GEISTIGES ZENTRUM IM GESÄUSE
950 Jahre Benediktinerstift Admont

INFOGRAFIK. Seit 1074 ist das Benediktinerstift in Admont Heimat von Benediktinermönchen. Das Stift zählt seit Jahrhunderten zu den geistigen Zentren der Steiermark.
Von Günter Pichler und Norbert Swoboda
Es ist ein außergewöhnliches Jubiläumsjahr – auch für die Steiermark heuer. Seit genau 950 Jahren besteht das Stift Admont – es ist das älteste Kloster der Steiermark. 1074 wurde es gegründet, etwa zur selben Zeit wie das älteste noch aktive Kloster Kärntens, St. Paul im Lavanttal (1091). Zu diesem Zeitpunkt gab es die Steiermark noch gar nicht, sie war als „Karantanische Mark“ Teil des Herzogtums Kärnten. Alles zusammen gehörte damals kirchlich zum Erzbistum Salzburg, was übrigens auch heute noch eine gewisse Rolle spielt. Graz war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht urkundlich erwähnt, auch bei Klagenfurt dauerte es noch mehr als 100 Jahre.

Der Raum um Admont am Eingang zum Gesäuse war aber nicht totale Wildnis, als der Salzburger Erzbischof Gebhard 1074 genau zwölf Benediktinermönche an diese Stelle (zunächst nördlich der Enns) schickte. Grund und Boden stammte aus einer Schenkung der (heiligen) Hemma von Gurk. Es gab einen kleinen Ort und es gab vor allem Salzabbau. Die Zeiten waren auch nicht eben gemütlich: Salzburg hatte im Investiturstreit Partei des Papstes ergriffen, immer wieder fielen Truppen der Salierkaiser marodierend ein.

Seitenansicht der neugotischen Stiftskirche
Seitenansicht der neugotischen Stiftskirche
Die Bühne war bereitet: Admont würde die nächsten knapp 1000 Jahre immer ein bedeutender spiritueller, kultureller und wirtschaftlicher Knotenpunkt für die gesamte Obersteiermark, ja überhaupt die Steiermark werden.
Die Stifterin
Hemma von Gurk
ca. 995–1045
Eine Frau als Stifterin. Sie war eine Kärntner Adelige und Kirchengründerin. Ihre Schenkung (Stiftung – daher kommt auch die Bezeichnung „Stift“) machte den Bau des Klosters in Admont erst möglich. Heute wird sie in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt und ist Schutzpatronin von Kärnten. (Seligsprechung 1287 und Heiligsprechung 1938). Ihr Grab in der Krypta des Gurker Domes in Kärnten ist auch Ziel zahlreicher Wallfahrten (Pilgerfahrten).

Der Benediktiner-
orden
Gegründet im 6. Jahrhundert
Der Orden geht auf Benedikt von Nursia (Umbrien in Italien) zurück (italienischer Name: Benedetto). Er war Einsiedler, Abt und Ordensgründer. Der Benediktinerorden ist der älteste katholische Mönchsorden der Welt.
„Ora et labora et lege“ – „Bete und arbeite und lies“
Attribute: Benedikt wird oft mit einem zersprungenen Becher, aus dem eine Schlange kriecht oder einem Raben mit einem Stück (vergiftetem) Brot im Schnabel dargestellt, als Hinweis auf erfolglose Giftattentate auf ihn. Auch Darstellungen mit Bischofsmütze, Krummstab oder dem Benediktusschild mit Segensformel kommen häufig vor.

Das Benediktinerstift Admont im Überblick
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Die gesamte Klosteranlage des Benediktinerstifts ist 12,65 Hektar groß.
Die neugotische Stiftskirche

Nach dem Brand 1865 wurde die Stiftskirche, die dem heiligen Blasius geweiht ist, neugotisch wieder aufgebaut, exakt auf den Fundamenten der romanischen und gotischen Vorgängerbauten.

Stiftsgymnasium seit 1644
Seit 380 Jahren gibt es das Stiftsgymnasium, ein einzigartiges Bildungsangebot neben Graz und Leoben. Schon zuvor gab es Unterricht für Adelige, für die Mönche und für Sängerknaben.
446 Schülerinnen und Schüler
67 Lehrerinnen und Lehrer
(Stand Februar 2024)
Räumlichkeiten der Mönche
Das (für Laien abgeschlossene) Kloster im engeren Sinn für die Mönche, mit Refektorium (Speisesaal), Dormitorien (Schlafsäle) bzw. heute Zellen, Kapitelsaal und Aufenthaltsräumen.
26 Benediktinermönche leben derzeit im Stift Admont und betreuen 26 Pfarren.
Die Mindestanforderung, um ein Mönch zu werden: Alter zwischen 18 und 40 Jahren, Matura oder abgeschlossene Berufsausbildung.
Die Chorkapelle

Die Mönche treffen sich hier dreimal täglich zum Stundengebet.
Museumsbereiche

Das heutige Museum wurde 2003 eröffnet und umfasst ein Kunsthistorisches Museum, Gotik-Museum, Naturhistorisches Museum, die Klosterbibliothek, das Museum Gegenwartskunst und diverse Sonderausstellungen.
Die aktuelle Ausstellung öffnet am 20. März 2024.
Weltgrößte Klosterbibliothek
Der 1776 vollendete Bibliothekssaal mit seiner Architektur, den Fresken, Skulpturen und seinem Bücherbestand zählt zu den bedeutendsten Gesamtkunstwerken des europäischen Spätbarocks. Der dreiteilig gegliederte Raum ist der größte klösterliche Bibliothekssaal der Welt.

Stift als Wirtschaftsfaktor
Das Stift ist der wichtigste Arbeitgeber in der Region mit über 400 Mitarbeitern in den Bereichen Industrie, Forstwirtschaft, Tourismus, Schulwesen, Soziales und Energiewirtschaft.
Im rot gerahmten Bereich:
Blumenhaus

Energieversorger

Gesundheitszentrum Admont

Das Kloster und der Wein
Bereits seit 1139 beschäftigen sich benediktinische Mönche in Jarenina (Nordslowenien) mit der Weinherstellung. Das Weingut heute heißt Dveri Pax.

Stiftskeller

Pfarramt
Verwaltung
Apotheke
Benediktus-Kapelle
Prälatur und Konvent
Die gesamte Klosteranlage des Benediktinerstifts ist 12,65 Hektar groß.
Die neugotische Stiftskirche

Nach dem Brand 1865 wurde die Stiftskirche, die dem heiligen Blasius geweiht ist, neugotisch wieder aufgebaut, exakt auf den Fundamenten der romanischen und gotischen Vorgängerbauten.

Stiftsgymnasium seit 1644
Seit 380 Jahren gibt es das Stiftsgymnasium, ein einzigartiges Bildungsangebot neben Graz und Leoben. Schon zuvor gab es Unterricht für Adelige, für die Mönche und für Sängerknaben.
446 Schülerinnen und Schüler
67 Lehrerinnen und Lehrer
(Stand Februar 2024)
Räumlichkeiten der Mönche
Das (für Laien abgeschlossene) Kloster im engeren Sinn für die Mönche, mit Refektorium (Speisesaal), Dormitorien (Schlafsäle) bzw. heute Zellen, Kapitelsaal und Aufenthaltsräumen.
26 Benediktinermönche leben derzeit im Stift Admont und betreuen 26 Pfarren.
Die Mindestanforderung, um ein Mönch zu werden: Alter zwischen 18 und 40 Jahren, Matura oder abgeschlossene Berufsausbildung.
Die Chorkapelle

Die Mönche treffen sich hier dreimal täglich zum Stundengebet.
Museumsbereiche

Das heutige Museum wurde 2003 eröffnet und umfasst ein Kunsthistorisches Museum, Gotik-Museum, Naturhistorisches Museum, die Klosterbibliothek, das Museum Gegenwartskunst und diverse Sonderausstellungen.
Die aktuelle Ausstellung öffnet am 20. März 2024.
Weltgrößte Klosterbibliothek
Der 1776 vollendete Bibliothekssaal mit seiner Architektur, den Fresken, Skulpturen und seinem Bücherbestand zählt zu den bedeutendsten Gesamtkunstwerken des europäischen Spätbarocks. Der dreiteilig gegliederte Raum ist der größte klösterliche Bibliothekssaal der Welt.

Stift als Wirtschaftsfaktor
Das Stift ist der wichtigste Arbeitgeber in der Region mit über 400 Mitarbeitern in den Bereichen Industrie, Forstwirtschaft, Tourismus, Schulwesen, Soziales und Energiewirtschaft.
Im rot gerahmten Bereich:
Blumenhaus

Energieversorger

Gesundheitszentrum Admont

Das Kloster und der Wein
Bereits seit 1139 beschäftigen sich benediktinische Mönche in Jarenina (Nordslowenien) mit der Weinherstellung. Das Weingut heute heißt Dveri Pax.

Stiftskeller

Pfarramt
Verwaltung
Apotheke
Benediktus-Kapelle
Prälatur und Konvent




Der weltgrößte Bibliothekssaal eines Klosters
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Die Bibliothek in Zahlen
70.000 Bände im Bibliothekssaal
200.000 gesamter Bücherbestand
1400 Handschriften (ab dem 8. Jh.)
530 Inkunabeln (Frühdrucke)

Die letzte große Restaurierung
Zu einer großen Restaurierung kam es zwischen 2004 und 2008. Die Fresken, der Skulpturenschmuck und alle Holz-Bestandteile wurden restauriert. 70.000 Bücher wurden gereinigt, 5000 Bücher restauriert.
Ein Highlight in der Bibliothek
Stiftsbildhauer Josef Stammel (1695–1765) hat die umfangreichen, in Lindenholz geschnitzten bildhauerischen Kunstwerke des Prunksaales geschaffen. Besonders beeindruckend sind die „Vier letzten Dinge“, eine Gruppe von vier überlebensgroßen Darstellungen von Tod, Gericht, Himmel und Hölle.

Wichtige Ereignisse
29. September 1074
Der Erzbischof Gebhard von Salzburg weihte das Benediktinerstift in Admont ein. Die ersten zwölf Mönche zogen vom Kloster St. Peter in Salzburg nach Admont um.

Erzbischof Gebhard
Erzbischof Gebhard
Von Salzburg aus wurde das gesamte Gebiet des heutigen Südostösterreichs kirchlich bestimmt – bis weit in das 13. Jahrhundert hinein.
Die Zeit zur Stiftsgründung
Das Herzogtum Kärnten war nach der Ablösung von Bayern 976 eine große Grenzregion nach Osten hin. Im Lauf des 11. und 12. Jahrhunderts wurde diese Region in einzelne Marken (Grenzgebiete) aufgeteilt. Für die Karantanische Mark, die von den Traungauern aus Steyr verwaltet wurde, bürgerte sich später der Name Steiermark ein.

Hzt. = Herzogtum, Gft. = Grafschaft, Mark: Eine Mark war im mittelalterlichen Europa ein Grenzgebiet des Reiches
13. Jahrhundert
Die Diözese Seckau wurde 1218 gegründet. 1235 stattete der bedeutende Staufer-Kaiser Friedrich II. dem Kloster einen mehrtägigen Besuch ab. 1261 gab es eine Hungersnot, die Mönche flüchteten nach Salzburg.
15. Jahrhundert
1451 kam es, von Salzburg ausgehend, zu einer tiefgreifenden Reform der Benediktinerklöster. 1483 setzte Kaiser Friedrich III. einen Abt ein, der ein bedeutender Humanist war.
17. Jahrhundert
Zeit bedeutender Bau- und Ausbautätigkeit unter Abt Urban Weber. 1644 Gründung des Stiftsgymnasiums. In dieser Zeit wurde auch die Wallfahrtskirche Frauenberg an der Enns stark ausgebaut.
1865 – Großbrand
Ein verheerendes Feuer zerstörte große Teile des Klosters, nur die Bibliothek blieb verschont. Das Stift wurde in den Folgejahren großteils wieder aufgebaut.

Das Stift nach dem Großbrand 1865
Das Stift nach dem Großbrand 1865
1938–1945
Das Naziregime setzte die Klostergemeinschaft zahlreichen Repressalien aus. Sie wurde enteignet und musste 1940 das Kloster verlassen (bis Ende 1945).

Wiedereinzug der Benediktiner im Oktober 1945
Wiedereinzug der Benediktiner im Oktober 1945
2024 – Jubiläumsjahr

Abt Gerhard Hafner
Abt Gerhard Hafner
Abt Gerhard Hafner (seit 2017 der 68. Abt) führt das Stift in sein Jubiläumsjahr. Höhepunkte: u. a. Neueröffnung der Museen und die TV-Übertragung der Weihnachtsmesse in ORF und ZDF.
Pilgerwege (Routenauswahl)
Der Benediktweg, benannt nach dem Ordensgründer, führt u. a. von Spital am Pyhrn über Admont und St. Paul nach Gornji Grad (SLO).
Der Hemma Pilgerweg geht u. a. von Stift Admont nach Gurk in Kärnten zum Grab der Stifterin.



Pilgerwege (Routenauswahl)
Der Benediktweg, benannt nach dem Ordensgründer, führt u. a. von Spital am Pyhrn über Admont und St. Paul nach Gornji Grad (SLO).
Der Hemma Pilgerweg geht u. a. von Stift Admont nach Gurk in Kärnten zum Grab der Stifterin.

Text und Infografik:
Günter Pichler und Norbert Swoboda
Videos:
Stift Admont/Michael Gügerl - Filmproduktion
3-D-Rendering:
Stift Admont/Kadadesign-Bildermehr
Fotos:
Stift Admont: F. Fankh (1), Thomas Sattler (1), Stefan Leitner (2); Stift Admont (1);
Rest: Wikipedia/KK (1); Günter Pichler (11)
Quellen:
Benediktinerstift Admont (stiftadmont.at); gymnasium-admont.at;
austria-forum.org; bergfex.at
Digitale Aufbereitung:
Günter Pichler und Jonas Binder
