Augenblicke in der Karwoche
Passion, Kreuzestod, Auferstehung: Es gibt wohl kein anderes Menschheitsdrama, an das Jahr für Jahr so intensiv im Jetzt erinnert wird wie das Leiden und Sterben Jesu. Wir präsentieren Ihnen in der Karwoche und am Ostersonntag jeden Tag ein ausgewähltes Foto, das es in die Endauswahl des World Press Photo Award 2023 geschafft hat. Die Auszeichnung ist eine Art Pulitzer-Preis der Fotografie und wird alljährlich von einer internationalen Jury vergeben.

Das Leben und der Tod


Foto: World Press Photo Award 2023
Foto: World Press Photo Award 2023
Von Bernd Melichar

Alpha und Omega. Anfang und Ende. Leben und Tod. Auf diesem Foto der philippinischen Fotografin Kimberly dela Cruz, mit dem sie einen World Press Photo Award gewonnen hat, ist beides zu sehen. Im Vordergrund steht die 15 Jahre alte Jazmine Durana, starre Fassungslosigkeit ist ihr ins Gesicht geschrieben.
In den Armen hält sie ihr Baby. Wer hält sich hier an wem fest? Wer gibt wem Kraft? Kraft, die nötig ist, um das, was dieses Foto zeigt, zu bewältigen. Denn hinter Jazmine, in einem blütenweißen Sarg, ist ihr Freund und Kindsvater aufgebahrt. John "Toto" dela Cruz wurde von einem Killerkommando getötet, er war 16 Jahre alt. Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat 2016 zum "War on Drugs" aufgerufen, doch diesem Drogenkrieg fallen tagtäglich Unschuldige, vornehmlich aus der ärmsten Bevölkerungsschicht, zum Opfer. Laut Amnesty International wurden bereits 6000 Zivilisten getötet, andere Organisationen sprechen von 30.000.
Rund 90 Prozent der philippinischen Bevölkerung sind Christen, der Glaube an die Auferstehung Christi ist auf dem Inselarchipel also tief verankert. "Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?" Kann man Jazmine mit Bibelversen den Schmerz, die Trauer, die Verzweiflung nehmen, sie zumindest lindern? Kein Stein wird in diesem Raum weggerollt werden und ihr Toto wird nicht am dritten Tage zurückkommen. Wie Auferstehung erklären; wie verstehen, was der Verstand verweigert? Wie den Stachel des Todes wegreden, wenn der Stachel des Lebens solche Wunden schlägt?
Vielleicht könnte man Jazmine sagen, dass die Auferstehung weniger mit Himmelsphysik zu tun hat oder mit Himmelsgeografie, sondern vielmehr mit der Hoffnung und dem Glauben daran, dass das Leben stärker ist als der Tod. Den Beweis dafür, dass dieser Glaube auch realitätsresistent ist, hält Jazmine selbst in den Armen: Ihr Baby ist einen Monat alt und heißt Hazel.
Blick auf den Grund der Dinge


Foto: World Press Photo Award 2023
Foto: World Press Photo Award 2023
Von Erwin Hirtenfelder

Manchmal schauen wir alle in einen tiefen Abgrund – so wie dieser marokkanische Bauer beim Überprüfen des Wasserstands in seinem Brunnen. Was der mit dem World Press Award ausgezeichnete Fotograf hier in der Merzouga-Oase eingefangen hat, wiederholt sich jeden Tag tausendfach auf der Erde. Denn fast überall herrscht Trockenheit, hängt das Leben von Mensch und Vieh von einem Element ab, dessen Mangel bereits zwei Drittel aller Oasen Marokkos in unbewohnbare Wüsten verwandelt hat.
Doch die Szene erinnert nicht nur an die Klimakrise, die Verwüstungen der Gegenwart und den täglichen Existenzkampf in den Ländern des Südens, sondern auch an unser Streben nach tieferer Einsicht, wie es im bekannten Gleichnis vom Mönch am Brunnen beschrieben ist. Als dieser einmal Wasser schöpfte, fragten ihn Passanten, worin für ihn der Sinn des Lebens bestehe. "Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?" Die Leute blickten in die Tiefe und sagten: "Wir sehen nichts!" Nach einer Weile fragte sie der Einsiedler erneut: "Was seht ihr jetzt?" Die Leute: "Ja, jetzt sehen wir uns selber!" Der Mönch sprach: "Als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist es ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selber! Und nun wartet noch ein wenig." Dann schauten sie erneut hinunter und sagten: "Nun sehen wir die Steine auf dem Grund des Brunnens." Da erklärte der Mönch: "Wenn man lange genug wartet, sieht man den Grund aller Dinge."
Diesen letzten Grund zu erblicken, ist vielen ein erstrebenswertes Ziel. Manche nähern sich ihm mit weltlichen Praktiken wie Meditation oder Yoga, andere mit schlichtem Glauben – so wie jene Samariterin, die von Jesus am biblischen Jakobsbrunnen um einen Schluck Wasser gebeten wird und dafür einen ganz besonderen Quell versprochen bekommt, inklusive Glück auf Erden und ewigem Leben. Was sehen wir, wenn wir auf das von Gleichgültigkeit bedrohte Grundwasser unserer Seele blicken? Erkennen wir uns noch, oder ist die Wüste bereits nah?
Seht den Menschen


Foto: World Press Photo Award 2023
Foto: World Press Photo Award 2023
Von Ute Baumhackl

Die Narbe, die Khalil Ahmad hier zeigt, teilt Unfassbares mit: Weil sie keine andere Möglichkeit mehr sahen, die Familie durchzubringen, haben die Eltern des 15 Jahre alten Afghanen die linke Niere ihres Sohnes um 3500 US-Dollar verkauft. So erweist sich das Kind, das uns aus diesem Bild anschaut, auf den ersten Blick als Protagonist einer besonders düsteren Dystopie: ein Mensch, ausgebeutet als Ersatzteillager.
Das Bild, das der Fotograf Mads Nissen für die dänische Zeitung "Politiken" aufnahm und mit dem er einen World Press Photo Award gewonnen hat, erzählt aber noch etwas jenseits einer deprimierende Realität gewordenen Horrorvision. Khalils Körperhaltung – der in Richtung Wunde ausgestreckte Zeigefinger, der Blick auf die Betrachterinnen und Betrachter, erinnert an ein berühmtes Motiv der religiösen Kunst: "Ecce homo!" – "Seht, der Mensch!" nach dem Ausruf, mit dem laut Johannesevangelium Pontius Pilatus Jesus einer aufgebrachten Menge zur Kreuzigung überließ. Über Jahrhunderte dienten die Darstellungen des gefolterten Christus vielen Zwecken: als Einladung zur persönlichen Auseinandersetzung mit der Passionsgeschichte vor allem; in der überzeichnenden Darstellung des Mobs oft auch als antisemitischer Winkelzug.
Heute ist das "Ecce homo!"-Motiv fast immer weltlichen Aussagen gewidmet: Aus dem Christusbild ist das Spiegelbild des unterdrückten, leidenden, Kriegen und Katastrophen ausgelieferten Menschen geworden.
Aber auch Mads Nissen beruft sich auf biblische Spuren, wenn er an Khalils Beispiel von der Hoffnungslosigkeit in dem von den Taliban geknechteten Land berichtet. Seht den Menschen: Statt vom göttlichen Entschluss, den eigenen Sohn für die Erlösung der Menschheit zu opfern, erzählt sein Bild von Eltern, die ihr Kind für das Überleben der Familie verstümmeln lassen müssen. Dabei fordert nun Khalils Blick zur Auseinandersetzung auf; zur teilnehmenden und nicht nur beobachtenden Betrachtung.
Die gute Hirtin


Foto: World Press Photo Award 2023
Foto: World Press Photo Award 2023
Von Thomas Götz

Alina Surquislla Gomez züchtet Alpakas wie ihre Vorfahren auch. Die Peruanerin ist unterwegs zur Sommerweide ihrer Familie. In den Armen trägt sie ein Jungtier, als ihr der Fotograf Alessandro Cinque begegnet. Sein Bild kam in die Endauswahl des World Press Photo Contest. Alpakas gehören zur Familie der Kamele, nicht der Schafe. Und doch weckt das Motiv die Erinnerung an frühchristliche Darstellungen des Guten Hirten, der ein wiedergefundenes Lamm auf seinen Schultern trägt. In Peru hätte Jesus wohl ein Alpaka zurück zur Herde getragen, Schafe kamen erst mit den Kolonisatoren her. Gemeinsam ist beiden Tieren ihr friedlicher Charakter. Er prädestiniert sie zu Opfern. Keine gefährlichen Jagden, kein Verletzungsrisiko. Ein Messer genügt, zum Scheren, zum Schlachten. Alpakas wie Schafe sind nicht wehrhaft, aber nützlich von der Wolle bis zum Fleisch.
Lämmer zu opfern, zum Dank für die Rettung aus der Gefangenschaft in Ägypten, war ein göttlicher Auftrag, da fragt man nicht. Seither schlachteten gläubige Juden zum Pessach-Fest Schafe. Und weil der Gründonnerstag auf diesen Festtag fiel, lag die Analogie nahe, das neue Opfer mit dem alten Brauch in Verbindung zu bringen: Christus als Opferlamm. Seit damals löst ein Lamm, dieses Zeichen der Niederlage, die Geheimnisse der Geschichte, aufgezeichnet im "Buch mit Sieben Siegeln". Weltgeschichte aus der Sicht der Opfer, nicht mehr der Sieger. Vorausgesetzt, man akzeptiert diese Umwertung aller Werte, wie Friedrich Nietzsche den Vorgang nannte. "Gesammt-Aufstand alles Niedergetretenen, Elenden, Missrathenen, Schlechtweggekommenen gegen die 'Rasse'", nennt Nietzsche das Christentum und schon der Ton sagt, dass ihm das missfällt. "Du Opfa", sagen Wiener, wenn sie jemanden schmähen wollen. Opfer haben sich als schwach erwiesen, sonst wären sie es nicht. Deshalb will den Status niemand. Das war so, das ist so, auch 2000 Jahre später.
Gib uns unser täglich Brot


Foto: World Press Photo Award 2023
Foto: World Press Photo Award 2023
Von Marianne Fischer

Es gilt seit jeher als Synonym für Nahrung und als ein Sinnbild für Leben, Lebenskraft und Einfachheit – Mehl, Salz, Wasser, Hefe, mehr braucht es in seiner Grundform nicht. Deshalb steht Brot auch allen zu: den Reichen ebenso wie den Armen. Steigenden Mehl- und damit Brotpreisen folgten in der Geschichte gerne Aufstände. Schließlich heißt es im Vaterunser: "Unser täglich Brot gib uns heute." In Erinnerung an das letzte Abendmahl wird auch am morgigen Gründonnerstag das Brot gebrochen.
Nicht um Symbolik, sondern ums nackte Überleben geht es den Frauen, die der Fotograf Mads Nissen vor einer Bäckerei in Kabul fotografiert hat, wo sie um ein bisschen Brot betteln. Nicht aggressiv, sondern demütig in ihre Burka gehüllt und wahrscheinlich niedergedrückt von der Sorge, den eigenen Nachwuchs nicht mehr ernähren zu können. Über eine Million Kinder gelten in Afghanistan als schwer unterernährt. Seit die Taliban wieder die Macht übernommen haben, hat die internationale Gemeinschaft sukzessive die Auslandshilfe eingestellt und Milliarden an im Ausland deponierten Staatsreserven eingefroren. Dazu kamen im Vorjahr intensive Dürreperioden – die Hälfte der Bevölkerung hat nicht genug zu essen. Auch hierzulande sind die Mehlpreise massiv angestiegen – laut Preismonitor der Arbeiterkammer im vergangenen Jahr um rund 110 Prozent. Aber auch wenn der gesellschaftliche Zusammenhalt bröckelt und wir unter der Inflation stöhnen, wird der Ostertisch in den meisten Familien mit Schinken, Eiern und Brot gedeckt sein.
Auf Mads Nissens beim World Press Photo Award ausgezeichneten Foto sind hinter den Fenstern der Bäckerei mehrere Brote zu erkennen. Die Bibel erzählt, dass Jesus am See Genezareth mit zwei Fischen und fünf Broten Tausende Menschen satt gemacht hat. Man würde sich wünschen, dass so ein Wunder (wieder) möglich ist. Und wenn wir schon an Wunder glauben wollen, dann ist Ostern eine gute Zeit dafür.
Zusammen hoffen


Foto: World Press Photo Award 2023
Foto: World Press Photo Award 2023
Von Anna Stockhammer

Wann stirbt Hoffnung? Vor einem Jahr im März war sie Zhanna Goma und ihren Nachbarinnen und Nachbarn noch ins Gesicht geschrieben. Zusammen mit der Unsicherheit, der Angst, der Verstörung im Schein der Öllampe im Schutzbunker von Mariupol. Da konnten die Ausharrenden noch nicht ahnen, dass zwei Monate später die Schlacht um ihre Heimatstadt verloren sein würde. Russische Streitmächte sind gekommen, um zu bleiben. Um zu besetzen. Und daran hat sich nach mehr als einem Jahr nichts geändert. Mariupol war als strategisch wichtige Hafenstadt mit ihren mehr als 400.000 Einwohnern eines der ersten Angriffsziele. Der Fotojournalist Evgeniy Maloletka hat die Szene im Schutzbunker eingefangen und das Bild zum World Press Photo Award eingereicht.
Damals gab es die Hoffnung noch, dass man schnell wieder aus dem Albtraum aufwachen kann. Jetzt ist da die zerbombte Ruinenstadt. Zehntausende mussten fliehen oder sterben. Russlands Präsident Wladimir Putin stattete der Stadt kürzlich einen "Arbeitsbesuch" ab, wie der Kreml verkündete. Also, wann stirbt Hoffnung? Wie viele Tage Krieg braucht es, bis die grausige Gleichung aufgeht und Gepeinigte aufgeben? Ja, die Ukrainerinnen und Ukrainer sind widerstandsfähig, sind unglaublich stark – ob als Gebliebene oder als Geflüchtete. Aber von selbst wird sich die Hoffnung nicht ewig halten. Vielleicht können wir – die im Frieden leben – Stützen sein. Wir können die, die bei uns Zuflucht gefunden haben, erinnern. Daran, dass es einmal anders war, dass es wieder anders werden kann. Wir müssen helfende Hände sein. Und nie dürfen wir vergessen, dass da ein Krieg mitten in Europa tobt. Das Bild von Zhanna Goma und ihren Nachbarinnen und Nachbarn zeigt es: In der Gemeinschaft können wir stark sein. Und zusammen Hoffnung finden.
Alarmstufe Rot


Foto: World Press Photo Award 2023
Foto: World Press Photo Award 2023
Von Susanne Rakowitz

Es ist das Rot, das den Blick einfängt und ihn Punkt für Punkt durch das Bild wandern lässt. Selbst im fortwährenden digitalen Bilderstrom hätte man wohl abgestoppt und näher hingeschaut. Hätte vielleicht hineingezoomt, aber wäre vermutlich auch schnell weitergezogen. So ist es bei uns digitalen Nomaden: Alles fließt und reißt uns mit wie Treibgut, das einmal hier, einmal da anlandet. Wer will schon freiwillig an einem Ort bleiben, wenn es da draußen noch so viel zu sehen gibt? Das ist so ziemlich das Gegenteil vom Leben der 16-jährigen Samira, die hier im Qolodo Camp in der Somali-Region (Äthiopien) gestrandet ist. Sie überblickt die Zelte der Menschen, die hier erzwungenermaßen sesshaft geworden sind. Es sind Nomaden, die ihre Tiere verloren haben, weil es kein Wasser mehr gibt. 45 Ziegen und zehn Kamele hat Samiras Familie vor der aktuellen Dürrewelle besessen. Nun ist ihre Lebensgrundlage tot.
Samira und ihre Familie, das ist kein Einzelschicksal, Millionen von Menschen sind am Horn von Afrika von Dürre und Hunger betroffen. "Die letzte Reise der Nomaden" hat Fotograf Jonathan Fontaine seine Bilderserie genannt, aus dem dieses Bild stammt, das beim World Press Photo Contest lobend erwähnt wurde. Es fängt die dramatischen Folgen des Klimawandels ein: den Verlust von Existenz, reduziert auf das blanke Leben, das vor allem vom Überleben geprägt ist. Bilder wie diese wirken wie ein Kontrastmittel zur Welt, in der wir leben. Nicht, dass wir nicht davon wüssten. Diese Bilder, sie sind präsent, aber nicht in unseren Köpfen verankert. Wir schauen kurz hin, als würden wir an einer Kante stehen und gut gesichert einen Blick in den Abgrund werfen. Dann klammern wir uns wieder an das Sicherungsseil, das uns unsere Welt wie selbstverständlich zuwirft.
Aber vielleicht verharren wir in diesen Tagen ein wenig länger hier, holen die Segel ein und schauen drauf, was uns umgibt: es ist der stete Strom des Überflusses.
Doppelte Belichtung


Foto: World Press Photo Award 2023
Foto: World Press Photo Award 2023
Von Martin Gasser

Menschen lachen, singen. Hälse strecken sich, man setzt sich auf Fahrzeuge, Fremde feiern spontan gemeinsam und geben sich ausgelassen dem Moment hin. Der jahrzehntelang ersehnte Weltmeistertitel hat Argentinien vor Begeisterung erzittern lassen.
Dabei sieht man solche Ekstase, in die neue Erlöserfiguren wie ein begnadeter Fußballer ein ganzes Land versetzen können, immer auch mit Skepsis. Nicht nur weil Fanatismus und Massensuggestion in den letzten 120 Jahren Verheerungen angerichtet haben, die sich nie mehr ausblenden lassen werden. Sondern weil Fußball nicht nur ein faszinierender Sport ist, er ist auch ein unmenschliches Geschäft. Die hochgezüchtete Sport-Show federt die harten Realitäten des Lebens in Südamerika und sonst wo nicht nur ab und macht sie verträglich, sie lässt die Wirklichkeit hinter dem Schleier der Begeisterung verschwinden. Die Bevölkerung des krisengebeutelten Landes hat sich sozusagen einem Massenbetrug hingegeben, aber dadurch zugleich unvergessliche Momente geschenkt bekommen.
Das ist ebenso ambivalent wie eine feiernde Gemeinde, die schnell zum Mob mutieren kann. Solche Ambivalenzen lassen sich nie ganz auflösen, und müssen es auch nicht. Sie gehören nicht nur zum Leben dazu, sie machen es aus. Auch wenn manche es gern einfach hätten: da die Bösen, da die Guten. Hier die Moral, dort die Verkommenheit. Feind und Freund, säuberlich geteilt und sich in den Blasen der Realität und den sozialen Medien voneinander separierend.
Dass der Fußball Menschen zusammenbringen kann, sie dabei im Doppelsinn gleich macht, ist ebenso eine Stärke wie eine Schwäche. Dieses Foto überschäumender Begeisterung, aufgenommen von Tomás Francisco Cuesta, kann man genauso als Sozialreportage lesen wie als Hommage an einen Sport, als Würdigung von Freude und Euphorie, als Dokumentation eines besonderen Moments wie als Spektakel des Wegschauens.