Equal Pay Day 2025: Gleiche Arbeit, weniger Einkommen – immer noch?

Seit Jahrzehnten fordern Frauen in Österreich gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Doch auch 2025 liegt die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen noch weit offen. Der Equal Pay Day zeigt Jahr für Jahr, wie hartnäckig sich diese Ungleichheit hält.

Anzeige

Diskussionen über Gleichstellung, Frauenförderung und faire Bezahlung gehören schon lange zum gesellschaftlichen Alltag. Doch trotz aller Fortschritte verändert sich eine Zahl in Österreich seit Jahren kaum: Frauen verdienen, je nach Methode zur Berechnung des Gender Pay Gaps, rund 16 bis 18 Prozent weniger als Männer – und das bei vergleichbarer Qualifikation, Arbeitszeit und Verantwortung.

Darauf soll der Equal Pay Day aufmerksam machen. Der Aktionstag fällt heuer auf den 2. November.

Was ist der Equal Pay Day?

Der Equal Pay Day markiert symbolisch jenen Tag im Jahr, ab dem Frauen statistisch gesehen „gratis“ arbeiten, während Männer bis zum Jahresende bezahlt werden.

In Österreich fällt der Equal Pay Day auf den Zeitraum zwischen Ende Oktober und Anfang November – und wirft ein grelles Licht auf strukturelle Ungleichheiten im Arbeitsmarkt.

Der Videostream zum Nachsehen:

Hier geht es zum Nachbericht.

Daten und Fakten zum Equal Pay Day

Frauen in Österreich arbeiten statistisch gesehen 60 Tage „gratis“, das ist der Zeitraum vom 2. November bis zum Jahresende. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Equal Pay Day um einen Tag verbessert.

Die durchschnittliche Entgeltdifferenz beträgt 2025 laut Statistik Austria österreichweit 16,3 Prozent. Das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2024, was etwa einem Tag entspricht.

Hierfür wurden die durchschnittlichen Bruttojahresgehälter von ganzjährig vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern verglichen.

Der Equal Pay variiert in Österreich stark nach Bundesland. Grund dafür sind unterschiedliche regionale Einkommenslücken zwischen Frauen und Männern.

In Kärnten fällt der Equal Pay Day heuer auf den 31. Oktober. Das heißt, dass Kärntnerinnen statistisch gesehen 62 Tage ohne Bezahlung arbeiten.

In der Steiermark ist der Equal Pay Day bereits am 27. Oktober. Steirerinnen arbeiten 66 Tage „gratis“, das sind sechs Tage mehr als im Österreich-Schnitt.

Am geringsten ist die Einkommenslücke in Wien (40 Tage), am höchsten in Vorarlberg (83 Tage).

Im Jahr 2009 wurde erstmal der Equal Pay Day für Österreich berechnet. In diesem Jahr haben Frauen noch 106 Tage „gratis“ gearbeitet.

Wenn sich die Lohnlücke zwischen den Einkommen von Männern und Frauen in dem Tempo weiterentwickeln würde, wie es seit 2008 der Fall ist, ist die entgeltliche Gleichstellung in Österreich im Jahr 2076 erreicht.

Gemeinsam für mehr Entgeltgleichheit: Was sagen Unternehmen zum Equal Pay Day?

Arbeiterkammer Steiermark

Bernadette Pöcheim

Leiterin der Abteilung Frau, Beruf & Familie

„Reden wir übers Geld! Denn mehr Einkommenstransparenz ist der Schlüssel zu mehr Einkommensgerechtigkeit zwischen Männern und Frauen. Als Arbeiterkammer setzen wir uns für klare und transparente Kriterien und die Offenlegung von Durchschnittseinkommen sowie Zulagen und Boni in Unternehmen ein. Die rasche Umsetzung der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz in Betrieben mit über 100 Beschäftigten ist dabei ein entscheidender Schritt in Richtung Einkommensgerechtigkeit.“

Volksbank

Monika Cisar-Leibetseder
Generaldirektorin Steiermark

„Wenn ein Unternehmen dafür sorgt, dass für gleichwertige Arbeit auch ein gleich hohes Gehalt gezahlt wird, dann erzeugt das mehr Zufriedenheit. Negative Stimmungen bzw. Schwingungen im Unternehmen hinsichtlich Einkommensgerechtigkeit werden so von vornherein ausgeschlossen.“

Wiener Städtische

Michael Witsch
Landesdirektor Steiermark

„Die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ist nicht zuletzt mit Blick auf deren Pensionskonto enorm wichtig, denn die Lücke zwischen Aktivbezug und Pension ist oft dramatisch groß. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich hinsichtlich finanzieller Absicherung auf keinen Fall nur auf den Lebenspartner verlassen sollte. Deswegen empfehle ich Frauen dringend, schon ab Beginn ihrer Erwerbstätigkeit in die eigene Vorsorge zu investieren.“

Was sind die Ursachen des Gender Pay Gaps?

Der Gender Pay Gap in Österreich hat vielfältige Ursachen, die meist strukturell bedingt sind. Ein wesentlicher Faktor ist die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit: Frauen leisten rund zwei Drittel der unbezahlten Haus- und Familienarbeit, was häufig zu Teilzeitbeschäftigung führt.

Laut Statistik Austria arbeiten in Österreich rund 51 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit, bei Männern sind es nur 13 Prozent. Hinzu kommt, dass Frauen überdurchschnittlich oft in schlechter bezahlten Branchen wie dem Pflege-, Bildungs- oder Sozialbereich tätig sind, obwohl gerade diese Berufe gesellschaftlich essenziell sind.

Auch bei Gehaltsverhandlungen, Beförderungen und der Besetzung von Führungspositionen bestehen weiterhin Ungleichheiten. In den Chefetagen österreichischer Unternehmen sind nur rund neun Prozent  der Vorstandsposten mit Frauen besetzt. Studien zeigen zudem, dass Frauen bei gleicher Qualifikation seltener befördert und schlechter bezahlt werden – häufig aufgrund unbewusster Vorurteile und tradierter Rollenbilder.

Weitere Inhalte zum Equal Pay Day:

Wie Teilzeitarbeit zur Armutsfalle für Frauen wird

Die Ausreden der Firmenchefs, warum sie Frauen weniger zahlen

Sportlerinnen in den Medien: Die Sache mit Halbe-Halbe

Equal Pension Day: Österreich bei Frauenpensionen EU-weit unter den Schlusslichtern

Entstanden in Kooperation mit:

Grafik: © Kleine Zeitung Design & Medien
Video: © Kleine Zeitung/Manuel Hanschitz
Fotos: © Adobe Stock, AK Steiermark/Derler, Kleine Zeitung/Manuel Hanschitz, cstrobl