif ist, regt sich auch immer wieder Widerstand. Vor allem die Grünen der Stadtgemeinde kritisierten von Anfang an die dadurch notwendige Bodenversiegelung. Laut geworden sind auch die Anrainer. Auch die Bewohner von Speltenbach kritisieren die Baukultur in Fürstenfeld immer wieder. Denn durch die Errichtung der Unterflurtrasse, des Gewerbeparks und des Park&Ride seien sie dem ständigen Lärmpegel ausgesetzt gewesen.

Die weiteren Großprojekte der Asfinag

Die Fürstenfelder Schnellstraße ist zurzeit das größte Projekt der Asfinag. Das Investitionsvolumen von rund 860 Millionen Euro übertrifft auch bei Weitem die Kosten der Großprojekte aus jüngerer Vergangenheit: Die Sanierung und teilweise Neuerrichtung des Bosrucktunnels (A 9, zwischen der Steiermark und Oberösterreich) kostete rund 280 Millionen Euro. Dahinter reihen sich Sanierung und teilweiser Neubau des Gleinalmtunnels (A 9, 260 Millionen Euro) sowie der Ausbau der Murtal Schnellstraße S 36 (165 Millionen Euro) ein.

Auch wenn man die zukünftigen Asfinag-Projekte betrachtet, sticht die S 7 weiterhin heraus. Denn in den kommenden Jahren sind fast ausschließlich Sanierungsarbeiten bereits bestehender Tunnelketten, wie etwa Semmering und Pack, geplant. Als Großprojekt führt man vor allem den Lückenschluss der S 36 zwischen Judenburg und St. Georgen an. Geplant ist derzeit, 2027 zu starten und den Bau 2032 abzuschließen. In dieser Zeit sollen drei Tunnel an der Strecke errichtet werden. Bisher war hier von einem Investitionsvolumen von rund 370 Millionen Euro die Rede, allerdings dürfte auch dieses Projekt inflationsbedingt deutlich teurer werden, wie die Asfinag bestätigt.

Blick auf das Portal des Tunnels Rudersdorf, die provisorische Anschlussstelle bei Dobersdorf und eine der drei Großbrücken

Blick auf das Portal des Tunnels Rudersdorf, die provisorische Anschlussstelle bei Dobersdorf und eine der drei Großbrücken

Bis Ende 2023 bleibt der Westteil der Schnellstraße zwischen der Südautobahn und Ungarn Dreh- und Angelpunkt von Yvonne Monsberger, Projektleiterin der S 7. Immer wieder zieht es sie auf die Strecke, um dort die Fortschritte in Augenschein zu nehmen. Vorbei an den Fledermausleitsystemen, durch die Unterflurtrasse in Speltenbach, auf die Klappbrücken über der Lafnitz, bis zur Abfahrt Rudersdorf. "Es fehlen wirklich nur noch Kleinigkeiten", sagt sie schon fast wehmütig mit Blick auf den Tunnel im Südburgenland. Doch es schwingt auch Vorfreude mit: "Ich freue mich auf den Moment, wenn im Inneren das Licht angeht, denn dann weiß man, dass man es geschafft hat."

Karte: Eva Wabscheg, Asfinag

Quellen: Asfinag, Kleine Zeitung

Fotos: Asfinag (5), Wikimedia/Arths-at, KK (2), Thomas Pilch, Helmut Steiner, Barbara Kahr, Jonas Binder (2), Johann Zugschwert, Manuel Hanschitz (2), Susanne Rauschenbach (2), Oliver Gebhardt, Moritz Prettenhofer, Livia Steiner

Videos: Manuel Hanschitz (2), Michael Wappl, Susanne Rauschenbach