Meine Auszeit

Blitzlichter von den Sehnsuchtsorten
unserer Redaktion

MEINE AUSZEIT. Die Redakteure der Kleinen Zeitung haben Sie in diesem sommerlichen Format mit ihren subjektiven Zugängen, Erlebnissen und Gedanken zum Thema "Urlaub, Auszeit, Raus aus dem uns umgebenden Trübsinn" durch die Ferienzeit begleitet. Lesen Sie hier alle Beiträge im Rückblick.

53.

Eine Art
Großmutter

Von Julian Melichar

Die Queen war nicht meine Oma. Aber so etwas in der Art. Zunächst rollte ich im Kinderwagen über ihre Insel, setzte selbst keinen Fuß darauf. Ich noch babyfaltig, Ihre Majestät wieder faltig, 71. Das nächste Treffen? Am Londoner Camden Market. Punk-verliebt. Auf meinem Sex-Pistols-Shirt: „God Save the Queen“. Die Band meinte das nicht so, ich schon. Denn alles war hier so anders, ein Spiel, eine Auszeit vom Rest der Welt. Pelzige Soldaten, rote Postkästen, wie Tore in eine andere Dimension. Stockbusse ohne Tür. In die bunte Hauptstadt stürzte ich mich wie in ein Bällebad. Die putzigen Dörfer am Land dagegen wie von Playmobil. All die Jahre hinterließ mir die Königin Nachrichten. Auf Ketchupflaschen, Schokoladetafeln, Barbour-Jacken hieß es „Mit Genehmigung Ihrer Majestät“. Meine wichtigste Lebenslektion gab sie mir mit auf den Weg: Lass den Gegensatz regieren! Immer. Das Royale und die Anarchie. Pubbiertrockenen Humor und feuchtfröhliches Wetter. Tradition und Fortschritt.

52.

Mit allen
Sinnen

Von Verena Strobl

Es ist der Anblick eines Sonnenuntergangs, der sein imposantes Farbenspiel entfaltet und von Sekunde zu Sekunde schöner wird. Es ist das Geräusch der Wellen, die sich, zuerst noch sanft, immer weiter aufbauen und schließlich an der felsigen Küste brechen. Es ist der Geruch des Sommerregens, der den bevorstehenden Schauer vorsichtig ankündigt, schon lange, bevor die Tropfen tatsächlich gegen das Fenster klopfen und der auch noch lange danach die Luft durchzieht. Es ist das Gefühl von wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut und der sanften Brise, die durch das Haar weht. Es ist der Geschmack von frisch gepflückten Walderdbeeren, die beim Verzehr für eine saftig-süße Geschmacksexplosion sorgen. Es sind diese Momente, in denen man einfach nur voller Staunen die Schönheit der Natur in ihrer absoluten Vollkommenheit bewundert. In denen die Welt für einen Moment stillsteht. Momente, so ruhig und gleichzeitig so kraftvoll. Es ist meine persönliche Auszeit –erlebt mit allen Sinnen.

51.

Gefährliche
Begegnung

Von Felizitas Steiner

Jedes Jahr verbringe ich meinen Urlaub in einem südfranzösischen Dorf, das sich seit dem Mittelalter kaum verändert hat. Alte Steinhäuser, nette Menschen und schwaches Internet: der perfekte Ort, um abzuschalten. Meine Schwiegergroßmutter warnt mich allerdings jedes Mal vor gefährlichen Tieren, die hier leben. Ich solle weder Flipflops noch kurze Hosen tragen, denn der Biss einer Viper könnte tödlich enden. Ich saß also bei 40 Grad in Jeans und Turnschuhen, als es geschah. „Une Viper!“, schrie Oma. Sofort lief ich hin, um sie heldenhaft zu retten. Da saßen aber schon zwei Katzen, die mit der Viper spielten. Gerade wollte ich mich bücken, als hinter mir die Oma mit einer Schaufel auftauchte und das Tier mit einem Schlag erlegte. „Mit Vipern spielt man nicht”, mahnte sie die Katzen. Die Hühner waren d’accord und verSCHLANGen den Körper. Angst vor Schlangen habe ich übrigens keine mehr. Nur ein bisschen vor der Oma.

50.

Abschied vom
Sommer

Von Daniele Marcher

Egal, wo der Haupturlaub verbracht wurde – ob im geliebten Skandinavien oder gemütlich daheim auf dem Balkon – meine kleine Auszeit zum Sommerabschluss muss einfach sein: Mit dem Wohnmobil nach Kroatien, seit Jahren immer auf denselben Campingplatz. 140 Quadratmeter nur für uns, umgeben von dichten Oleanderhecken, direkt am Meer und unter schattigen Pinien. Aufwachen mit der nicht mehr brennend heißen Sonne, Einschlafen zum Meeresrauschen. Dazwischen nur lesen, reden, und aufs Meer schauen. Keine schreienden Kinderhorden – die Ferien sind dann ja schon vorbei. Keine Menschenmassen, die sich vor den Duschen und bei den Liegen am Pool drängen. Nur wir zwei, und der eine oder andere Campingnachbar, der ebenfalls die Ruhe sucht und keinen Kontakt, außer einem freundlichen Morgengruß, beabsichtigt. Erholung kann so einfach sein – wenn man das Privileg hat, nicht in der Hauptsaison verreisen zu müssen.

49.

Vom
Liebgewinnen

Von Gerald Winter-Pölsler

Jetzt, wo man in der Früh am Fahrrad schon an das Wort „Handschuhe“ denkt, wo es schon vor 20 Uhr draußen dunkel wird, wo sich in den Supermärkten die Regale schon unter der Last der Lebkuchen biegen, jetzt – Sie ahnen es vielleicht schon – ist der Sommer vorbei. Und die eigene Auszeit mit ihm. Aber das macht nichts. Anstatt der „Mittagsstunde“ von Dörte Hansen lese ich eben „Expedition Mathematik 1“, als gemeinsame Vorbereitung mit dem Nachwuchs auf das neue Schuljahr. Interessante Parallele: Das Rechnen mit Kommazahlen ist mir ähnlich fremd wie das Dorfleben im fiktiven Brinkebüll. Und: Beides eignet sich hervorragend, um den Kopf freizubekommen, aber nur eines davon werde ich wirklich lieb gewinnen. Anstatt ins milde Meerwasser tauche ich jetzt eben ins kalte Chlorwasser im Schwimmbad. Und schließlich gibt es ja die Vorfreude: auf den neuen Hansen-Roman „Zur See“. Und auf meine nächste Auszeit. Muss ja nicht immer im Sommer sein.

48.

Unter dem
Blätterhimmel

Von Sarah Kirchmayer

Mitten im Wald steht sie: eine kleine Liege aus Holz, die direkt unter einer großen Buche steht. Das Gestell für maximal zwei Personen ist morsch und feucht, aber trägt meinen Rücken gut. In meine Jacke eingewickelt kann ich hier ewig liegen bleiben, umrundet von knirschenden Ästen, dem Rauschen des Windes und dem Geruch von Tannenzapfen und nassem Holz. Die Luft ist klar und frisch, sodass es sich anfühlt, als hätte ich Ewigkeiten davor nicht mehr richtig geatmet. Wenn ich die Augen öffne, blicke ich direkt auf das sich über mich spannende Blätterzelt, das in allen erdenklichen Herbstfarben leuchtet. Stimmen im Abseits verraten mir, dass sich auch andere Menschen vor ihrem Alltagsstress in den Wald flüchten. Denn hier, unter den Hunderten von Jahren alten Bäumen, bleibt die Zeit tatsächlich stehen. Während ich hier so liege, wird mir klar, dass es genau dieses Gefühl ist, das ich in den letzten Monaten vermisst habe: meine Auszeit.

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Sonntagstipp:
Hymne auf
die Schöpfung

Von Katrin Schwarz

"Eines Morgens riechst du den Herbst. Es ist noch nicht kalt; es ist nicht windig; es hat sich eigentlich gar nichts geändert – und doch alles", schrieb Kurt Tucholsky zum Übergang des Sommers zum Herbst. Ich habe ihn heuer schon kurz gerochen. Doch das lässt mich emotional einigermaßen kalt. Beim Wandern komme ich sicher noch ins Schwitzen und erfahrungsgemäß weiß ich um die fixe Dosis Spätsommer. Und dann ist da noch der ungestüme Rausch der Farben als allerschönste Nebenwirkung des Jahreszeitenwechsels. Am Sonnengesangsweg in Tieschen lässt sich der Spätsommersonne inmitten von Wald- und Wiesenwegen beim Wandern besonders gemütlich huldigen (4 Kilometer Länge, 1,30 Stunden Gehzeit). Acht Stationen befassen sich künstlerisch mit der vom heiligen Franziskus verfassten Hymne auf die Schöpfung.

Station "Bruder Feuer" des Sonnengesangsweges. Foto: Schwarz

Station "Bruder Feuer" des Sonnengesangsweges. Foto: Schwarz

Für mich heißt das gedanklich an der Windharfe zur Ruhe kommen, weite klare Aussichten und Ausblicke (bis ins Pacherngebirge) an der Plattform "Sonne und Mond" finden oder bei "Bruder Feuer" in die tänzelnden Flammen starren. Die Feuerstelle inmitten eines wunderschönen Streuobstgartens spendet an kühlen Spätsommerabenden bei der Rast Wärme und das idyllische Knistern und Flackern entfacht das innere Feuer. Mit etwas Vorbereitung lässt es sich hier auch besonders gut auf das Leben anstoßen. Denn der Herbst steht nicht nur für Veränderung, sondern vor allem auch für Ernte und Genuss.

47.

Roadtrip ins
Ungewisse

Von Julia Kammerer

Abfahrt um 5.34 Uhr. Ein großer Koffer. Viel zu viel Gepäck. Ein genauer Plan. Nein. So läuft das nicht ab. Der Urlaub mit meiner besten Freundin gleicht eher einem Roadtrip ins Ungewisse. Eistee und was zum Knabbern begleiten uns – manchmal als Frühstück, oft als Snack. Der Blick immer leicht gesenkt auf die Tankanzeige. Geht es sich noch aus bis zur nächsten Tankstelle? Egal. Ich bin Beifahrer. Irgendjemand muss sich ja auch um die wirklich wichtige Aufgabe als DJ kümmern. Und um die Navigation. Letzteres glückt eher weniger gut. Es geht Richtung Meer, oft sehr spontan. Einmal sogar nur mit Badetuch und Bikini im Gepäck. Mitgesungen wird im Auto laut und falsch. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Und wenn dann Abba, König der Löwen, Camp Rock oder ein Lied von High School Musical erschallt, fühlen sich auch 23-Jährige schon ein bisschen alt. Nach Stunden erhaschen wir den ersten Blick aufs Meer. Und vermissen die viel zu kurze Auszeit in unserer Kapsel sehr.

46.

Feucht und
fröhlich

Von Thomas Wieser

Erinnerungen sind mitunter trüb wie tief hängende Regenwolken. Und gefühlt regnete es in den Sommermonaten in jüngeren Jahren jeden zweiten Tag. Mindestens. Ausflüge ins Freibad fielen ins Wasser, die Wochen in den Ferienlagern mit den Gleichaltrigen in verschiedenen Teilen des Landes waren meist genauso feucht wie fröhlich. Der Regen in allen möglichen Varianten wurde geduldsam und tapfer ertragen, erwünscht war er nicht. Und heute? Begrüßt man jeden Tropfen, selbst wenn der Zeitpunkt nicht optimal ist. So wie kürzlich in einem Gebirgstal. Der Regen kam beim Radeln und Wandern und Kraxeln meist quer daher, Sportgewand, Helm und Schuhe wurden rasch schmutzig und nass, aber im kühlen Hotelzimmer tagelang nicht trocken. Und trotzdem, es war eine willkommene Auszeit. So sehr freute man sich früher nicht über das Nass von oben, am wenigsten in den wohlverdienten Ferien. Aber im Alltag geht’s leider meist eh viel zu trocken zu.

45.

Ab in den
Südosten

Von Julia Schuster

Egal, ob Rom, London oder New York: Ein Sightseeing-Programm für Millionenstädte zu planen, ist dank Google oder – wenn man es lieber analog mag – Marco-Polo-Reiseführern keine große Herausforderung mehr. Will ich Gästen aus Spanien die beliebtesten Sehenswürdigkeiten meiner Heimat – der Südoststeiermark – zeigen, komme ich ins Grübeln. Denn bisher zog es mich doch eher in den fernen Süden anstatt in den nahen Südosten. Die eigene Region nimmt man selten als Urlaubsdomizil wahr, dabei hält sie viel mehr bereit, als man denkt: Warum nicht einmal auf die Burg Riegersburg klettern, bei Zotter in der Schokoladenfabrik naschen, in der Parktherme Bad Radkersburg entspannen, bei Pechmann’s alter Ölmühle Kamele streicheln oder an der Südoststeirischen Hügelland-Weinstraße eine Buschenschankjause schnabulieren? Erst wenn ich meine Heimat mal wieder mit den Augen eines Touristen sehe, wird mir wieder bewusst, was die eigene Region alles zu bieten hat.

44.

183 mal
66 Zentimeter

Von Verena Gangl

Meine Welt ist nur 183 mal 66 Zentimeter klein und es braucht keinen Millimeter mehr. Ein Schubser, die Matte rollt sich über dem Boden aus und mit dem ersten tiefen Atemzug tauche ich ein in meine Auszeit. Was jetzt außerhalb meines guten Quadratmeters passiert, bekomme ich nicht mit. Weltuntergang? Ohne mich. Ich folge den Anweisungen der Yogalehrerin: Der linke Fuß bleibt auf dem Boden, die linke Hand versucht, die Matte zu berühren. Wäre ich bloß gedehnter! Der Oberkörper dreht sich nach rechts, rechte Hand und rechtes Bein ragen in die Luft. Es wackelt. Ich versuche, mich zu halten. Jetzt wandert der Blick doch über den Mattenrand hinaus. Es sollte mich ja nicht interessieren, aber ein bisschen freut’s mich doch, dass auch die anderen taumeln. Ganz abgeschottet bin ich eben doch nicht. Plumps, zu viel gewackelt und geschaut. Ich fange von vorne mit der Übung an. Aber auch das gehört dazu. Jetzt bleibe ich aber wirklich innerhalb meiner paar Zentimeter ...

43.

Es summt
und brummt

Von Petra Lerchbaumer

An heißen Sommertagen suchen Mensch und Tier gerne kühle Platzerl auf. Den fleißigen Bienen, Hummeln, Erdwespen und Co kann wohl auch die größte Hitze nichts anhaben. Schon zeitig am Morgen finden sich die summenden und brummenden Insekten im Garten ein und fliegen unermüdlich bis zum Abend von einer Blüte zur nächsten. Es erweckt den Anschein, dass man mit dem blühenden Buffet genau deren Geschmack getroffen hat. Mit einer entsprechenden Gartengestaltung hilft man nicht nur der leidgeprüften Tierwelt. Es ist auch faszinierend, den Insekten zuzusehen. So auch beim Insektenhotel, wo die kleinen Geschöpfe emsig ihre Brutstätten für den Nachwuchs herrichten und bei der Versiegelung derselbigen winzig kleine Steinchen herbeibringen. Und zwischen dem Beobachten und Pflegen kommen einem neue Ideen in den Sinn, wie der Garten im nächsten Jahr noch ein Stückchen tierfreundlicher werden kann.

42.

Mutter Naturs
Malkasten

Von Andreas Schöberl-Negishi

Honiggelbes Streulicht aus dem Off zwischen Himmel und Erde schärft die Konturen. Und glättet gleichzeitig die Kanten. Das beschert dem Auge fließende Übergänge zwischen den Elementen: Wo endet der Horizont, und wo schiebt das Meer seine Wellen an den Strand? Schwer zu sagen. Blitzblau küsst Eisgrau, Aquamarin kuschelt mit Azur. Und Königsblau umarmt Kobalt. Mutter Natur hat ihren Malkasten ausgepackt: Wasserfarben. Ja, das ist mehr als nur ein Wortspiel, das Erinnerungen an den Kunstunterricht weckt. Viel mächtiger ist das Staunen angesichts der endlosen Palette an Schattierungen – voll belichtet, oder weiß bewölkt. Als strahlender Kontrapunkt in der monochromen Blaupause rückt ein karmesinroter Klecks ins Zentrum der Aufmerksamkeit: der Leuchtturm drüben, auf der anderen Seite. Er lenkt die Menschen bei Tag, und nachts leuchtet er ihnen heim. Das warme Gefühl, das sich trotz steifer Brise ausbreitet, mischt alle Farben wie im Kaleidoskop – zu reiner Freude.

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Sonntagstipp: Wenn
die Begleitung
den Atem raubt

Von Daniela Buchegger

Das Verhängnisvolle am Wandern mit Freundinnen ist, dass einem nicht der Anstieg verlässlich den Atem raubt, sondern die Gespräche. Nicht zu reden ist aber keine Option, denn die Begleitung gehört ebenso zum Sehnsuchtsort wie der Weg selbst. Dieser führt beim Wallfahrerweg in meiner Heimat, dem Naturpark Pöllauer Tal, nur in eine Richtung: steil nach oben, zur Wallfahrtskirche Pöllauberg. 340 Höhenmeter über eine Strecke von rund drei Kilometern bewältigen wir dabei. Immer dann, wenn wir Zeit haben oder uns diese nehmen, egal ob früh am Morgen, spät am Abend, im Sommer oder Winter. Der Anstieg über harten Asphalt, knorrige Wurzeln, weiches Gras ist mitunter anstrengend, vor allem wenn man jedes Mal den Anspruch hat, noch etwas schneller oben zu sein. Nimmt man sich hingegen Zeit und mehr Pausen, offenbart sich auf dem Weg die Vielfalt des Pöllauer Tals, vorbei an grünen Streuobstwiesen, schmucken Einfamilienhäusern, verwinkelten Wäldern.

Der Wallfahrerweg führt von Pöllau nach Pöllauberg. Foto: Heigl

Der Wallfahrerweg führt von Pöllau nach Pöllauberg. Foto: Heigl

Bis wir oben sind. Oder fast. Denn mein Sehnsuchtsort ist es vor allem wegen eines Moments: Wenn ich aus dem Wald herauskomme, außer Atem bin aufgrund des Aufstiegs und der Gespräche, und ich vor mir die steinernen Stufen mitten auf der Wiese vor der imposant aufragenden Kirche sehe und ich weiß, es ist nicht mehr weit, nur noch ein paar Schritte. Bis wir ganz oben sind und mir nicht das Reden den Atem raubt, sondern die Aussicht weit über Pöllau hinaus. Jedes Mal von Neuem.

41.

Tief
durchatmen

Von Rainer Brinskelle

Nur wenige Schritte von der Straße, den umliegenden Häusern und dem Umgebungslärm ist die erholsame Ruhe entfernt. Denn hinter der kleinen Müllinsel am Rande der Gemeindestraße befindet sich ein kleiner Forstweg. Nur ein paar Meter muss man zurücklegen, um die Spuren der Zivilisation hinter sich zu lassen – und tief durchatmen zu können. Groß werden die Augen von meinem bald zweijährigen Sohn, wenn kleine Frösche über den Weg springen oder ein Mistkäfer auf dem Rücken liegt – und durch das hilflose Strampeln den Eindruck erweckt, er möge am Bauch gestreichelt werden. Was die zarten Kinderhände auch gerne tun. Der Wald besticht nicht nur durch die Ruhe, die nur zwischendurch von Vogelgezwitscher oder knisterndem Laub unter den Füßen untermalt wird. Beispiellos ist auch die frische Luft, eine Wohltat für die Lungen. Krönen kann das der Duft von frischen Schwammerln und Pilzen – einhergehend mit der Hoffnung, diese auch zu finden.