VIER JAHRE NACH FELSSTURZ

Wie die Bärenschützklamm gesichert wurde und wie es jetzt dort ausschaut

Am 22. September 2024 wurde die Bärenschützklamm in Mixnitz neu eröffnet. Nach einem tödlichen Felssturz 2020 blieb sie vier Jahre lang gesperrt. Felswände mussten aufwändig gesichert und 110 von 164 Leitern und Brücken erneuert werden. Eine multimediale Klammwanderung.

Von Martina Pachernegg, Fatima Al Masodi und Jonas Binder

Da steht sie, die pittoreske Kassierhütte. Die grüne Tür ist noch verschlossen, die Fensterbalken sind zu und über ihr steht in großen weißen Lettern „Bärenschützklamm“. Seit exakt vier Jahren und drei Monaten wartet sie auf Besucherinnen und Besucher. „Jetzt ist es so weit, wir sperren am Sonntag auf. Es wird kein Band durchgeschnitten und keine Sektkorken knallen. Man kann einfach kommen“, sagt Siegmund „Sigi“ Wentner und lacht. Für ein Foto wird die Tür übrigens auch schon einmal ein paar Tage vorher aufgemacht.

Sigi Wentner vom Österreichischen Alpenverein, Sektion Mixnitz

Sigi Wentner vom Österreichischen Alpenverein, Sektion Mixnitz

Begleitet von kräftigem Wasserrauschen, herbstlich gefärbtem Laub und zahlreichen Feuersalamandern marschiert Wentner los. Den Weg kennt der stellvertretende Vorsitzende des Alpenvereins Mixnitz und Bergrettungswart in- und auswendig. „Heuer war ich schon 125 Mal in der Klamm. Es gab viel zu tun.“

Um die Schönheit der Klamm Besuchern zugänglich zu machen, wurden bereits im Jahre 1901 Stufen in den Fels geschlagen. „Kaum zu glauben, wie das damals gemacht wurde und was aus der Klamm geworden ist“, sinniert Wentner bei der Brücke Nummer drei.

Die wasserführende Bärenschützklamm ist ein Naturjuwel in der Gemeinde Pernegg, Ortsteil Mixnitz, im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag, rund 30 Kilometer Luftlinie von Graz entfernt.

Für Wentner ist die dritte Brücke ein wichtiger Punkt. „Es ist der eigentliche Einstieg in die Klamm, ab hier wurde fast alles neu gebaut“. Von den 164 Brücken und Leitern der Klamm – das Video zeigt nur einen Teil davon – sind 110 neu. Dabei wurden aber keine Bretter verwendet, sondern Rundhölzer. „Es wurde mit imprägnierten Kiefern gearbeitet, die Sprossen sind aus Lärchenholz“, sagt Wentner.

Bis zu 40.000 Ausflügler durfte man vor dem Coronajahr 2020 jährlich begrüßen, seit 1987 ist die Klamm ein Naturdenkmal. Dann kam es vor etwas über vier Jahren zum plötzlichen Ende: Ein Felssturz an einem beliebten Fotopunkt nahe dem Großen Wasserfall forderte am 8. Juli 2020 drei Tote und neun Verletzte; die sofortige behördliche Sperre der Klamm folgte. „Zwei Jahre geschah dann gar nichts. Der tragische Vorfall wurde untersucht“, so Wentner.

40.000

Besucherinnen und Besucher
lockte die Bärenschützklamm
jährlich vor dem Coronajahr
2020 nach Mixnitz.

Doch die Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen ein, weil es sich um ein „unvorhergesehenes Naturereignis“ gehandelt habe und alle behördlichen Auflagen erfüllt worden seien. Nachdem aber umfangreiche Felssicherungen durchgeführt und die beschädigte Steiganlage aufwendig erneut werden musste, zog sich die Wiedereröffnung. Immer wieder war die Freigabe verschoben worden, eigentlich wollte man schon 2023 eröffnen, dann wurde der Mai dieses Jahres als Starttermin angekündigt.

Doch gut vier Jahre nach dem Felssturz hat die behördliche Abnahme Anfang September stattgefunden und die Klamm sperrte schließlich am 22. September 2024 auf.

Die Wanderroute

Die Bärenschützklamm zählt neben der Teichalm zu den Naturjuwelen des Naturparks Almenland, der sich über 253 km² über die Gemeinden Breitenau/H., Fladnitz/T., Gasen, Passail, Pernegg/M., St. Kathrein/O. sowie Anger und Birkfeld erstreckt. Mit seinen 125 Almen bildet er das größte zusammenhängende Almweidegebiet abseits des Hochgebirges in Europa und eignet sich gut für ausgedehnte Wanderungen.

Ausgangspunkt der Klamm-Wanderung ist Mixnitz in der Gemeinde Pernegg. Anreisen kann man per Bahn, Bus, Sammeltaxi oder Pkw (Parkplätze in Mixnitz oder bei der Jausenstation Grassauer). Die klassische Route führt über den Steig bis zum Gasthaus „Zum Guten Hirten“ bzw. weiter zur Schüsserlbrunn-Kapelle.

Die 1901 errichtete (und mehrfach erneuerte) Steiganlage in der Bärenschützklamm ist dabei die wohl eindrucksvollste Wanderroute des Naturparks.

Die Klamm im Detail

Rund eineinhalb Stunden dauert der Zustieg vom Ort Mixnitz bis zum Klammeingang, vorbei am Kaskadenfall.

Kassierhütte

An der Kassierhütte ist eine kleine Erhaltungsgebühr (Erwachsene neun Euro, Kinder bzw. Jugendliche sechs Euro) zu entrichten. Betreut wird der Steig, der im Gebiet des Forstbetriebs Franz Mayr-Melnhof-Saurau liegt, vom Österreichischen Alpenverein (Sektion Mixnitz).

Unterstandshütte

Nach dem Einstieg in die Klamm, die der Mixnitzbach 200 bis 300 Meter tief in den Kalkstein gefressen hat, wandert man zur Unterstandshütte, die sich – gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist – für eine kleine Rast vor den steileren Steigabschnitten eignet.

Großer Wasserfall

Kurz darauf folgt mit dem Großen Wasserfall (Fallhöhe etwa 60 Meter) bereits einer der Höhepunkte der Wanderung.

Hühnerleiter

Insgesamt wurden für den 1,4 Kilometer langen Klammsteig 115 Brücken und 49 Leitern errichtet, mit denen eine Höhendifferenz von 350 Metern überwunden wird. Eine davon ist die sogenannte Hühnerleiter.

Schwalbennest

Einige Höhenmeter später lädt eine markante Ausbuchtung im Fels, das sogenannte Schwalbennest, wieder zur Rast ein.

Sicherungsnetze

Zwischen Hühnerleiter bzw. Großem Wasserfall und Schwalbennest liegt jene Stelle, an der es am 8. Juli 2020 zu dem schweren Felssturz mit drei Todesopfern und neun Verletzten gekommen war. Dort sind nun aufwendige Sicherungsmaßnahmen umgesetzt: neben Einzelfels-Sicherungen auch die (hier schwarz eingezeichneten) insgesamt zehn Sicherungsnetze.

Hohe Leitern

Die Route führt weiter über die Hohen Leitern, den nächsten namentlich bekannten und markanten Klammabschnitt.

Alte Kassierhütte

Im weiteren Streckenverlauf passiert man die alte Kassierhütte (Bergwachthütte), die 2019 zu Ehren des langjährigen Alpenvereinsobmannes in Hans-Jantscher-Hütte umbenannt worden war.

Felskirche

Eine weitere markante Felsformation gerät ins Sichtfeld: die Felskirche.

Letzte Bachbrücke

Einmal noch muss der Mixnitzbach gequert werden: Über die Letzte Bachbrücke bewegt man sich in Richtung Klamm-Ausstieg. Von hier führt die Route noch auf einem Forstweg weiter Richtung Gasthaus „Zum Guten Hirten“. Dort kann man entweder weiter zum Wallfahrtskirchlein Schüsserlbrunn wandern. Besonders motivierte oder fitte Geher können auch auf den Hochlantsch oder bis zum Teichalmsee gehen.

Prügelweg

Wer hingegen direkt wieder zurück nach Mixnitz möchte, biegt beim Guten Hirten in den Prügelweg (Forstweg) ein und wandert zurück zum Parkplatz.

Rückweg

Es gilt ein „Einbahnsystem“, der Rückweg durch die Klamm ist nicht möglich. Insgesamt drei bis vier Stunden dauert die gesamte Wanderung.