Österreichs neu renoviertes Parlament

Das alte Hohe Haus glänzt im neuen Gewand

INFOGRAFIK. Das Parlament in Wien ist das Herz der österreichischen Demokratie. Nach rund 130 Jahren im Dauerbetrieb wurde 2014 einstimmig die umfassende Sanierung des Parlamentsgebäudes beschlossen. Im Jänner 2023 wurde das fertig sanierte Parlament schließlich wiedereröffnet.

Von Günter Pichler und Silke Ulrich

Nach rund fünf Jahren im Ausweichquartier in der Wiener Hofburg ist das politische Leben Österreichs wieder in das historische Parlamentsgebäude zurückgekehrt. Das Parlament wurde vom Keller bis zum Dach generalsaniert und technisch auf den neuesten Stand gebracht.

Als Highlight des Umbaus gilt die Glaskuppel über dem Nationalratssitzungssaal. Ihre Paneele sind elektrochrom – das bedeutet, die Lichtdurchlässigkeit kann dadurch gesteuert werden. Für Besucherinnen und Besucher gibt es jetzt direkt unter der Glaskuppel einen verglasten Rundgang – das "Plenarium". Führungen können nun während laufender Sitzungen stattfinden. Das und vieles mehr gibt es im "neuen" Hohen Haus zu bestaunen.

Daten und Fakten

Adresse:
Dr.-Karl-Renner-Ring 3, 1017 Wien
Telefon: (01) 401 100
Eröffnet: 1883
Architekt: Theophil Hansen
Baustile: Historismus/
Neoklassizistische Architektur
Grundstückfläche: 20.142 m2
(entspricht in etwa der Fläche von drei Fußballfeldern)
Gebäudegrundfläche: 13.687 m2
Höhe: 33 m (höchster Punkt)
Länge*: 151,68 m (inkl. Rampe)
Breite*: 132,72 m
(*Maße laut den Plänen von Theophil Hansen)

Nationalratssitzungssaal
Mit der neuen Glaskuppel gilt er als Highlight des Umbaus. Die neuen Stühle und Tische der Mandatare sind mit Computeranschlüssen und Zehn-Zoll-Monitoren ausgestattet.

Die neue Glaskuppel
Die Glaspaneele sind elektrochrom, ihre Lichtdurchlässigkeit kann gesteuert werden. Zuletzt musste bei der Akustik noch nachgebessert werden.

Plenarium
Hier können interessierte Besucherinnen und Besucher das parlamentarische Geschehen von oben beobachten.

Dachbereich
mit Multifunktionsräumen (mittig) und vier Terrassen an den Ecken.

Gastronomie
800 m2 Gastronomiefläche. Vor allem im neu ausgebauten Dachgeschoß werden sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Gäste bewirtet.

Besucherzentrum
Das neu geschaffene "Demokratikum – Erlebnis Parlament" ist der Höhepunkt für Besucherinnen und Besucher.

Haupteingang
Er befindet sich hinter dem Pallas-Athene-Brunnen mit der berühmten gleichnamigen Statue an der Wiener Ringstraße. Die Göttin der Weisheit soll den Volksvertretern als Leitbild für ihre Entscheidungen dienen.

Bundesversammlungssaal (historischer Sitzungssaal)
Hier finden die Sitzungen der Bundesversammlung, wie z. B. Fest- und Gedenksitzungen, oder die Angelobung des Bundespräsidenten statt.

Vergleich
vorher-nachher

Ein Blick auf das Dach des Parlaments während der Bauarbeiten. Das grüne Kupferdach ist gut erkennbar.

Nachher
Statt Kupfer wurde nun Aluminium für das Dach verwendet. Weiters wurden begrünte Flächen und vier Terrassen geschaffen.
Links im Bild: die fertige Glaskuppel über dem Nationalratssitzungssaal.

Vorher
Aus einem leer stehenden Ziegelgewölbe direkt unter der Säulenhalle wurde die sogenannte Agora geschaffen.

Nachher
Die Agora ist das Herzstück des neu entstandenen Besucherzentrums "Demokratikum – Erlebnis Parlament".

Vorher
Die Parlamentsbibliothek ist die größte politische Fachbibliothek Österreichs.

Nachher
Nach der Modernisierung erscheint sie nun in neuem, aufgeräumtem Glanz.

Vorher
Im unausgebauten Dachboden befand sich einst die Haustechnik.

Nachher
Das neue Restaurant Kelsen bewirtet sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch externe Gäste. Benannt ist es nach Hans Kelsen, dem Schöpfer der Bundesverfassung.

Das Parlament in Zahlen

352,2 Millionen Euro plus 20 Prozent Reserve wurden 2014 für die Sanierung festgelegt. Dazu noch 51,4 Millionen Euro für das Ausweichquartier. Die Schlussabrechnung ist bis Ende 2023 geplant.

55.000 Quadratmeter Nettogeschoßfläche wurden im denkmalgeschützten Parlamentsgebäude saniert.

40.000 Quadratmeter Böden wurden abgebrochen und mit neuen Technikinstallationen neu verlegt.

740 Fenster, 600 Türen und 500 Luster wurden repariert oder ersetzt.

10.000 Quadratmeter mehr Nutzfläche durch neue Räume und ein 1500 Quadratmeter großes Besucherzentrum, u. a. das "Demokratikum", wurden geschaffen.

183 Abgeordnete sitzen im Nationalratssitzungssaal.

Geschichte

Im Lauf der Zeit wurden zahlreiche Veränderungen an dem denkmalgeschützten Gebäude vorgenommen. Ein wichtiges Anliegen war die räumlich-funktionale Optimierung.

2. September 1874
Grundsteinlegung
Architekt Theophil Hansen entwirft das Gebäude im Stil eines griechischen Tempels. Dieser verkörpert für ihn die Einheit von Freiheit und Gesetzmäßigkeit.

1883
Bezug
Das Abgeordnetenhaus nimmt 1883 seine Sitzungen auf, das Herrenhaus folgt 1884. In der Monarchie hat das Parlament aber wenig Macht.

Das Parlamentsgebäude um 1900

November 1918
Erste Republik
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wird das Gebäude zum Sitz der parlamentarischen Versammlungen der Republik Österreich.
Die Nationalversammlung tagt im ehemaligen Herrenhaus.

1945
Kriegsschäden
Während des Zweiten Weltkrieges wird mehr als die Hälfte der Bausubstanz vernichtet. Das Herrenhaus brennt vollkommen aus.
Max Fellerer und Eugen Wörle entwerfen einen neuen Saal.

Juni 1956
Wiedereröffnung
Das Gebäude wird mit Rücksicht auf das historische Original wiederaufgebaut und den modernen technischen Anforderungen angepasst. Das Parlament verfügt über ein Notstromaggregat, damit National- und Bundesrat auch im Krisenfall tagen können.

26. Oktober 2005
Offenes Haus
Der neu geschaffene Zentraleingang mit dem Besucherzentrum wird eröffnet. Dazu gehören neben einer Informationstheke auch ein kleines Café sowie ein Souvenir- und Büchershop. Hier starten die Parlamentsführungen. Neu gebaut wird auch ein eigenes ORF-TV-Studio.

Jänner 2014
Beschlussfassung 
Die Präsidialkonferenz des Nationalrats beschließt einstimmig die umfassende Sanierung des Parlamentsgebäudes nach den Plänen des Generalplanerteams Jabornegg & Pálffy und Axis.

2017
Umzug und Bauarbeiten
Rund drei Jahre dauern Planung und Vorbereitungen, bis 2017 das Parlament in die Ersatzquartiere bei der Hofburg umziehen kann.
Von 2017 bis 2022 wird das alte Parlamentsgebäude saniert, umgebaut und modernisiert.

Der freigelegte Nationalratssitzungssaal

Baggerarbeiten im Besucherzentrum

2022
Rückübersiedlung
Ende der Umbauarbeiten. Beginn der Rückübersiedlung aus dem Ausweichquartier.

12. Jänner 2023
Wiedereröffnung
Die offizielle Wiedereröffnung des "neuen" Hohen Hauses findet mit einem Festakt statt.

14.–15. Jänner 2023
Tag der offenen Tür
Das frisch sanierte Parlamentsgebäude steht für zwei Tage allen interessierten Menschen für einen Rundgang offen. Der Höhepunkt: das Besucherzentrum "Demokratikum".

26. Jänner 2023
Angelobung von Van der Bellen
Im erneuerten Bundesversammlungssaal findet Ende Jänner die Angelobung des wiedergewählten Bundespräsidenten Van der Bellen statt.

Geschichte

Im Lauf der Zeit wurden zahlreiche Veränderungen an dem denkmalgeschützten Gebäude vorgenommen. Ein wichtiges Anliegen war die räumlich-funktionale Optimierung.

2. September 1874
Grundsteinlegung
Architekt Theophil Hansen entwirft das Gebäude im Stil eines griechischen Tempels. Dieser verkörpert für ihn die Einheit von Freiheit und Gesetzmäßigkeit.

1883
Bezug
Das Abgeordnetenhaus nimmt 1883 seine Sitzungen auf, das Herrenhaus folgt 1884. In der Monarchie hat das Parlament aber wenig Macht.

Das Parlamentsgebäude um 1900

November 1918
Erste Republik
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wird das Gebäude zum Sitz der parlamentarischen Versammlungen der Republik Österreich.
Die Nationalversammlung tagt im ehemaligen Herrenhaus.

1945
Kriegsschäden
Während des Zweiten Weltkrieges wird mehr als die Hälfte der Bausubstanz vernichtet. Das Herrenhaus brennt vollkommen aus.
Max Fellerer und Eugen Wörle entwerfen einen neuen Saal.

Juni 1956
Wiedereröffnung
Das Gebäude wird mit Rücksicht auf das historische Original wiederaufgebaut und den modernen technischen Anforderungen angepasst. Das Parlament verfügt über ein Notstromaggregat, damit National- und Bundesrat auch im Krisenfall tagen können.

26. Oktober 2005
Offenes Haus
Der neu geschaffene Zentraleingang mit dem Besucherzentrum wird eröffnet. Dazu gehören neben einer Informationstheke auch ein kleines Café sowie ein Souvenir- und Büchershop. Hier starten die Parlamentsführungen. Neu gebaut wird auch ein eigenes ORF-TV-Studio.

Jänner 2014
Beschlussfassung 
Die Präsidialkonferenz des Nationalrats beschließt einstimmig die umfassende Sanierung des Parlamentsgebäudes nach den Plänen des Generalplanerteams Jabornegg & Pálffy und Axis.

2017
Umzug und Bauarbeiten
Rund drei Jahre dauern Planung und Vorbereitungen, bis 2017 das Parlament in die Ersatzquartiere bei der Hofburg umziehen kann.
Von 2017 bis 2022 wird das alte Parlamentsgebäude saniert, umgebaut und modernisiert.

Der freigelegte Nationalratssitzungssaal

Baggerarbeiten im Besucherzentrum

2022
Rückübersiedlung
Ende der Umbauarbeiten. Beginn der Rückübersiedlung aus dem Ausweichquartier.

12. Jänner 2023
Wiedereröffnung
Die offizielle Wiedereröffnung des "neuen" Hohen Hauses findet mit einem Festakt statt.

14.–15. Jänner 2023
Tag der offenen Tür
Das frisch sanierte Parlamentsgebäude steht für zwei Tage allen interessierten Menschen für einen Rundgang offen. Der Höhepunkt: das Besucherzentrum "Demokratikum".

26. Jänner 2023
Angelobung von Van der Bellen
Im erneuerten Bundesversammlungssaal findet Ende Jänner die Angelobung des wiedergewählten Bundespräsidenten Van der Bellen statt.

Hier können Sie die Infografik zur Wiedereröffnung des Parlaments als PDF herunterladen:

Quellen:
www.parlament.gv.at, https://sanierung.parlament.at, https://jabornegg-palffy.at, www.axis.at, APA, Kleine Zeitung

Fotos:
APA inkl. 3-D-Rendering (8), AdobeStock (1), Parlament (2), KK (2),
Parlamentsdirektion/Buchner (4), -/Topf (2), -/Appelrap (1), -/Zinner (1), -/Zofall (1), -/Zolles-Hofer (1)

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