Umbauen, sanieren, ausbauen mit Holz

Mit dem Rohstoff Holz ist im Hausbau noch viel mehr möglich, als man denkt.

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Dachbodenausbau

Zurück zu den Wurzeln

Ein über Jahrzehnte ungenutzter Dachboden wurde zu einer hellen, barrierefreien Wohnung mit vielen liebevollen Details.

Als das Ehepaar Meyer in Pension ging und die Leitung des Einrichtungshauses im Zentrum von St. Andrä dem Sohn übergab, stellte sich auch die Frage eines neuen Wohnraums, denn bisher hatten sie über dem Geschäft gewohnt.

Barrierefreiheit war ein Muss, doch die Wahl fiel nicht auf einen Bungalow im Grünen, sondern auf die Rückkehr zu den Wurzeln. Das Gebäude im Zentrum von St. Andrä ist das Elternhaus des Bauherrn, und der erste Stock war der erste Wohnsitz der damals jungen Familie. Nun zog man ein Stockwerk höher auf den Dachboden, der auch aus statischen Gründen in der leichten Holzbauweise ausgebaut wurde.

„Wir wollten das Alte erhalten und den ungenutzten Dachraum als Wohnraum aktivieren. Wir haben uns in der Stadt immer wohlgefühlt“, begründet Anton Meyer die Entscheidung. Geplant und getüftelt wurde zwei Jahre lang, schließlich hatten die Bauherren als Einrichtungsprofis bestimmte Vorstellungen, wie das Interieur auszuschauen hat, und zwei große Bilder ihres Freundes Walter Melcher mussten auch entsprechend platziert werden.

Architekt Michael Lammer wollte möglichst viel vom Charakter des alten Gebäudes erhalten und es mit modernem Wohnkomfort verbinden. „Primäres Ziel war, die Qualitäten der Bestandsstruktur zu erkennen und durch gezielte Eingriffe an die Anforderungen zu adaptieren“, so Lammer.

Wichtig war ihm auch die Ost-West-Ausrichtung, um die Sonne in den Tagesablauf einzubinden. Nichts sollte „schreien“, alles sollte sich symbiotisch einfügen. So blieb das Gebäude zur Straßenseite hin unverändert, nur ein Dachfenster wurde hineingeschnitten. Die Hofseite bekam hingegen ein neues Gesicht. Hier beherbergt ein skulpturaler Turm mit zehn Zentimeter dicken Holzwänden und Lärchenschalung den Lift, der für die geforderte Barrierefreiheit sorgt.

Die „dienenden“ Zonen wie Badezimmer und Nebenräume sind als einfache Fichtenholzboxen unter die Kehlbalken der Dachstuhlkonstruktion, die vom Ehepaar persönlich händisch gebürstet und mit Bienenwachs eingestrichen wurden, geschoben. Kaum wahrnehmbare Türen in den Holzkuben führen in die einzelnen Räume.

Der Wohn- und Küchenbereich hingegen öffnet sich nach oben und auf eine überdachte Terrasse in den Innenhof. Auch das großzügige Foyer kann durch die breiten Flügeltüren in den Wohnbereich integriert werden, was für Feiern der großen Familie mit drei Kindern und mittlerweile vier
Enkelkindern von großem Vorteil ist.

Stadelumbau

Wein, Holz und Geschichte

Ein alter Stall wurde mit viel Feingefühl und Holz zum Zentrum eines jungen Bio-Weinguts in der Steiermark.

In Tieschen, einer Marktgemeinde im steirischen Vulkanland, beschloss Lukas Jahn mutig, seinen eigenen Weg zu gehen: Er wurde Weinbauer auf seinem eigenen kleinen Weingut und hatte dafür ganz klare Vorstellungen. Ein alter Kuhstall, der von der jungen Berliner Architektin Mascha Ritter zum „Locknbauer“ umgeplant wurde, bildet das räumliche Zentrum des Konzepts, mit Direktvermarktung, Degustationen, Bewirtung und Platz für Veranstaltungen. „Für mich kam es nie infrage, das alte Wirtschaftsgebäude einfach abzureißen und ein neues, rein funktionales Gebäude zu bauen“, erklärt der junge Weinbauer. „Ein Umbau muss meiner Meinung nach zur Philosophie des Betriebes passen. Wir sind ein kleines Bio-Weingut, das versucht, auf sehr hohem Qualitätsniveau zu arbeiten und das stark von Direktvermarktung und der Gastronomie am Hof lebt“, präzisiert er. „Gebäude, die eine Geschichte haben und erzählen, in unserem Fall vom Kuhstall zum Fasskeller, erwecken bei den Gästen weitaus mehr Emotionen als reine Neubauten.“

Für den Weinbauern war es wichtig, den Gästen ein besonderes Ambiente zu bieten. Natürliche Materialien spielten dabei eine zentrale Rolle, um den Charme der traditionellen Bauform zu bewahren und dem Ganzen einen einzigartigen Charakter zu verleihen. Und so wurde das Stallgebäude entkernt, um helle Räume in naturbelassener Fichte und Tanne entstehen zu lassen.
Holz ist für Jahn der Baustoff, der das wärmste und wohligste Gefühl auslöst. „Besonders gefällt mir am Gebäude die unglaublich komplexe Konstruktionsweise der Architektin. Und wir fanden ein Holzbauunternehmen, das das nötige Feingefühl für die Umsetzung hatte.“ Diese komplexe Konstruktionsweise des Holzdachtragwerks sowie eine gelungene Kombination aus traditioneller Zimmermannsarbeit und modernem Ingenieurholzbau prägt den schlichten Baukörper und orientiert sich an der traditionellen Struktur der umliegenden Höfe.

Der „Locknbauer“ wurde 2023 mit „Holzbaupreis Steiermark für landwirtschaftliche Bauten“ prämiert. „Die Architektur ist ein auszeichnungswürdiges Beispiel, wie sich das Konzept des jungen Weinbauern nach einer transparenten Produktion und nach Anspruch auf Qualität gelungen in einem Bauwerk widerspiegeln kann und wie Qualität in der landwirtschaftlichen Produktion, Planung und Ausführung gelungen Hand in Hand gehen können“, stellte die Jury fest.

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Schupfen-Sanierung

Kleines Raumwunder im alten
Schupfen

Ein junger Architekt rettet einen 350 Jahre alten Schupfen und verwirklicht darin das Tiny-House-Konzept inklusive Büro.

"Es muss nichts mehr gebaut werden, es ist genügend Bausubstanz vorhanden", sagt Architekt Jakob Siessl und zeigt vor, wie es gehen könnte. Der alte Schupfen eines Familienanwesens im Tiroler Stubaital hätte abgerissen werden und an seiner Stelle ein Gästehaus errichtet werden sollen. Architekten- und Bauherren-Paar Siessl und Florian Schüller konnten es abwenden und bauten darin auf kleinem Raum eine Wohnung für zwei Personen mit integriertem Architekturbüro. 45 Quadratmeter reichen ihnen für Wohnen und Arbeiten.

Mit Achtung vor der jahrhundertealten Substanz und den in Würde gealterten Materialien erhielten sie die wesentlichsten Teile und den Charakter des Gebäudes und schnitten lediglich ein großes Fenster in die alte Holzfassade. Im Innenraum wechseln sich Lehmputz und Tannenholz-Oberflächen mit Nut- und Feder-System ab, bei deren Umsetzung die Bauherren und Planer auch selbst mitarbeiteten.

Historische Bausubstanz zu retten und sie durch minimale Eingriffe wohnlich und alltagstauglich zu machen, ist das große Anliegen des jungen Architekten Siessl. Er gründete mit seinem Partner Schüller das Studio Colere, das sich auf solche Kleinode spezialisiert und transferiert sie mit Akribie behutsam in zeitgemäßen Wohnraum. Am besten an ihrem Wohn- und Arbeitsraum gefällt Siessl die Offenheit. „Es ist recht ehrlich, wir gaukeln nichts vor“, sagt er. Aber das Wichtigste für ihn: „Alle fühlen sich wohl.“ Da auch das Architekturbüro in den 45 Quadratmetern integriert ist, kommen viele Besucher.

Das Thema, wie viel Wohnfläche man braucht, ist ein für ihn wesentliches. Denn am meisten CO2 könne durch Flächenreduktion erreicht werden, meint er. Auch der Rückbau und die Wiederverwertbarkeit sind für ihn ein wichtiger Aspekt. 90 Prozent der Einbauten im Schupfen können abgebaut und in anderer Form woanders wieder errichtet werden.

Idee und Umsetzung wurden beim Tiroler Holzbaupreis mit einer Auszeichnung bedacht. „Der von außen fast unauffällige Bestandsbau wurde so gelungen als Haus im Haus weitergebaut, dass er von innen ein echtes Raumwunder ist. Dieses Projekt ist ein Kleinod und kann den Weg zeigen, welche Potenziale im Bauen im Bestand und Weiterbauen liegen“, stellte die Jury fest.

Stadelaufbau

Modernes Zuhause auf alten Fundamenten

Alt und doch neu. An der Stelle eines in die
Jahre gekommenen Paarhofs steht nun ein
lichtdurchflutetes Wohnhaus mit Büro.

Marion und Markus waren auf der Suche nach einem alten landwirtschaftlichen Anwesen mit Charakter, wo sie sich den Lebenstraum von einer nachhaltigen, autarken Landwirtschaft erfüllen konnten, und fanden den Paarhof bei Feldkirchen. Doch die Vorbesitzer hatten dem alten Stall kein Augenmerk geschenkt und die Substanz war zu desolat. Auch der Statiker riet von einem Umbau ab.

So entschieden sie sich schweren Herzens, das Gebäude an derselben Stelle völlig neu zu errichten zu lassen. „Wir wollten möglichst wenig zusätzliche Bodenversiegelung und wir wollten es im selben Stil wieder aufleben lassen“, sagt Marion. Architekt Christian Prasser, ein Schulfreund des Bauherrn, kam den Wünschen des Paares gern nach und kombinierte den alten Stil mit neuen Ideen. Exakt an der Stelle des früheren Stalls setzte er der bäuerlichen Tradition entsprechend auf ein Sockelschoß aus Ziegel den Holzbau mit einem übergestülpten Lattenkleid und koppelte ihn mit einem Bürotrakt in Holzbauweise. Der Stall für die 50 Schafe steht als solitärer Holzbau, etwas abseits. Sehr faszinierend fand der Architekt, wie sich die alten Laubengänge in die neue Zeit umplanen ließen. Sie bilden eine begehbare Außenhülle, die nicht nur Schutz gegen Regen und Wind bieten und den Räumen viel Licht geben, sondern auch eine gewisse Intimsphäre für die Bewohner schaffen. „Besucher können direkt auf die Terrasse geführt und müssen nicht durchs ganze Haus gelotst werden“, sagt Prasser. Den für den Paarhof ebenfalls typischen Unterstellplatz funktionierte er in ein Carport um.

Da Markus bei einem Sägewerk aufgewachsen ist und der Architekt vor seinem Studium das Tischlerhandwerk erlernt hat, war auch der Baustoff Holz sofort ein Thema. „Holz ist gemütlich“, erklärt Marion und das Baumaterial wurde dem gestellten Anspruch gerecht. Alle Holzoberflächen sind entweder unbehandelt, geölt oder gewachst. „Man konnte sehen, mit welcher Freude und Leidenschaft die Handwerker ihre Arbeit ausübten“, erinnert sich die Bauherrin. Und das sei auch jetzt noch spürbar.

Der Lieblingsplatz des Paares ist die Terrasse unterm Kärntner Schopf, sowohl im Winter als auch im Sommer. In der warmen Jahreszeit ist es angenehm kühl und bei tieferen Temperaturen sorgen ein Schaffell auf der Bank und die Widerhitze der Wand für ein angenehmes Klima. Sie bietet darüber hinaus durch einzelne transparente Dachziegel je nach Tages- und Jahreszeit wechselnde Lichtspiele.

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Holzbaufachberatung kostenlos und firmenneutral

proHolz Kärnten bietet allen am Holzbau Interessierten eine kostenlose und firmenneutrale Holzbau- Fachberatung. Termine beim Holzbau-Fachberater können individuell vereinbart werden.
Anfragen richten Sie bitte per E-Mail an: office@proholz-kaernten.at.

Auf www.proholz-kaernten.at finden Sie die schönsten Kärntner Bauten aus Holz. Die Holzbaugalerie präsentiert eine reiche Auswahl an Gebäuden – Einfamilienhäuser, Mehrgeschoßer sowie öffentliche und gewerbliche Bauten aus ganz Kärnten.

Kontakt

  • proHolz Kärnten, Arbeitsgemeinschaft der Kärntner Forst- und Holzwirtschaft
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  • Tel. +43 (0)5 90904-215,
  • Fax: +43 (0)5 90904-204,
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Fotocredit: Ferdinand Neumüller, Paul Meyer, Gisela Erlacher, Christian Brandstätter, Weingut Locknbauer, Freunschlag & Ronacher ZT GmbH, David Schreyer, Prix Lignum/Joël Tettamanti, Prix Lignum/Mark Niedermann,