Faszination Feistritztalbahn

Bummelt der Zug
jemals wieder durch
die Oststeiermark?

MULTIMEDIA-DOSSIER. 20.000 Gäste könnte die Feistritztalbahn pro Saison anlocken, eine Chance für den Tourismus. Doch die Räder des Bummelzugs laufen seit Jahren nicht mehr rund: Differenzen zwischen den Akteuren, die teure Instandhaltung der Infrastruktur, eine Investorenpleite und zuletzt auch die politische Absage aus Birkfeld sorgten für Sand im Getriebe. Und doch: Viele Freiwillige kämpfen verdienstvoll um den Bummelzug, leisten Tausende Stunden, liefern neue Ideen. Eine Würdigung der historischen Bahn, ihrer Geschichte, ihrer Strecke.

Von Julia Kammerer, Ulla Patz und Jonas Binder

Seit gut einem Jahr ist die Feistritztalbahn nicht mehr durch die Oststeiermark gedingelt. Nach der Entgleisung im Juli 2023 stand der historische Bummelzug gänzlich still, auch die fünf Jahre davor waren keine leichten; dementsprechend wenig wurde gefahren. 

Und dabei dürfte es bleiben, der Bummelzug hat womöglich gänzlich ausgedampft. Ende August 2024 stimmte der Birkfelder Gemeinderat mehrheitlich für einen Ausbau der B 72 zwischen Weiz und Birkfeld – allerdings zulasten des touristischen Betriebs der denkmalgeschützten Bahn, deren Gleise die Bundestraße mehrfach kreuzen. 

Eine Hiobsbotschaft für die Eisenbahnfreunde des Clubs U44, die nach wie vor unter Hochdruck daran arbeiten, die Bahnstrecke auf Vordermann zu bringen. Im August, nach mehr als einem Jahr ohne Betrieb, wollte man eigentlich zumindest zwischen Birkfeld und Koglhof wieder bummeln. Rund 30 aktive Mitglieder des Vereins entfernen dafür Bewuchs von den Gleisen, stellen Geländer wieder her, räumen umgestürzte Bäume nach Unwettern von der Trasse und reparieren entlang des 6,6 Kilometer langen Abschnitts Birkfeld–Koglhof, was zu reparieren ist. 

Schon etliche Versuche und gute Ideen gab es in der jüngeren Vergangenheit, die Feistritztalbahn wieder ins Fahren zu bringen. Letztlich scheiterte man aber nicht nur an der teilweise desolaten Strecke, sondern auch immer wieder daran, dass die Beteiligten nicht miteinander konnten. „Es war nicht möglich, das gemeinsame Anliegen – die Erhaltung des Betriebes der Feistritztalbahn – über die persönlichen Befindlichkeiten zu stellen“, bringt es ein Insider auf den Punkt. Nach wie vor scheint es heute keinen gemeinsamen Willen der Gemeinde Birkfeld, der Region und des Tourismusverbandes Oststeiermark zur Erhaltung der Feistritztalbahn zu geben.

Scrollen Sie weiter und reisen Sie entlang der Bummelzug-Strecke und durch die bewegte Geschichte der Bahn, mit schönen Momenten, Rückschlägen und dem aufopferungsvollen Einsatz einiger Eisenbahnfreunde!

Die Strecke der Feistritztalbahn

Insgesamt 23,9 Kilometer führen die  Gleise der Schmalspurbahn (Spurweite: 760 Millimeter) von der Bezirksstadt Weiz in 462 Metern Seehöhe über Anger bis nach Birkfeld (574 Meter Seehöhe). Weiz war früher auch Ausgangspunkt der touristischen Bummelzugfahrten. Hier sehen Sie den Streckenverlauf im Überblick.

Bahnhof WeizIn Weiz nahm die Bahnreise lange Jahre am südlichen Ende des  Bahnhofs der von der Steiermarkbahn betriebenen Normalspur-Strecke Weiz–Gleisdorf ihren Ausgang.

Neue Ausstiegsstelle?Durch den Bau der 2021 eröffneten Weizer Ortsdurchfahrt wurden die letzten Gleismeter bis zum Bahnhof abgetragen, die Strecke endet nun etwa auf Höhe des Tennisclubs. Geplante neue Ausstiegsstelle ist beim Weizer Krankenhaus bzw. der Franz-Pichler-Straße. Dazu wurden zwei neue Brücken gebaut. Kostenpunkt: fast eine Million Euro.

BüchlNach einer S-Kurve überqueren die Gleise den Fladnitzbach, passieren die  ehemalige Haltestelle in Büchl und queren die Büchlstraße.

Nöstl-ViaduktDie Strecke führt weiter durch einen Wald, anschließend wird über das 59 Meter lange  Nöstl-Viadukt  die Hangstraße überquert.

Haltestelle PeesenIm nahen Peesen wurde 2018 unweit des Gasthauses Hafner – nachdem hier rund 30 Jahre kein Zug hielt – am Bahnweg ein neues  Haltestellen-Häuschen errichtet. Kurz darauf wird das  Peesen-Viadukt  (42 Meter) befahren.

BachlDie Strecke verläuft weiter über das  Baz-Viadukt  (59 Meter) und passiert Bachl ( ehemalige Haltestelle). Das 93 Meter lange  Bachl-Viadukt,  das folgt (Foto), ist das einzige der Strecke, das traditionell aus Bruchsteinen errichtet wurde.

Grub-ViaduktNun wird ein Höhepunkt der Bummelzugfahrt erreicht: Das 276 Meter lange, markante  Grub-Viadukt  neben der B 72-Kurve. Das imposante Bauwerk mit vier großen und neun kleinen Bogenöffnungen kann von der Bundesstraße aus gut bestaunt werden. Zur Bauzeit 1909 bis 1911 erregte es als weltweit höchste und längste aus dem damals neuen Material Stahlbeton errichtete Eisenbahnbrücke Aufmerksamkeit.

Hart-Puch-TunnelDie Bundesstraße wird gequert und die  aufgelassene Haltestelle bei Hart-Puch passiert, bevor die Gleise in den 223 Meter langen  Hart-Puch-Tunnel  unter den Ort abtauchen und so aus dem Tal des Weizbaches in das Feistritztal wechseln.

Feistritz-ViaduktDie Feistritz wird nun auch, via  Feistritz-Viadukt,  überquert. Einen imposanten Blick von unten auf das 133 Meter lange Bauwerk erhascht, wer auf der L 409 durch die Feistritzklamm fährt.

Bahnhof OberfeistritzUnweit davon in Oberfeistritz wurde früher Talk vom Rabenwald verladen, der per Materialseilbahn zum Mahlwerk ins Tal transportiert wird. Das Werk hatte eine Anbindung an den  Bahnhof. Der Güterverkehr wurde Ende 2014 allerdings von den Steiermärkischen Landesbahnen eingestellt.

Bahnhof AngerDer erste planmäßige Halt der Touristik-Fahrt in  Anger dient den Dampfloks dazu, ihre Wasservorräte aufzufüllen.

RoseggDas Tal wird nun enger, Zugstrecke und Bundesstraße nutzen zwischen Feistritz und (Fels-)Hängen den wenigen Platz und kreuzen sich dabei mehrfach. Die Zugstrecke passiert die ehemalige  Haltestelle Rosegg.

Haltestelle KoglhofDie Gleise führen weiter durch den  Tunnel Frondsberg  (93 Meter) und vorbei am gleichnamigen Schloss bis zur  Haltestelle Koglhof, wo man die Sommerrodelbahn besuchen kann.

Kirchleiten-TunnelAnschließend tuckert man weiter durch das Tal und passiert den 106 Meter langen  Kirchleiten-Tunnel,  den letzten der drei Feistritzalbahn-Tunnel.

Letzte ViadukteDas  Hollersbach-Viadukt  (78 Meter) wird befahren. Auch dieses war eigentlich gänzlich aus Bruchsteinen gebaut. Nach Unwetterschäden wurde jedoch der Mittelteil durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Anschließend folgt noch das 90 Meter lange  Birkfelder Viadukt  (Foto), das sich über die Feistritz spannt.

Bahnhof BirkfeldAnschließend fährt der Zug in den  Birkfelder Bahnhof ein. Er ist heute der Endpunkt der Strecke. Hier findet man auch Lokschuppen und Werkstätten der Feistritztalbahn.

Teilstrecke Birkfeld–RattenDoch nicht immer endete die Fahrt in Birkfeld. Von 1930 bis 1981 führte die  Strecke weiter bis nach Ratten. Angedacht war auch der Weiterbau der Strecke bis Rettenegg, was jedoch nicht erfolgte. In Rettenegg gab es anno dazumal ebenfalls eine Schmalspurbahn, die vom Ortsteil Feistritzwald bis Steinhaus am Semmering reichte.

RadwegDas ehemalige Teilstück Birkfeld–Ratten dient heute als Radweg, nachdem mit der Einstellung des Verkehrs die Gleise abgebaut worden waren. Dieser verläuft in Birkfeld auch auf einem Viadukt der alten Bahnstrecke über den Waisenbach. Haltestellen entlang der Strecke waren früher Waisenegg, Strallegg, Fischbach, Falkenstein und St. Kathrein/H.
Scrollen Sie weiter, um mehr über die Geschichte der Feistritztalbahn zu erfahren!

Insgesamt 23,9 Kilometer führen die  Gleise der Schmalspurbahn (Spurweite: 760 Millimeter) von der Bezirksstadt Weiz in 462 Metern Seehöhe über Anger bis nach Birkfeld (574 Meter Seehöhe). Weiz war früher auch Ausgangspunkt der touristischen Bummelzugfahrten. Hier sehen Sie den Streckenverlauf im Überblick.

Bahnhof WeizIn Weiz nahm die Bahnreise lange Jahre am südlichen Ende des  Bahnhofs der von der Steiermarkbahn betriebenen Normalspur-Strecke Weiz–Gleisdorf ihren Ausgang.

Neue Ausstiegsstelle?Durch den Bau der 2021 eröffneten Weizer Ortsdurchfahrt wurden die letzten Gleismeter bis zum Bahnhof abgetragen, die Strecke endet nun etwa auf Höhe des Tennisclubs. Geplante neue Ausstiegsstelle ist beim Weizer Krankenhaus bzw. der Franz-Pichler-Straße. Dazu wurden zwei neue Brücken gebaut. Kostenpunkt: fast eine Million Euro.

BüchlNach einer S-Kurve überqueren die Gleise den Fladnitzbach, passieren die  ehemalige Haltestelle in Büchl und queren die Büchlstraße.

Nöstl-ViaduktDie Strecke führt weiter durch einen Wald, anschließend wird über das 59 Meter lange  Nöstl-Viadukt  die Hangstraße überquert.

Haltestelle PeesenIm nahen Peesen wurde 2018 unweit des Gasthauses Hafner – nachdem hier rund 30 Jahre kein Zug hielt – am Bahnweg ein neues  Haltestellen-Häuschen errichtet. Kurz darauf wird das  Peesen-Viadukt  (42 Meter) befahren.

BachlDie Strecke verläuft weiter über das  Baz-Viadukt  (59 Meter) und passiert Bachl ( ehemalige Haltestelle). Das 93 Meter lange  Bachl-Viadukt,  das folgt (Foto), ist das einzige der Strecke, das traditionell aus Bruchsteinen errichtet wurde.

Grub-ViaduktNun wird ein Höhepunkt der Bummelzugfahrt erreicht: Das 276 Meter lange, markante  Grub-Viadukt  neben der B 72-Kurve. Das imposante Bauwerk mit vier großen und neun kleinen Bogenöffnungen kann von der Bundesstraße aus gut bestaunt werden. Zur Bauzeit 1909 bis 1911 erregte es als weltweit höchste und längste aus dem damals neuen Material Stahlbeton errichtete Eisenbahnbrücke Aufmerksamkeit.

Hart-Puch-TunnelDie Bundesstraße wird gequert und die  aufgelassene Haltestelle bei Hart-Puch passiert, bevor die Gleise in den 223 Meter langen  Hart-Puch-Tunnel  unter den Ort abtauchen und so aus dem Tal des Weizbaches in das Feistritztal wechseln.

Feistritz-ViaduktDie Feistritz wird nun auch, via  Feistritz-Viadukt,  überquert. Einen imposanten Blick von unten auf das 133 Meter lange Bauwerk erhascht, wer auf der L 409 durch die Feistritzklamm fährt.

Bahnhof OberfeistritzUnweit davon in Oberfeistritz wurde früher Talk vom Rabenwald verladen, der per Materialseilbahn zum Mahlwerk ins Tal transportiert wird. Das Werk hatte eine Anbindung an den  Bahnhof. Der Güterverkehr wurde Ende 2014 allerdings von den Steiermärkischen Landesbahnen eingestellt.

Bahnhof AngerDer erste planmäßige Halt der Touristik-Fahrt in  Anger dient den Dampfloks dazu, ihre Wasservorräte aufzufüllen.

RoseggDas Tal wird nun enger, Zugstrecke und Bundesstraße nutzen zwischen Feistritz und (Fels-)Hängen den wenigen Platz und kreuzen sich dabei mehrfach. Die Zugstrecke passiert die ehemalige  Haltestelle Rosegg.

Haltestelle KoglhofDie Gleise führen weiter durch den  Tunnel Frondsberg  (93 Meter) und vorbei am gleichnamigen Schloss bis zur  Haltestelle Koglhof, wo man die Sommerrodelbahn besuchen kann.

Kirchleiten-TunnelAnschließend tuckert man weiter durch das Tal und passiert den 106 Meter langen  Kirchleiten-Tunnel,  den letzten der drei Feistritzalbahn-Tunnel.

Letzte ViadukteDas  Hollersbach-Viadukt  (78 Meter) wird befahren. Auch dieses war eigentlich gänzlich aus Bruchsteinen gebaut. Nach Unwetterschäden wurde jedoch der Mittelteil durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Anschließend folgt noch das 90 Meter lange  Birkfelder Viadukt  (Foto), das sich über die Feistritz spannt.

Bahnhof BirkfeldAnschließend fährt der Zug in den  Birkfelder Bahnhof ein. Er ist heute der Endpunkt der Strecke. Hier findet man auch Lokschuppen und Werkstätten der Feistritztalbahn.

Teilstrecke Birkfeld–RattenDoch nicht immer endete die Fahrt in Birkfeld. Von 1930 bis 1981 führte die  Strecke weiter bis nach Ratten. Angedacht war auch der Weiterbau der Strecke bis Rettenegg, was jedoch nicht erfolgte. In Rettenegg gab es anno dazumal ebenfalls eine Schmalspurbahn, die vom Ortsteil Feistritzwald bis Steinhaus am Semmering reichte.

RadwegDas ehemalige Teilstück Birkfeld–Ratten dient heute als Radweg, nachdem mit der Einstellung des Verkehrs die Gleise abgebaut worden waren. Dieser führt in Birkfeld auch über das Weißenbach-Viadukt der alten Bahnstrecke. Haltestellen entlang der Strecke waren früher Waisenegg, Strallegg, Fischbach, Falkenstein und St. Kathrein/H.
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Die bewegte Geschichte der Feistritztalbahn

Christian Faul, langjähriger Weizer Vizebürgermeister (SPÖ) und Nationalrat, war ab den 1980er-Jahren aktiv am Betrieb der Feistritztalbahn beteiligt. Neben Karl Schellauf (Club U44, er führte die Fahrten durch) und Sepp Pangerl (er reparierte und führte die Maschinen) war auch er Geschäftsführer der Feistritztalbahn Betriebsgesm.b.H. und kümmerte sich um Rechtliches sowie Politisches.

Faul erzählt: „Als 1981 die Gleise zwischen Birkfeld und Ratten abgebaut worden sind, hat der Josef Rosel aus Birkfeld unbedingt verhindern wollen, dass der Abbau weitergeht. Er hat als Geschäftsmann einerseits von einem Nachkriegsgesetz zur frachtfreien Zustellung per Bahn profitiert, andererseits aber auch ein Herz für die Feistritztalbahn gehabt. Auch der Weizer Unternehmer Josef Moosbauer war ein starker Unterstützer dieser Bahn und beide haben je 100.000 Schilling in die GmbH gesteckt. Zudem hat jede Anrainer-Gemeinde pro Einwohner je einen ,Feistritztalbahn-Schilling‘ beigesteuert.“

20.000

Sommerfahrgäste hatte die Feistritztalbahn im Schnitt pro Saison in den Jahren vor der Coronapandemie. „Potenzial ist also reichlich vorhanden“, heißt es vom Club U44.

Dazu kamen aus Birkfeld und Umgebung auch begeisterte Unterstützer, in Birkfeld etwa der spätere Bürgermeister Franz Derler (ÖVP). Geld kam immer wieder über Förderungen oder Spenden herein. Über ein EU-Projekt zur Landesausstellung Energie in Weiz und Gleisdorf im Jahr 2001 konnte man so viel Geld lukrieren, dass drei Loks repariert werden konnten.

2011, als die Feistritztalbahn ihr 100-Jahr-Jubiläum feierte, kam noch ein Schwung Landesförderungen ins Haus. Doch es wurde immer schwieriger, und auch der Zusammenhalt zwischen den Beteiligten begann zu bröckeln.

Scrollen Sie weiter, um die mehr als 110-jährige bewegte Geschichte der Bahn im Detail zu lesen!

1889

Die 15 Kilometer lange, eingleisige, mit 1435 Millimetern normalspurige Bahnstrecke zwischen Weiz und Gleisdorf (Foto) wird eröffnet und bindet Weiz an die bestehende ungarische Westbahnstrecke (heute Steirische Ostbahn) zwischen Raab (Győr) und Graz an.

bis 1905

Diverse Überlegungen werden gewälzt, auch die nördliche Oststeiermark über Weiz an das Bahnnetz anzuschließen. Der Weizer Bürgermeister Josef Mosdorfer setzt sich etwa dafür ein. Konkreter überlegt wird eine Verlängerung der Normalspurstrecke über Anger nach Pöllau; auch eine Strecke von Anger nach Birkfeld ist Thema. Doch das Projekt wird angesichts des anspruchsvollen Geländes als zu teuer und zu aufwendig verworfen.

1907–1909

Unter bereits früher gewälzten Plänen ist auch eine Schmalspurbahn, die nun wieder – da kostengünstiger – auf das Tapet kommt. Die Strecke soll über Birkfeld und Ratten bis nach Rettenegg führen. Starten will man mit dem Abschnitt zwischen Weiz und Birkfeld, ein Bauansuchen ergeht im November 1907 an das Eisenbahnministerium. Am 15. Juli 1909 erfolgt die Bauerlaubnis für eine 760-Millimeter-Schmalspurbahn. Für den Bau wird die Lokalbahn Weiz–Birkfeld AG gegründet, die Arbeiten starten umgehend.

1910

Das Eisenbahnministerium erteilt der Gesellschaft die Konzession für den Betrieb und sagt einen Baukostenzuschuss über 600.000 Kronen zu – etwa 4,34 Mio. Euro nach heutiger Kaufkraft (2023). Doch das Geld wird nie ausbezahlt, die Strecke wird ohne staatliche Zuschüsse in nur 27 Monaten errichtet.

1911

Die rund 24 Kilometer lange Strecke zwischen Weiz und Birkfeld ist fertig und wird am 14. Dezember 1911 eröffnet. Zu den Feierlichkeiten kommt auch Edmund Graf von Attems, Landeshauptmann im Herzogtum Steiermark. Am nächsten Tag startet der Fahrbetrieb mit drei Lokomotiven des Herstellers Krauss/Linz (Baureihe U), den die k.k. Staatsbahnen besorgen (später dann Steiermärkisches Landeseisenbahnamt bzw. Steiermärkische Landesbahnen). Verglichen mit der Postkutsche (rund vier Stunden) hat sich die Fahrzeit nun auf weniger als die Hälfte verringert. Schon damals berichtet die Kleine Zeitung über die Bahn.

1915–1918

Im Ersten Weltkrieg wird versucht, die Strecke von Weiz nach Rettenegg weiterzubauen, um Holz abzutransportieren. Es stammt aus den dortigen Niederlassungen italienischer holzverarbeitender Betriebe, die angesichts des Krieges unter militärische Verwaltung gestellt sind. Während ab 1917 Holztransporte Richtung Wien – wie dieses undatierte Bild zeigt – von Rettenegg über die Feistritzwaldbahn bis Steinhaus durchgeführt werden können, gelingt dies Richtung Süden nicht: Die Bauarbeiten an der Feistritztalbahn, bei denen Kriegsgefangene zum Einsatz kommen, können bis Kriegsende 1918 nicht abgeschlossen werden.

1920

Die halbfertige Strecke wird von der Feistritztaler Bergbau- und Industrie-AG erworben, die die Braunkohlevorkommen in Ratten und St. Kathrein/Hauenstein erschließen möchte. Der Fertigbau bis Ratten wird rasch, wenn auch schlampig, durchgeführt. Das acht Kilometer lange Verbindungsstück nach Rettenegg (zur Feistritzwaldbahn) wird jedoch nicht gebaut.

1922

Das Verkehrsministerium lehnt den Antrag auf Betriebsbewilligung angesichts des desolaten Streckenzustandes ab. Der Güterverkehr wird dennoch – illegal – aufgenommen, zudem werden die Bergleute über die Strecke zu ihren Gruben transportiert.

1930er-Jahre

Der desolate Abschnitt Birkfeld–Ratten geht nun an die Lokalbahn Weiz–Birkfeld AG über, die diesen saniert und so eine durchgängig ab Weiz befahrbare Strecke (auch für den Personenverkehr) ermöglicht. Die feierliche Eröffnung der nun 42 Kilometer langen Gesamtstrecke erfolgt am 29. Mai 1930, zu der sogar Bundespräsident Wilhelm Miklas kommt.

1942

Die private Bahn geht in den Besitz des Landes Steiermark über, bis Mai 1945 ist sie „Gaueisenbahn“. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst hohe Passagierzahlen.

1950er-Jahre

Der zunehmende Individualverkehr sowie die 1953 eingerichtete Postbuslinie parallel zur Bahnstrecke auf der B 72 setzen der Feistritztalbahn als Personentransportmittel zu. Umbrüche gibt es auch im Güterverkehr: So wird 1958 der Betrieb der Feistritzwaldbahn zwischen Rettenegg und Steinhaus eingestellt; 1960 schließt die Kohlegrube in Ratten. Das Foto zeigt die dortige Kohleverladeanlage.

1962

Nach einem Unwetter fährt ein Personenzug am 17. August 1962 auf eine Mure auf und entgleist. Dampflok und Waggons stürzen über eine Böschung. Es gibt einige teils schwer Verletzte, aber keine Todesopfer.

1964–1967

Die Steiermärkischen Landesbahnen schaffen von 1964 bis 1967 sechs Schmalspur-Diesellokomotiven an. Zwei davon kommen nach Weiz, um die Dampfloks der Feistritztalbahn zu ersetzen.

1971–1973

Die Dampflokomotiven kommen wieder zum Einsatz: Aus touristischen Überlegungen wird ein Nostalgiebetrieb eingerichtet. Die sogenannten „Bummelzüge“ samt Schankwagen und musikalischer Begleitung verkehren regelmäßig zwischen Weiz und Birkfeld oder fahren sogar bis nach Ratten. Ehrenamtlich tätige Eisenbahnfans organisieren diese Zugfahrten. Sie gründen 1973 den „Club U44 - Freunde der Feistritztalbahn“. Im selben Jahr verkehrt am 2. Juni auch der letzte planmäßige Personenzug zwischen Weiz und Birkfeld. Zwischen Birkfeld und Ratten wird schon seit 1971 nicht mehr gefahren.

1975

Angesichts des auch rückläufigen Güterverkehrs ist die Zukunft der Feistritztalbahn ungewiss. Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) sichert 1975 auf Wahlkampftour in Birkfeld den Fortbestand der Strecke zu.

1981

Auch der Güterverkehr zwischen Birkfeld und Ratten wird – im Jahr 1981 – eingestellt. Die Gleise werden abgebaut und auf dem Bahndamm entsteht stattdessen ein Radweg (R8). Gütertransporte werden zunächst noch zwischen Weiz und Anger, später nur noch zwischen Weiz und Oberfeistritz (Talkumwerk) durchgeführt.

1994

Die „Feistritztalbahn Betriebsges.m.b.H.“ wird gegründet, an der neben dem Verein Club U44 auch mehrere Gemeinden, Tourismusverbände und Unternehmen aus der Region beteiligt sind. Sie übernimmt den Bummelzugbetrieb. Hilfe kommt auch vom Bund. Der damalige Bundeskanzler Viktor Klima (SPÖ) hat eine besondere Beziehung zur Oststeiermark, ist er doch in seiner Jugend immer wieder nach Fischbach auf Urlaub gefahren, und unterstützt die Feistritztalbahn dabei, eine Betriebsgenehmigung nach dem Veranstaltungsgesetz zu bekommen.

2008

Tragischer Unfall: Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Feistritztalbahn stolpert bei Reparaturarbeiten an einem Waggon am Weizer Bahnhof, stürzt auf das Nebengleis und wird von einem einfahrenden Zug überrollt.

2011

Zum 100-Jahr-Jubiläum der Feistritztalbahn wird eine Jubiläumsfahrt ab Graz organisiert. Mit einer Normalspur-Dampflokomotive geht es von Graz über Gleisdorf nach Weiz; anschließend mit zwei Schmalspur-Loks von Weiz nach Birkfeld. Unter den Fahrgästen ist mit Franz Voves (SPÖ) und Hermann Schützenhöfer (ÖVP) auch die steirische Landesspitze. Christian Faul erinnert sich schmunzelnd: „Wir sind davor an der Strecke von Haus zu Haus gefahren und haben die Bewohner gebeten, dem Zug zu winken, wenn er vorbeifährt. Viele haben das wirklich gemacht und Voves und Schützenhöfer haben uns gefragt, ob das immer so sei. Natürlich haben wir ja gesagt.“ Jedenfalls habe dies einiges an Förderungen gesichert, so Faul. Die Feistritztalbahn wird zudem unter Denkmalschutz gestellt.

2015

Aufgrund von Schäden sperren die Steiermärkischen Landesbahnen als Eigentümer den Streckenabschnitt zwischen Weiz und Oberfeistritz. Konkret geht es um die Folgen von Wassereintritt im Hart-Puch-Tunnel sowie um alte, zwei Jahre zuvor nur provisorisch behobene Baufälligkeiten am Bachl-Viadukt (Foto). Der Bummelzug verkehrt deshalb nur zwischen Weiz und Anger. „2014 haben wir zwar noch 15.000 bis 20.000 Beförderungen machen können, aber wir haben immer aus dem letzten Loch gepfiffen“, umreißt Faul die finanzielle Lage. Bis Ende 2014 haben zudem die Landesbahnen noch zwischen Oberfeistritz und Weiz Talkumtransporte durchgeführt.

2016

Die Steiermärkischen Landesbahnen verkaufen die Bahnstrecke an die Feistritztalbahn Betriebsgesm.b.H. Bedingung: Die Strecke muss erhalten bleiben, mindestens 50 Zugpaare von Weiz nach Birkfeld müssen geführt werden und es dürfen keine Grundstücke verkauft werden. Das Bachl-Viadukt wird saniert, der Zug fährt nun wieder entlang der gesamten Strecke von Weiz bis Birkfeld.

2018

Mit Beginn der Arbeiten an der Weizer Ortsdurchfahrt wird die Endstation am Weizer Bahnhof abgetragen, es wird deshalb nur noch bis Anger gefahren. 2018 kollidiert zudem nahe des Sportplatzes Krottendorf ein Pkw auf einem Bahnübergang mit einem Zug der Feistritztalbahn, der etwa 15 km/h schnell unterwegs ist. Der 74-jährige Pkw-Lenker wird schwer verletzt und verstirbt im Krankenhaus.

2019

Die Platzer Industrie Holding steigt in die Betriebsgesellschaft mit 76 Prozent der Anteile und hochtrabenden Plänen ein: Die Strecke soll neben dem Tourismus für Probefahrten (autonomes und batteriebetriebenes Fahren) und die Forschung genutzt werden, sogar von einem Linienbetrieb ist die Rede. Platzer kündigt zudem an, drei bis fünf Millionen Euro in die Strecke zu investieren.

2021

Zwischen dem Club U44 und der Gemeinde Birkfeld einerseits und Mehrheitseigentümer Platzer andererseits herrscht Funkstille. Auch die Bahn steht still. Und dann ist Mehrheitseigentümer Platzer insolvent. Außerdem gibt es eklatante Schäden an der Strecke, etwa eine Rutschung beim Hollersbach-Viadukt (Foto).

2022

Der Birkfelder Gemeinderat Walter Hausleitner (ÖVP) erstellt mit Eisenbahn-Techniker Willibald Maier ein Zukunftskonzept für die Feistritztalbahn. Demnach sollen die Dampfkessel statt mit Kohle nachhaltiger mit Holz befeuert und später sogar der öffentliche Verkehr reaktiviert werden. Indes verfassen die Bürgermeister entlang der Trasse ein Schreiben an Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ), wonach sie es „begrüßen [würden], wenn das Land Steiermark die Strecke der Feistritztalbahn in einen Radweg umbaut“. Denn zwischen Birkfeld und Koglhof hat der Feistritztalradweg R8 (von Ratten bis Fürstenfeld) eine Lücke. Positiv: Ab August fährt die Bahn endlich wieder, wenn auch nur bis Koglhof. Im November folgen aber, erstmals seit den Bauarbeiten zur Weizer Ortsdurchfahrt, zwei Sonderfahrten von Anger bis nach Weiz.

2023

Nach Hunderten oder eher Tausenden geleisteten Stunden der freiwilligen Helfer wird der Zug am 24. Juni 2023 wieder zwischen Birkfeld und Weiz geführt. Doch die Freude währt kurz: Schon am 2. Juli entgleisen zwei Waggons mit Ausflugsgästen in einem Waldstück zwischen Anger und Rosegg. Ein nicht öffentlicher Bahnübergang eines Forstwegs ist offenbar wegen Niederschlags versandet bzw. verschlammt. Verletzt wird nach ersten Meldungen niemand. Der Zug steht nun abermals still.

2024

Seit der Entgleisung schuften die Ehrenamtlichen für die Instandsetzung der Strecke – mehrere hundert marode Holzschwellen werden erneuert, Bäume und Sträucher weggeschnitten, Unwetterschäden beseitigt – und hoffen auf einen Saisonstart. Dieser verzögert sich, erst auf Mai, dann Juni. In diesem Monat formiert sich auch der Vorstand des Club U44 neu. Im August sollte der Fahrbetrieb nun aber endlich aufgenommen werden. Doch dann folgt der Beschluss der Gemeinde Birkfeld, dem Ausbau der Bundesstraße B 72 den Vorrang zu geben, was aber zugleich das Ende des Bummelzugbetriebs besiegeln dürfte. Scrollen Sie weiter, um mehr über die Verantwortlichen hinter der Bahn und den Fuhrpark zu lesen und zu erfahren, wie es nun weitergehen könnte!

Eigentümer und Fuhrpark der Feistritztalbahn

Die Bahnstrecke und Bauwerke der Feistritztalbahn (mit Ausnahme des Bahnhofs Weiz) stehen im Eigentum der Feistritztalbahn Betriebsgesm.b.H., die dementsprechend auch für die Verwaltung, Erhaltung und Instandsetzung der Strecke und ihrer Bauten sowie den Betrieb der Züge verantwortlich ist. Gesellschafter der GmbH wiederum sind nach dem Platzer-Intermezzo nun (Stand Juli 2024) der Club U44 (82 Prozent), die Marktgemeinde Birkfeld (11 Prozent) sowie der „Verein zur Erhaltung der Feistritztalbahn“ (7 Prozent).

Erst im Juni dieses Jahres wurde im Club U44 ein neuer Vorstand gewählt. Daniel Maier übernahm das Zepter, Reinhard Zeller unterstützt ihn als Stellvertreter. Die neue Vereinsspitze tritt an, dem sprichwörtlich verfahrenen Karren eine klare Richtung zu geben. Maier wohnt in Baierdorf bei Anger und stammt somit aus der Region. Er ist erst seit dem Vorjahr Vereinsmitglied, versucht sich gerade einzufinden und die Geschichte rund um die Bahn und ihre Unterstützer zu verstehen.

Neo-Obmann Daniel Maier aus Baierdorf bei Anger

Neo-Obmann Daniel Maier aus Baierdorf bei Anger

Die Nachfrage ist da. Leute kommen ständig zum Bahnhof nach Birkfeld und erkundigen sich.

163 Mitglieder zählt der Club U44 im Sommer 2024. „Auch aus Deutschland“, wie Maier betont. Anfragen, wann die Feistritztalbahn denn endlich wieder fahre, bekomme der auch aus der Schweiz oder England. „Die Nachfrage ist da. Leute kommen ständig zum Bahnhof nach Birkfeld und erkundigen sich“, erzählt Maier, der die Bahn schon seit seiner Kindheit kennt.

1000

Kilogramm Kohle, also eine Tonne, werden bei einer Fahrt über die Gesamtstrecke der Feistritztalbahn verbraucht.

Lokomotiven und Waggons

Die Feistritztalbahn ist aktuell im Besitz von fünf Dampfloks (Bezeichnungen U7, U8, U44, Kh. 101 sowie 83-180) in unterschiedlichen Erhaltungszuständen. Die drei U-Loks des Herstellers Krauss & Comp. Linz sind Teil der Baureihe U der k.k. Staatsbahnen, die zur meistgebauten Schmalspurdampflokreihe in Europa gehört. Für die Baureihe U ist eine Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h bei einer ungefähren Leistung von rund 210 bis 230 PS und einem Dienstgewicht (inklusive Kohle und Wasser) von rund 24 Tonnen angegeben.

Dampflok U8

Die Dampflok U8 „Teufenbach“ (Lokomotivfabrik Krauss & Comp. Linz) war ab 1894 für die Steiermärkische Landesbahnen im Einsatz, kam 1943 ins Feistritztal und befuhr auch bereits die Gleise der Murtalbahn und der Stainzer Bahn („Flascherlzug“). Die Lok fährt mit dem Kessel der U44 und ist derzeit betriebsfähig und war auch bei Fahrten 2022 (Foto) und 2023 im Einsatz.

Dampflok Kh.101

1926 als Teil der Kh-Reihe ebenfalls bei Krauss/Linz gebaut, dampfte die Kh.101 zunächst bei der Murtalbahn, dann unter anderem bei der Thörlerbahn, bevor sie schließlich in 1980 in Weiz landete und über lange Jahre die einzige betriebsfähige Dampflok der Feistritztalbahn war, hier auf einem Foto aus dem Jahr 1992. Zuletzt war sie nicht betriebsbereit. Die Reihe Kh hat ein Dienstgewicht von etwa 33 Tonnen und eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h bei einer Leistung von etwa 300 bis 350 PS.

Dampflok 83-180

1949 von der jugoslawischen Maschinenfabrik Đuro Đaković gebaut, war die Dampflok 83-180 zuletzt im bosnischen Kohlenbergwerk Banovići im Einsatz, bevor sie im Jahr 2001 in die Oststeiermark geholt wurde. Sie war neben der Kh.101 im Bummelzugverkehr im Einsatz, ist aber schon länger nicht mehr betriebsbereit. Die Lok stammt aus der Baureihe IVa5. Das Dienstgewicht der Reihe inklusive Tender liegt bei etwa 52 Tonnen, mit einer Leistung von circa 510 bis 560 PS schafft sie höchsten 35 km/h.

Dampflok U44

Die 1922 ebenfalls von Krauss/Linz gebaute U44 ist namensgebend für den Club U44 und war die letzte Dampflok der U-Reihe. In Weiz fuhr sie ab 1943 zwei Jahre lang, anschließend bis 1964 bei der Thörlerbahn. Danach war sie bis 1992 wieder auf der Feistritztalbahn im Einsatz, wie hier 1989 in Anger zu sehen. Danach wurde ihr Kessel für die U8 verwendet, das Fahrgestell steht in Birkfeld.

Dampflok U7

Die Dampflok U7 (Krauss/Linz), hier auf einem historischen Foto, verrichtete zunächst ab 1899 bei der Murtalbahn ihren Dienst, kam nach Zwischenstationen 1947 zur Feistritztalbahn, wo sie bis 1967 in Betrieb war. Dann stand sie als Denkmal am Bahnhof Thörl, gelangte 2000 aber wieder in Besitz der Feistritztalbahn. Die Lok ist in ihre Einzelteile zerlegt und wartet auf die Aufbereitung bzw. den Wiederaufbau.

Dampflok U8

Die Dampflok U8 „Teufenbach“ (Lokomotivfabrik Krauss & Comp. Linz) war ab 1894 für die Steiermärkische Landesbahnen im Einsatz, kam 1943 ins Feistritztal und befuhr auch bereits die Gleise der Murtalbahn und der Stainzer Bahn („Flascherlzug“). Die Lok fährt mit dem Kessel der U44 und ist derzeit betriebsfähig und war auch bei Fahrten 2022 (Foto) und 2023 im Einsatz.

Dampflok Kh.101

1926 als Teil der Kh-Reihe ebenfalls bei Krauss/Linz gebaut, dampfte die Kh.101 zunächst bei der Murtalbahn, dann unter anderem bei der Thörlerbahn, bevor sie schließlich in 1980 in Weiz landete und über lange Jahre die einzige betriebsfähige Dampflok der Feistritztalbahn war, hier auf einem Foto aus dem Jahr 1992. Zuletzt war sie nicht betriebsbereit. Die Reihe Kh hat ein Dienstgewicht von etwa 33 Tonnen und eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h bei einer Leistung von etwa 300 bis 350 PS.

Dampflok 83-180

1949 von der jugoslawischen Maschinenfabrik Đuro Đaković gebaut, war die Dampflok 83-180 zuletzt im bosnischen Kohlenbergwerk Banovići im Einsatz, bevor sie im Jahr 2001 in die Oststeiermark geholt wurde. Sie war neben der Kh.101 im Bummelzugverkehr im Einsatz, ist aber schon länger nicht mehr betriebsbereit. Die Lok stammt aus der Baureihe IVa5. Das Dienstgewicht der Reihe inklusive Tender liegt bei etwa 52 Tonnen, mit einer Leistung von circa 510 bis 560 PS schafft sie höchsten 35 km/h.

Dampflok U44

Die 1922 ebenfalls von Krauss/Linz gebaute U44 ist namensgebend für den Club U44 und war die letzte Dampflok der U-Reihe. In Weiz fuhr sie ab 1943 zwei Jahre lang, anschließend bis 1964 bei der Thörlerbahn. Danach war sie bis 1992 wieder auf der Feistritztalbahn im Einsatz, wie hier 1989 in Anger zu sehen. Danach wurde ihr Kessel für die U8 verwendet, das Fahrgestell steht in Birkfeld.

Dampflok U7

Die Dampflok U7 (Krauss/Linz), hier auf einem historischen Foto, verrichtete zunächst ab 1899 bei der Murtalbahn ihren Dienst, kam nach Zwischenstationen 1947 zur Feistritztalbahn, wo sie bis 1967 in Betrieb war. Dann stand sie als Denkmal am Bahnhof Thörl, gelangte 2000 aber wieder in Besitz der Feistritztalbahn. Die Lok ist in ihre Einzelteile zerlegt und wartet auf die Aufbereitung bzw. den Wiederaufbau.

Neben den fünf Dampflokomotiven besitzt die Feistritztalbahn noch vier Dieselloks (VL12, VL16, JW200 sowie Jung) und die Draisine X616.912. Die Loks JW200 und Jung sowie die Draisine werden für Verschub und Wartungsarbeiten auf der Strecke eingesetzt.

Die beiden VL-Loks der für die Steiermärkische Landesbahnen ab 1965 von ÖAMG Zeltweg und Brown-Boveri gebauten VL-Reihe leisten bei einem Gewicht von 31 Tonnen 530 PS und sind damit höchstens 50 km/h schnell. Einsatzgebiete sind der Gütertransport (früher) sowie der Bummelzugverkehr als Backup für die Dampflokomotiven, etwa bei technischen Problemen oder Waldbrandgefahr.

Die Diesellok VL12

Die Diesellok VL12

Die Feistritztalbahn verfügt natürlich auch über diverse Waggons, die zweiachsigen Personenwagen stammen zum Teil sogar noch aus den Anfangsjahren des regulären Bahnbetriebes. Sie haben jeweils über 32 Sitzplätze, zudem besitzt die Bahn auch vierachsige Personenwagen.

Wie es mit der Bahn weitergehen soll

Das erklärte Ziel des Clubs U44 war ja, wie Obmann Daniel Maier noch im Juli verkündete, 2024 – vielleicht schon im August – den Bummelzugbetrieb zumindest zwischen Birkfeld und Koglhof wieder aufzunehmen. Und man dachte sogar weiter in die Zukunft, an die Ausdehnung der Fahrten bis Rosegg, auch nach Weiz zu tuckern war ein Wunsch. Dort gibt es aber bekanntlich ohnehin keine Bahnhofsinfrastruktur mehr. 

Der Club konzipierte außerdem eine ausgefallene Spendenaktion: Streckenbausteine (Spende ab 150 Euro), ausgestattet mit einem originalen Schienennagel der Strecke, zur Unterstützung des Betriebs. Die Bausteine wären auf 2390 Stück (angelehnt an die 23,9 Kilometer lange Gesamtstrecke von Weiz bis Birkfeld) limitiert. 

Bausteinaktion: 2390 Schienennägel für den Erhalt der Bahnstrecke

Bausteinaktion: 2390 Schienennägel für den Erhalt der Bahnstrecke

Doch angesichts des Birkfelder Gemeinderatsbeschlusses für den Bundesstraßenausbau – und gegen den touristischen Betrieb der Feistritztalbahn – scheint das vergebene Liebesmüh gewesen zu sein. Zumal analoge Beschlüsse in Anger und Thannhausen folgen könnten. Anstelle der Gleise könnte aber ein Radweg errichtet werden. So wie es damals auch zwischen Birkfeld und Ratten gemacht wurde. 

Es ist tragisch, dass ÖVP und SPÖ auf Landesebene den Wert dieses Juwels und die wirtschaftlichen Chancen nicht erkennen.
Lambert Schönleitner, Grüne

Für die FPÖ ist klar, die ÖVP leite gerade das Ende der Bahn ein. „Unserer Auffassung nach ist die getroffene Entscheidung ein unüberlegter Schnellschuss, der in der Region auf größten Widerstand stoßen wird“, sagt Birkfelds FPÖ-Vizebürgermeister und Landtagsabgeordneter Patrick Derler, der die Thematik – abermals – in den Landtag tragen will. Kämpferisch geben sich auch die Landesgrünen: „Es ist tragisch, dass ÖVP und SPÖ auf Landesebene den Wert dieses Juwels und die wirtschaftlichen Chancen nicht erkennen. Ich bin überzeugt, dass dies nicht das letzte Wort ist“, sagt der grüne Tourismus- und Regionensprecher Lambert Schönleitner. 

Ich bitte, dass das Wohl der Menschen vor der Nostalgie Vorrang hat.
Vinzenz Harrer, Wirtschaftskammer

Birkfelds Bürgermeister Oliver Felber (ÖVP) stellt hingegen klar: Der Ausbau der B 72 habe höchste Priorität.Das sieht auch die Wirtschaftskammer so, die gemeinsam mit der Gemeinde den Straßenausbau vorantreiben will: „Ich bitte, dass das Wohl der Menschen vor der Nostalgie Vorrang hat“, sagt der Weizer WKO-Regionalstellenobmann Vinzenz Harrer. 

Mehrfach kreuzt die Feistritztalbahn auf dem Weg nach Anger die B 72

Mehrfach kreuzt die Feistritztalbahn auf dem Weg nach Anger die B 72

Die Eisenbahnfreunde wollen sich dennoch nicht geschlagen geben. Schönleitner fordert ein Gipfeltreffen: „Alle Vertreter sollen gemeinsam überlegen, wie man eine gute Lösung findet, die die Bahnlinie absichert.“ Dem ist auch der Club U44 nicht abgeneigt. „Es gehören alle betroffenen Parteien an einen Tisch“, sagt Obmann Maier. Für ihn ist klar: „Unser Ziel ist die friedliche Koexistenz von Bahn, Radweg und Straße.“ 

Neben dem historischen Wert unterstreicht Maier auch die Bedeutung für den Tourismus, würden doch gepflegte und in Betrieb gehaltene Schmalspur- und Feldbahnen Gäste anziehen und so Einnahmen für Gastronomie und Beherbergungsbetriebe in die Regionen bringen: „Beispiele dafür gibt es weltweit, in Österreich beispielsweise auch die Mariazellerbahn, die Murtalbahn, die Achenseebahn oder die Pinzgauer Lokalbahn, die jedes Jahr Zehntausende Begeisterte anziehen.“ 

Die Stainzer Bahn hat jedes Jahr fixe Unterstützung und noch Hilfe bei Reparaturen vom Land bekommen.
Christian Faul, Ex-Vizebürgermeister von Weiz

Dass der Club44 oder die Region einen Tourismusbetrieb nicht gänzlich selbst finanzieren kann, ist Insidern indes klar. Das Land Steiermark hingegen finanziere auch in anderen Tourismusregionen regelmäßig Projekte und unterstütze touristische Einrichtungen. „Die Stainzer Bahn hat jedes Jahr fixe Unterstützung und noch Hilfe bei Reparaturen vom Land bekommen. Die Gemeinde hat da aber auch die Administration übernommen“, erinnert sich etwa der langjährige Weizer Vizebürgermeister (SPÖ) und Nationalrat Christian Faul an die vergangenen Jahre, als er bei der Feistritztalbahn aktiv war.

Christian Faul, langjähriger Weizer Vizebürgermeister und Nationalrat, war ab den 1980er-Jahren aktiv am Betrieb der Feistritztalbahn beteiligt

Christian Faul, langjähriger Weizer Vizebürgermeister und Nationalrat, war ab den 1980er-Jahren aktiv am Betrieb der Feistritztalbahn beteiligt

Quellen: feistritztalbahn.at, club-u44.at, archiv.club-u44.at, Schellauf/Zehetner: 100 Jahre Feistritztalbahn, genussaufschiene.at, eisenbahn-museumsfahrzeuge.de, Wikipedia

Fotos: KLZ/Raimund Heigl (12), Club U44 (2), Wikimedia/Linie29, KLZ/Jonas Binder, Wikimedia/Niki.L, Feistritztalbahn, Feistritztalbahn/Christian Strassegger (2), KLZ/Johann Zugschwert (5), STG, KLZ/Julia Kammerer (4), Wikimedia/Bwag/C. Stadler, Wikimedia/HerziPinki, Gery Wolf, Stadtarchiv Gleisdorf, Schellauf/Zehetner: 100 Jahre Feistritztalbahn/Archiv Feistritztalbahn (6), Archiv Kleine Zeitung, Repro KLZ/Jonas Binder, Schellauf/Zehetner: 100 Jahre Feistritztalbahn/Archiv Markus Mandl, Schellauf/Zehetner: 100 Jahre Feistritztalbahn, KK, Stadtfeuerwehr Weiz, Michael Trunk, Privat, Wikimedia/Herbert Ortner (2), Schellauf/Zehetner: 100 Jahre Feistritztalbahn/Harald Navé, KLZ/Ulla Patz.

Videos: Clemens Pfeiffer (2), Club U44

Karte erstellt mit Flourish; Grundlage: OpenStreetMap, BEV, OpenRailwayMap, Steiermark Tourismus.

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