DIE WELT IN ZAHLEN
Nobelpreise: Die 1004 Preisträger seit 1901 im Überblick

Wer bisher einen Nobelpreis erhielt
Seit 1901 werden jährlich – mit Ausnahmen, etwa während der beiden Weltkriege – am 10. Dezember in Stockholm und Oslo die Nobelpreise vergeben. Sie wurden vom 1896 verstorbenen schwedischen Industriellen und Erfinder (z. B. Dynamit) Alfred Nobel gestiftet.
1004 Personen oder Organisationen erhielten bis inklusive 2024 die in ihren Disziplinen renommierteste Auszeichnung der Welt, die neben einer Goldmedaille, dem Nobelpreis-Diplom und einer beträchtlichen Gewinnsumme – derzeit 11 Millionen Schwedische Kronen (ca. 955.000 Euro) – auch große internationale Aufmerksamkeit mit sich bringt.
65 ⬤ Frauen können sich bislang Nobelpreisträgerinnen nennen. Die ⬤ Männer sind mit 911 Preisträgern deutlich in der Überzahl. ⬤ Organisationen wurden insgesamt 28 ausgezeichnet.
Eine Frau hat aber immerhin schon zweimal einen Nobelpreis bekommen: Die aus Polen (damals Russisches Reich) gebürtige Physikerin und Chemikerin Marie Curie, die sich gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie der Erforschung radioaktiver Substanzen verschrieben hatte. Aber auch vier Männer erhielten je zwei Nobelpreise, ebenso wie das UN-Flüchtlingshochkomissariat UNHCR. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) erhielt sogar drei Nobelpreise.
7 ⬤ Mehrfachpreisträger gibt es also bislang, das heißt, insgesamt wurden 1012 Mal an Personen oder Organisationen Nobelpreise übergeben.
Verliehen werden Nobelpreise zum einen in den fünf im Testament von Alfred Nobel festgelegten Kategorien Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin, Literatur und Frieden. Außerdem stiftete 1968 die Schwedische Reichsbank den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften.
Marie Curie (Physik und Chemie) und der US-Amerikaner Linus Pauling sind die einzigen ⬤ Mehrfachpreisträger, die in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet wurden. Pauling wurde nicht nur für seine Forschung als Chemiker ausgezeichnet, sondern auch für seinen Einsatz gegen die nukleare Aufrüstung im Kalten Krieg mit dem Friedensnobelpreis.
Bislang wurden exakt 627 Nobelpreise vergeben. Doch warum gibt es viel mehr Preisträger als Preise? Das ist möglich, weil ein Preis an bis zu drei verschiedene Preisträger vergeben werden kann. Somit gibt es nicht nur ⬤ 356 Personen oder Organisationen, die (mindestens) einen vollen Nobelpreis bekommen haben, sondern auch jene, die sich einen Preis zu zweit oder zu dritt aufteilen.
Etwa beim Wirtschaftsnobelpreis 2024: Dieser wird an den britisch-amerikanischen Ökonomen und Politikwissenschaftler James A. Robinson, Daron Acemoglua (Türkei) und Simon Johnson (Großbritannien) vergeben. Sie untersuchten verschiedene politische und wirtschaftliche Systeme, die von europäischen Kolonisatoren eingeführt worden waren, und konnten einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Institutionen und Wohlstand von Nationen nachweisen.
Den Medizin-Nobelpreis teilen sich Victor Ambros und Gary Ruvkun (beide USA). Die zwei Wissenschafter entdeckten 1993 die microRNA, eine neue Klasse winziger RNA-Moleküle. RNA (Ribonukleinsäure) ist ein Zellbestandteil, etwa als Träger genetischer Informationen. microRNA spielt eine wichtige Rolle bei der Genregulation, die es jeder Zelle ermöglicht, nur die für ihre Aufgaben relevanten Anweisungen auszuwählen.
Der Physik-Nobelpreis geht an zwei Pioniere aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz: John J. Hopfield (USA) und Geoffrey Hinton (Großbritannien). Sie beschäftigten sich in den 1980er-Jahren mit Methoden des maschinellen Lernens durch künstliche neuronale Netze. Ihre Erfindungen haben etwa für die Analyse von Bildern Bedeutung.
Drei Preisträger gibt es in der Kategorie Chemie: David Baker (USA), Demis Hassabis (Großbritannien) und John Jumper (USA). Baker gelang es, aus Aminosäuren, den Bausteinen von Proteinen, ein neues Protein zu entwerfen, das sich von allen anderen Proteinen unterscheidet. Dies eröffnete die Möglichkeit, weitere neue Proteine etwa für Medikamente entwickeln zu können. Jumper und Hassabis stellten 2020 indes ein KI-Modell vor, mit dem sie die Struktur von praktisch allen bekannten Proteinen vorhersagen können.
Die einzige Frau unter den Nobelpreisträgern 2024 ist Literatur-Nobelpreisträgerin Han Kang (Südkorea). Kang setzt sich in ihren Arbeiten „mit historischen Traumata und unsichtbaren Regelwerken auseinander und zeigt in jedem ihrer Werke die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens auf“. Sie schrieb unter anderem die Romane Die Vegetarierin und Menschenwerk.
Mit dem Friedensnobelpreis geehrt wird die japanische Organisation Nihon Hidankyo, die sich für eine atomwaffenfreie Welt einsetzt. Nihon Hidankyo ging aus einem Zusammenschluss von Überlebenden der beiden US-Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sowie von Atomwaffentests im Pazifikraum Geschädigten hervor. Die Organisation klärt durch Zeugenaussagen über die katastrophalen humanitären Folgen von Atomwaffen auf.
Der Friedensnobelpreis wird in Oslo von einem fünfköpfigen Komitee vergeben, das vom norwegischen Parlament gewählt wird. In Stockhom vergibt die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften drei Preise (Physik, Chemie und Wirtschaft), der Preis für Medizin wird vom Karolinska-Institut und jener für Literatur von der Schwedischen Akademie vergeben.
Einen Österreich-Bezug hat 2024 keiner der Nobelpreisträger. Aber es gab bereits einige Preisträger, die in ⬤ Österreich, dem ehemaligen Kaiserreich oder der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie geboren wurden. Die Nobelpreis-Datenbank listet hier 33 Personen.
19⬤ Preisträgerinnen und Preisträger sind es immerhin, die auf dem heutigen Staatsgebiet von Österreich geboren wurden.
Darunter sind etwa die Physiker Anton Zeilinger (Preisträger 2022) und Erwin Schrödinger (1933) oder die Literaten Elfriede Jelinek (2004) und Peter Handke (2019).
Die meisten Preisträger wurden in den USA geboren, anschließend folgen das Vereinigte Königreich und Deutschland. Das Geburtsland nach heutigen Grenzen, das für diese Darstellungen herangezogen wurde, kann natürlich von der Nationalität zum Zeitpunkt der Preisverleihung abweichen.
Diese – sehr grobe – Karte zeigt schon, dass sich die Geburtsorte der ⬤ Männer und ⬤ Frauen bzw. die heutigen Sitze der ⬤ Organisationen stark auf Europa sowie Nordamerika konzentrieren.
Konkret wurde mehr als die Hälfte der Nobelpreiseträger – ganze 517 – in Europa geboren, gefolgt von Nordamerika (325). Dahinter kommt mit 78 Frauen und Männern Asien. Aus Afrika stammen 29, aus Ozeanien 15 und aus Südamerika lediglich 11 Preisträger. Vom diesjährigen Wirtschafts-Nobelpreisträger James A. Robinson ist das Geburtsland und demnach auch der Kontinent nicht öffentlich bekannt.
Datenrecherche und digitale Aufbereitung:
Jonas Binder
Quelle:
The Nobel Foundation
www.nobelprize.org
Foto:
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